FC Schalke 04 und Hertha BSC Die Leiden der Absteiger
Der FC Schalke 04 und Hertha BSC kommen auch in der 2. Liga nicht in Tritt. Jetzt kommt es zum direkten Duell der beiden Bundesliga-Absteiger.
Simon Terodde ist beim FC Schalke 04 wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Der 35-Jährige hatte mit Wadenproblemen gefehlt und war zuletzt beim 1:1 beim SV Wehen Wiesbaden Anfang September aufgelaufen. Nach den Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen und Monate war das endlich mal wieder eine gute Nachricht für die Fans der Gelsenkirchener. Im Duell der Bundesliga-Absteiger gegen Hertha BSC am Sonntag (ab 13.30 Uhr in der Live-Reportage und im Ticker bei sportschau.de) steht der Zweitliga-Rekordtorjäger wohl wieder im Kader.
Schalke auf dem Abstiegsrelegationsplatz
Denn ansonsten ist die Stimmung bei den "Königsblauen" bescheiden: nur sieben Punkte aus acht Spielen, zuletzt zwei Pleiten in Serie, Tabellenplatz 16. Das ist der Abstiegsrelegationsplatz.
Die Aufstiegsplätze sind schon neun Punkte weg. Manch einer fürchtet angesichts der Dynamik, Schalke werde wie Arminia Bielefeld im Vorjahr in die 3. Liga durchgereicht. Für den finanziell geplagten Klub wäre aber schon der verpasste Aufstieg hart. Und der war eigentlich erklärtes Saisonziel.
Nach der Trennung von Trainer Thomas Reis sollen gegen die "alte Dame" aus Berlin erneut die beiden Interimstrainer Matthias Kreutzer und Mike Büskens auf der Bank sitzen. Unter dem Duo verloren die "Knappen" zuletzt 1:3 beim SC Paderborn. Eine positive Reaktion der Mannschaft auf den Reis-Rausschmiss gab es also nicht.
Wer übernimmt den Schleudersitz?
"Wir sind noch auf dem Relegationsplatz - noch! Nach unten gibt's nur noch zwei Plätze", sagte Sportvorstand Peter Knäbel. "Himmeltraurig naiv" sei der Auftritt der Mannschaft gewesen: "Wir können uns die ganze Zeit erzählen, wie gut diese Mannschaft ist, wie viel Qualität die Spieler haben. Aber am Ende zählt: Was machen sie mit dem Trikot des Vereins, der sie bezahlt?"
Und jetzt gestaltet sich offenbar auch die Trainersuche schwierig. Der frühere Hertha- und Mainz-Coach Sandro Schwarz soll abgewunken haben, genau wie Ex-Profi Raul.
Wenn denn angesichts der Leistungen überhaupt jemand Lust auf den Schleudersitz hat. Der neue Trainer wird der 16. in den vergangenen zehn Jahren. "Aber ich habe keine Angst, dass einer der Kandidaten, mit denen wir gesprochen haben, jetzt sagt: 'Uiuiui, so eine scheiß Leistung, zu dem Sauhaufen will ich gar nicht hin'", sagte Knäbel. Ex-Coach Peter Neururer sieht das anders: "Welcher Trainer ist dazu bereit?" Dieser Job sei "wahrscheinlich nicht unbedingt die Weiterentwicklung oder der nächste Schritt in der Karriere", sagte Neururer.
Die Hertha arrangiert sich schon mit Liga zwei
Ganz so chaotisch geht es bei Hertha BSC nicht zu. Die Berliner liegen mit neun Punkten nur auf Platz zwölf und haben genau wie Schalke schon fünf Niederlagen kassiert. Nach einem Zwischenhoch mit zwei Siegen gab es zuletzt eine 1:2-Heimpleite gegen den FC St. Pauli. Der Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz beträgt nur zwei Zähler.
"Es war nicht einfach, und es wird auch nicht einfacher", sagte Trainer Pal Dardai. Das hört sich in Sachen direkter Wiederaufstieg fast schon nach Aufgabe an. "Wir müssen nicht vom Aufstieg reden. Wir sind immer noch in diesem Jahr, in dem wir etwas aufbauen", sagte auch Dardai.
Dardai sieht gute Entwicklung
Doch beim Hauptstadtklub ist - so scheint es - Gelassenheit eingekehrt. "Es war wirklich harte Arbeit. Wir hatten über 30 Rein-Raus-Transfers. So eine Mannschaft muss zusammenwachsen, und das braucht leider Zeit", erklärte Sami Allagui, Assistent der sportlichen Leitung. Und die scheint dabei auf Dardai zu vertrauen. Der sitzt offenbar fest im Sattel, und auch die Fans spielen mit. Pfeifkonzerte gab es nach der Niederlage gegen St. Pauli nicht, dafür minutenlangen Beifall nach Abpfiff.
So war für Dardai die Niederlage gegen die Hamburger auch ein Schritt nach vorne. "Die Situation kannten wir nicht. Gegen so einen Gegner musst du mitschwimmen und das haben wir in der ersten Halbzeit verpasst. Irgendwann haben wir es kapiert, dass wir mehr Körpereinsatz, mehr Leidenschaft brauchen", sagte Dardai und lobte den Entwicklungsprozess seiner Mannschaft innerhalb der 90 Minuten. Und auch Allagui erklärte, es werde "von Spiel zu Spiel besser".
Hertha erwartet kämpferische Schalker
Vor rund 60.000 Fans beim FC Schalke brauchen die Berliner einen ähnlich engagierten Auftritt wie in der Schlussphase gegen St. Pauli. "Schalke wird bestimmt aggressiv sein ohne Ende. Es wird körperbetont sein", sagte Dardai.