Thema Gästefans - VfL Osnabrück sagt Treffen mit Politik ab
Fußball-Drittligist VfL Osnabrück hat die Teilnahme an einem Treffen mit der niedersächsischen Innenministerin abgesagt, bei dem es auch um einen möglichen Ausschluss von Gästefans gehen sollte.
Zur Begründung gab der VfL an, dass er keine Fanvertreter zu dem "Dialogforum" mitbringen dürfe, zu dem Innenministerin Daniela Behrens für Mittwoch (31.07.2024) um 13 Uhr eingeladen hatte. Die SPD-Politikerin wollte dabei mit den vier niedersächsischen Profiklubs VfL Wolfsburg (Bundesliga), Hannover 96, Eintracht Braunschweig (beide 2. Bundesliga) und den in der vergangenen Saison abgestiegenen Osnabrückern Gespräche "rund um das Thema Sicherheit und die Reduzierung von Gewalt in Fußballstadien" führen.
Anlass für das Treffen waren die beiden Derbys zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig in der abgelaufenen Saison. Beim Spiel in Braunschweig hatten Fans so massiv Pyrotechnik eingesetzt, dass das Spiel unterbrochen wurde. Außerdem wurden vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) Strafen ausgesprochen, weil beleidigende Banner gezeigt und Gegenstände aus Verankerungen gerissen und auf das Spielfeld geworfen worden waren.
Behrens droht mit Ausschluss von Gästefans
Innenministerin Behrens hatte im Nachlauf des Derbys am 14. April 2024 schon angedroht, dass bei Partien zwischen Hannover und Braunschweig künftig keine Karten mehr an Gästefans verkauft werden könnten. Dafür erhielt sie Zustimmung, aber auch Ablehnung, etwa von Fanorganisationen, die den Vorschlag als "populistisch" bezeichneten. Sogar Vertreter des Koalitionspartners Bündnis 90/Die Grünen äußerten sich skeptisch.
Innenministerin Daniela Behrens
VfL Osnabrück lehnt Gästefanverbot kategorisch ab
In der Mitteilung, mit der die Osnabrücker ihre Absage des Treffens begründen, lehnt Geschäftsführer Michael Welling Behrens' Vorschlag ab: "Grundsätzlich ist für uns ein Gästefanverbot ein in keiner Weise gangbarer Weg. Mit Kollektivstrafen und Pauschalisierungen zu arbeiten, erscheint uns eher als Teil des Problems und weniger als Lösungsansatz selbst."
Osnabrücks Geschäftsführer Michael Welling
Der VfL schreibt weiter, dass er schon früher "keine Notwendigkeit" für einen "Gewaltgipfel" gesehen habe, weil er mit den eigenen Fans keine Probleme kenne. Die Konzepte hätte er gerne bei dem Dialog mit der Politik vorgestellt.
Osnabrücker Beirat: Politik "entlarvt eigene populistische Vorgehensweise"
Nach Informationen der Sportschau ging am Dienstag (30.07.2024) ein Schreiben des niedersächsischen Innenministeriums beim Drittligisten ein, in dem eine Teilnahme von Fanvertreterinnen und Fanvertretern abgelehnt wurde.
Daraufhin, so der VfL, habe er sich nach Absprache mit den Gremien fürs Fernbleiben entschlossen. Osnabrücks Beiratsmitglied Alexander Stuckenberg, der aus der Fanszene kommt, geht Ministerin Behrens in der Mitteilung scharf an: "Mit der aktiven Ausladung von Fanvertreterinnen und Fanvertretern entlarvt das Innenministerium die eigene populistische Vorgehensweise. Es ist absurd, dass man nur über Fans und nicht mit Fans reden will und parallel bereits ein Gästefanverbot bei Derbys als Kollektivstrafe für unbeteiligte Klubs vorschlägt."
Bei den Gesprächen über Sicherheitskonzepte sei "die Anwesenheit von Fanvertretern nicht der richtige Ort", teilte das Ministerium in der Landespressekonferenz am Mittwoch (31.07.2024) mit. Man sei "durchaus bereit, auch mit Vertretern der organisierten Fanszene zu sprechen, aber heute ist dafür nicht der richtige Rahmen." Die Absage des VfL sei bedauerlich und irritierend.