Fußball-Bundesliga läuft wieder Leverkusen mit Machtdemonstration beim BVB
Bayer Leverkusen hat bei der Fortsetzung der Fußball-Bundesliga nach der Winterpause mit einem 3:2 (3:1)-Erfolg bei Borussia Dortmund eine Kampfansage im Titelrennen abgegeben.
Der Double-Gewinner aus Leverkusen feierte beim BVB zum Auftakt des 16. Spieltags den neunten Pflichtspielsieg in Folge und bestätigte seine starke Form aus den Wochen vor der Winterpause. Leverkusen rückte mit 35 Punkten vor den Samstagsspielen bis auf einen Punkt an Tabellenführer FC Bayern München heran und positioniert sich endgültig als erster Herausforderer der Münchner im Titelrennen.
Dortmund bleibt nach der ersten Heimniederlage der Saison bei 25 Punkten stehen und ist weit davon entfernt, oben anzugreifen. Für den BVB war es zudem die erste Heimniederlage in einem Freitagabendspiel seit dem 30. Januar 2004, dem 0:1 gegen den Erzrivalen Schalke 04,
Schick mit Doppelpack
Nathan Tella besorgte vor 81.365 Zuschauern Leverkusens Führung nach gerade einmal 25 Sekunden, es war der zweitschnellste Treffer der bisherigen Saison. Patrik Schick (8.) erhöhte auf 2:0, nach Dortmunds Anschlusstor durch Jamie Gittens (12.) stellte Schick mit seinem zweiten Treffer (19.) den alten Abstand wieder her. Serhou Guiriassy konnte vom Elfmeterpunkt (78.) nur noch verkürzen.
Leverkusens Doppel-Torschütze sprach im Sportschau-Interview von einem wichtigen Sieg: "Alle sind glücklich über die drei Punkte, hier in Dortmund." Es sei noch viel zu früh, um von der Meisterschaft zu reden, sagte Schick. "Aber wir sind in einer guten Position."
"In Dortmund ist es immer tough", sagte Jonathan Tah am Sportschau-Mikrofon. Leverkusens Abwehrchef zeigte sich besonders zufrieden über "die Art und Weise, wie wir ins Spiel reingekommen sind." In der Schlussphase habe das Team noch etwas leiden müssen, so Tah, "aber auch diese Phase haben wir als Mannschaft gut überstanden."
Das Spiel im winterlichen Dortmund begann aufgrund erschwerter Anreisebedingungen mit 15 Minuten Verspätung. Und nach einer Gedenkminute für die kurz vor dem Jahreswechsel verstorbene Klub-Ikone Teddy de Beer, Dortmunds Stadionsprecher Norbert Dickel brach bei seiner Abschiedsrede die Stimme.
Dortmund mit Rumpfabwehr - Leverkusen mit Blitzstart
Der BVB ging nach einer Krankheitswelle im Team stark ersatzgeschwächt ins Spiel. Weil neben Waldemar Anton, Ramy Bensebaini, Emre Can und Nico Schlotterbeck zudem auch Niklas Süle verletzt ausfiel, musste Trainer Nuri Sahin eine komplett neue Viererkette bauen: die beiden Youngster Yannik Lührs (21 Jahre) und Almugara Kabar (18) gaben dabei ihr Debüt in der Startelf - mit verheerenden Auswirkungen.
Nach nicht einmal einer halben Minute wurde Dortmunds Aushilfsabwehr vom Leverkusener Pressing kalt erwischt: Edmond Tapsoba fing den Ball ab, legte quer auf Tella, der mit einer sehenswerten Direktabnahme in den Winkel zur Führung traf.
Saisontore zehn und elf für Schick
Kurz darauf ging es erneut zu schnell für den BVB: Erneut war es Tapsoba, der die Dortmunder Abwehrreihe diesmal mit einem feinen Steilpass auf Piero Hincapie aushebelte, Schick brauchte in der Mitte nur noch einzuschieben.
Es musste einem angst und bange werden um den BVB, für Hoffnung bei Schwarz-Gelb sorgte zwischenzeitlich eine Unaufmerksamkeit in Leverkusens Abwehr: Robert Andrich fabrizierte nach Yan Coutos Flanke einen Querschläger, Gittens spitzelte den Ball an Leverkusens Keeper Lukas Hradecky vorbei zum Anschluss ins Tor.
Der BVB verstärkte die Angriffsbemühungen, doch in der Defensive fehlte jegliche Ordnung. Leverkusen hatte es weiter einfach und nutzte dies konsequent aus: Jeremie Frimpong hatte auf dem rechten Flügel sehr viel Platz und noch mehr Zeit, seine Flanke fand wieder Schick, der mit seinem zweiten Treffer auf 3:1 erhöhte.
Leverkusen zunächst ohne Wirtz - aus "internen Gründen"
Es waren die Saisontore Nummer zehn und elf für den tschechischen Mittelstürmer, der im letzten Spiel vor Weihnachten gegen Freiburg viermal getroffen hatte. Den weiterhin verletzten Victor Boniface vermisste man bei der Werkself an diesem Abend kaum, ebensowenig wie Florian Wirtz, der überraschend wegen "interner Gründe" auf die Bank gesetzt wurde, wie es von Leverkusens Verantwortlichen hieß.
Leverkusens Fans brannten schon zur Halbzeit ein kleines Feuerwerk ab. Schick hatte nach einer Stunde sogar die große Chance auf einen Hattrick: Wieder kam die Maßvorlage von Frimpong, doch diesmal brachte Schick den Ball nicht an Gregor Kobel vorbei. Kurz darauf machte der Doppel-Torschütze Platz für Wirtz.
Der BVB blieb engagiert, aber weiter kaum gefährlich - erst ein Blackout von Tapsoba ließ es noch einmal spannend werden. Leverkusens Verteidiger hatte das Laufduell im Strafraum gegen Julien Duranville eigentlich schon für sich entschieden, fuhr dann aber völlig unnötig den Arm gegen den Dortmunder aus. Schiedsrichter Tobias Stieler entschied nach Überprufung der Szene auf Elfmeter, Guirassy verwandelte sicher.
Dortmund verstärkte in der Schlussphase noch einmal den Druck, mit Donyell Malen, Gio Reyna und Marcel Sabitzer kamen frische Kräfte, doch am Ende stand der verdiente Sieg für Leverkusen.
Dortmunds Coach haderte im Anschluss vor allem mit den frühen Gegentoren. "Schlechter kann man nicht in ein Spiel wie dieses starten", sagte Sahin am Sportschau-Mikrofon. Die Gegentore seien "viel zu einfach", gefallen, so Sahin. "Das müssen wir besser verteidigen."
"Drei Tore zuhause zu kassieren ist schwer, auch gegen eine so gute Mannschaft wie Leverkusen", sagte BVB-Kapitän Julian Brandt. "Trotzdem müssen wir unsere Lösungen zu finden. Es gab einige Dinge, die wir heute hätten besser machen können."
Dortmund in Kiel, Leverkusen gegen Mainz
In der Bundesliga steht gleich eine englische Woche auf dem Programm, für Dortmund und Leverkusen geht es schon am kommenden Dienstag weiter: Der BVB spielt bei Holstein Kiel (18.30 Uhr), Bayer 04 empfängt den 1. FSV Mainz 05 (20.30 Uhr).