Max Eberl faltet die Hände vor seinem Gesicht

Geht er jetzt zum FC Bayern? RB Leipzig feuert Sportvorstand Max Eberl

Stand: 01.10.2023 13:58 Uhr

Fußball-Bundesligist RB Leipzig trennt sich mit sofortiger Wirkung von Max Eberl. Das gab der DFB-Pokal-Sieger am Freitag (29.09.2023) bekannt und nannte als Grund "das fehlende Commitment" (fehlende Identifikation, d. Red.) des Sportgeschäftsführers zum Klub. Rouven Schröder, den Eberl nach Leipzig geholt hatte, übernimmt nun die sportliche Leitung.

Eberl war zuletzt medial erneut mit einem möglichen Wechsel zum FC Bayern in Verbindung gebracht worden. Angesichts dieser Spekulationen hatte er diese Woche lediglich auf seinen Vertrag beim Pokalsieger verwiesen und betont, dass es nicht um ihn, sondern um das Duell mit den Münchnern gehe. Am Samstag empfängt Leipzig die Bayern zum Topspiel der Bundesliga (Ab 18.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Live-Ticker bei der Sportschau) - offenbar hatten sich die Vereinsverantwortlichen im Vorfeld ein klareres Statement gewünscht.

Eberl hatte erst im vergangenen Dezember sein Amt in Leipzig angetreten, nachdem er im Januar 2022 bei Borussia Mönchengladbach zurückgetreten war und dies mit seiner eigenen Erschöpfung begründet hatte.

Mintzlaff: "Es war nicht zu retten"

Für Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff war die Trennung von Sportchef Max Eberl nach nicht mal einem Jahr als Sportchef bei RB Leipzig alternativlos. "Nein, es war nicht zu retten", sagte er am Samstag beim Sender Sky vor dem Topspiel der Fußball-Bundesliga der Leipziger daheim gegen den FC Bayern, "deswegen haben wir auch so konsequent gehandelt."

Es sei ein Prozess gewesen, der schon früher im Frühjahr begonnen habe, als Gerüchte aufgekommen seien. "Natürlich hätte man sich gewünscht, dass da mehr Überzeugung ist", sagte Mintzlaff, nachdem Eberl immer wieder mit dem FC Bayern und Verbindung gebracht wurde. 

Er habe lange um Eberl gekämpft, umso trauriger sei das, räumte Mintzlaff ein. Die Geschäftsführung von RB habe auch das Gefühl gehabt, so ginge es nicht mehr. Er als Aufsichtsratsvorsitzender sei Teil des Prozesses gewesen. "Das ist eine harte Entscheidung gewesen", betonte Mintzlaff, der damals bei der Verpflichtung Eberls das Gefühl gehabt hatte, dass die "absolute Wunschlösung" zum Verein passe.

Im Streit sei man jedoch nicht auseinandergegangen: "Es ist nicht so, dass wir uns gestritten haben", sagte Mintzlaff im "Sportstudio" des ZDF am Samstagabend. "Das war eine Entscheidung, die Max auch nachvollziehen konnte und die er auch akzeptiert hat."

Coach Marco Rose bedauert den Abgang seines Kumpels aus Gladbacher Zeiten: "Ich finde das schade. Ich hatte ein vertrauensvolles Verhältnis zu Max, wir hatten persönlich einen sehr guten Kontakt. Er ist ein Top-Mann."

Max Eberl - schon länger Kandidat bei den Bayern

Der 50-Jährige, der nach Klub-Angaben einen "langfristigen Vertrag" in Leipzig besaß, galt bereits in der Vergangenheit, als er noch Sportdirektor bei Borussia Mönchengladbach war, mehrfach als Kandidat beim FC Bayern. Die Münchner hatten im Juli Christoph Freund als Sportdirektor und damit quasi als Nachfolger von Sportvorstand Hasan Salihamidzic verpflichtet.

Die offene Position von Ex-Vorstandschef Oliver Kahn ist dagegen noch nicht besetzt und könnte nun von Eberl besetzt werden. Der hatte seine aktive Fußballkarriere einst im Nachwuchs und den Profis des FC Bayern begonnen.

Enge Beziehung zu Hoeneß

Eberl pflegt ein exzellentes Verhältnis zu Uli Hoeneß, seine aktive Karriere hatte er in München begonnen. Zudem wohnt seine Lebensgefährtin in der bayrischen Landeshauptstadt. Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hatten in der Vergangenheit schon versucht, Eberl zu den Bayern zu holen, damals bekamen sie aber noch eine Absage, weil er sein Werk in Gladbach noch nicht beendet sah. Nun deutet vieles darauf hin, dass es schon bald zum Zusammenschluss kommen könnte.

Hoeneß selbst wollte sich am späten Freitagabend nicht zur Sache äußern. "Das war nicht meine Entscheidung, nicht unsere Entscheidung. Ich kann dazu gar nichts sagen", meinte der Ehrenpräsident der Bayern im Gespräch mit "t-online" am Rande des Sieges der Münchner Basketballer gegen den Syntainics MBC (96:87).

Inwiefern zwischen Eberls Freistellung und einem möglichen Interesse des FC Bayern ein Zusammenhang besteht, blieb zunächst unklar. Nach Informationen der "Bild-Zeitung", die am Freitag wie der "kicker" wenige Minuten vor Eberls Aus bereits berichtete, soll Red-Bull-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff ein klares Bayern-Dementi vermisst haben.

Die Vorwürfe: Zu wenig in Leipzig, zu teure Transfers

Zudem gebe es den Vorwurf, Eberl habe sich zu selten in Leipzig aufgehalten. Was den RB-Verantwortlichen ebenfalls nicht gefallen haben soll: Eberl hat es zwar geschafft, den Leipziger Kader nach den Abgängen wie Christopher Nkunku (FC Chelsea), Dominik Szoboszlai (FC Liverpool) und Josko Gvardiol (Manchester City) zu verstärken, der Umbruch soll jedoch zu teuer gewesen sein.

Profis wie Lois Openda (RC Lens) und Castello Lukeba (Olympique Lyon) soll er deutlich über Preis verpflichtet haben. Auch die Leihgeschäfte von Xavi Simons (Paris St. Germain) und Fabio Carvalho (FC Liverpool) passen eigentlich nicht ins Transferkonzept des Vereins, weil die Deals keine Kaufoptionen beinhalten. Bei RB bestand der Fokus stets darauf, junge Spieler zu entwickeln und nach einer gewissen Zeit mit großem Gewinn zu transferieren. Im Falle der beiden Spieler ist dies durch die Rahmenbedingungen aber wohl nicht möglich.

Große Erfolge in Gladbach - aber auch großer Abschiedsärger

Dennoch betonte der Klub, dass die Entscheidung nicht aus sportlichen Gründen gefallen sei. Zu überzeugend war der Saisonstart. Leipzig hat sieben von acht Pflichtspielen gewonnen und mit der von Eberl gebauten Mannschaft unter anderem den FC Bayern im Supercup (3:0) deutlich geschlagen. Trotzdem endete nun die Zusammenarbeit.

Zuvor hatte der langjährige Bundesliga-Verteidiger Eberl 23 Jahre in Mönchengladbach verbracht, die Gladbacher als Sportdirektor vom Abstiegskandidaten zum dreimaligen Champions-League-Teilnehmer geformt. Nachdem Eberl aus gesundheitlichen Gründen um die Freigabe gebeten hatte und dann in Leipzig anheuerte, wurde er aber bei den Borussia-Fans zur Persona non grata.

Beim RB-Gastspiel in seiner alten Heimat vor einer Woche gab es Schmähplakate. Auf einem stand neben einer Eberl-Karikatur geschrieben: "Erst hol ich mir nen Krankenschein, dann zähl' ich weiter Schein für Schein". Die Gladbacher Ultras hatten zuvor schon die Erkrankung Eberls, wegen der er den Verein verließ, infrage gestellt.