Frankfurt und Atlético als Vorbild Schalker Chance und Risiko - alle Macht für Manga
Offiziell ist Ben Manga auf Schalke "Kaderplaner". Doch nach der Entlassung von Trainer Karel Geraerts und Sportdirektor Marc Wilmots liegt jetzt alle Macht bei ihm. Er bestimmt die Philosophie des taumelnden Vereins - mit klaren Vorgaben und klaren Vorstellungen.
Das Intro als alleiniger starker Mann bei den Königsblauen hätte allerdings deutlich besser laufen können. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge holte sich Manga gleich bei seinen ersten beiden Wunschkandidaten Absagen: Benedikt Höwedes möchte nicht der Nachfolger von Wilmots werden. Und Valérien Ismael nicht der Nachfolger von Geraerts.
Die meisten Fans werden indes die Absage von Ismaél nicht als allzugroße Tragik empfunden haben, denn sie träumen von einer viel größeren Lösung, zumindest vom Klang her. Weltstar und Ex-Schalker Raúl, der aktuell die zweite Mannschaft von Real Madrid coacht, würde mit Sicherheit eine Welle der Euphorie auslösen, die den Schalkern nicht erst seit dem tragikomischen 3:5 nach 3:0-Führung zuletzt im Zweitligakeller gegen Darmstadt 98 so sehr fehlt.
Zitate aus Hintergrundgespräch veröffentlicht
Doch auch in der Causa Raúl lief es am Dienstag (24.09.2024) suboptimal für Manga. In einem Gespräch mit einer kleinen Medienrunde, unter anderem mit der "WAZ", der "BILD" und dem Sportinformationsdienst, hatte sich Manga durchaus offen gegenüber den Raúl-Träumen rund um Schalke gezeigt und mitgeteilt, dass man natürlich das Gespräch mit der Klubikone suchen würde - allein schon, um sich hinterher keine Vorwürfe anhören zu müssen.
Raul vom FC Schalke 04 jubelt nach einem Treffer (2011)
Die Presseagentur veröffentlichte dann diese Zitate, wurde aber später von der Medienabteilung der "Knappen" wieder zurückgepfiffen und musste eine Korrekturmeldung herausgeben: Die Sätze seien nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen, es habe sich nur um ein Hintergrundgespräch gehandelt.
Bisher kein Mann für die erste Reihe
Hintergrundgespräche führt Manga gerne, er war bisher noch nie der Mann für die erste Reihe eines Klubs. Dabei ist er ein durchaus freundlicher und offener Kommunikator, und er ist weltweit mit einem Scoutingsystem vernetzt, das seinesgleichen sucht.
Bei Eintracht Frankfurt hat man von diesen Connections in unfassbarem Maß profitiert, ein ganz großer Anteil des Siegeszuges nach Europa mit der "Büffelherde" Sébastien Haller, Ante Rebic und Luka Jovic oder jungen Topspielern wie Evan N`Dicka und vor allem des damit verbundenen finanziellen Aufstiegs der Eintracht hing mit Ben Manga zusammen.
Junge Spieler ausbilden - und teuer verkaufen
Am Ende soll es zwischen dem später verpflichteten Markus Krösche und Ben Manga dann aber nicht mehr gepasst haben, doch das Frankfurter Modell verspricht sich nun auch Schalke von ihm. Junge oder noch wenig bekannte Spieler sollen geholt oder aus dem eigenen Internat ausgebildet und aufgebaut werden - und dann in Zukunft irgendwann nach dem Vorbild von Julian Draxler, Leroy Sané und Manuel Neuer sehr teuer verkauft werden.
Auch beim Spielstil gibt nun Ben Manga die Leitlinien vor, und auch die orientieren sich an einem Spitzenklub. "Auf lange Sicht", hat der Kaderplaner zur Abwechslung mal nicht in einem Hintergrundgespräch erzählt, "wollen wir so wie Atlético Madrid spielen." Das sollte kein Schalker Größenwahn sein, sondern eine Orientierungshilfe, ein Ziel, ein Plan.
"Hinten kompromisslos und vorne effektive Show"
O-Ton Manga: "Meinen Scouts habe ich gesagt: Auf Schalke wollen wir vom Ansatz her einen Fußball sehen wie bei Atlético. Hinten kompromisslos agieren und vorne Show, aber effektive Show. Für solch eine Idee braucht es die richtigen Spieler mit der passenden Mentalität. Daten ergänzen dabei unser Scouting."
Den Anfang hat Manga gemacht - mit sage und schreibe 17 Neuen für insgesamt nur 4,5 Millionen Euro. Dabei sind trotz der mickrigen vier Punkte aus den ersten fünf Saisonspielen schon Ansätze seiner Ideen zu erkennen: Halbstürmer Moussa Sylla kam aus der französischen zweiten Liga und hat bereits vier Treffer erzielt. Über außen sorgt Christopher Antwi-Adjei vom VfL Bochum für Highspeed - und Tempo, Sturm und Drang sollen identitätsstiftende Tugenden bei den Königsblauen sein.
So viel Machtfülle ist auch ein Risiko
Fakt ist aber bei so viel Machtfülle wie jetzt bei Manga auch: Dieser Schuss muss sitzen. Die absolute Rückendeckung von Vorstandschef Matthias Tillmann hat der Chefstratege, der nun aber auch das richtige Händchen bei der Trainer- und Sportdirektorensuche benötigt. Klappt das nicht, droht dem hochverschuldeten Revierklub der Sturz ins Bodenlose.