Bundesligaspiel in Augsburg Schuss auf Gladbacher Fanbus - "Staatsregierung mauert"
Es bleibt weiter offen, warum der Schuss eines Polizisten in einen Mönchengladbacher Fanbus beim Spiel in Augsburg einschlug. "Die bayerische Staatsregierung mauert", kritisiert der Abgeordnete Max Deisenhofer von Bündnis 90/Die Grünen die Antworten auf seine Anfrage.
Die Antworten, die der Sportschau vorliegen, bringen keinen relevanten Erkenntnisgewinn. Sie geben den Stand wider, den die Bayerische Bereitschaftspolizei schon am 24. August mitgeteilt hatte, fünf Tage nach dem Vorfall am Rand des Bundesligaspiels zwischen dem FC Augsburg und Borussia Mönchengladbach.
Damals hieß es: "Nach derzeitiger Kenntnislage haben sich unmittelbar vor der Schussabgabe Polizeibeamte auf Grund der hohen Außentemperaturen gegenseitig mit Wasser bespritzt. Warum der Schütze dann zur Waffe gegriffen hat und es zur Schussabgabe gekommen ist, ist noch Gegenstand der Ermittlungen."
Mit eben jenem Hinweis auf laufende Ermittlungen verweigert die bayerische Staatsregierung, gebildet von der CSU und den Freien Wählern, konkretere Angaben. In der Antwort heißt es, dass "nach sorgfältiger Abwägung" entschieden worden sei, dass die "berechtigten Interessen bei der Durchführung strafrechtlicher Ermittlungen" höher einzustufen seien als "das Informationsinteresse des Parlaments" und somit der Öffentlichkeit.
"Die bayerische Staatsregierung mauert und will anscheinend bis zum Abschluss des Verfahrens keine weiteren Informationen preisgeben", sagte Deisenhofer der Sportschau, "für mich bleiben daher weiter viele Fragen zu diesem verstörenden Vorfall offen."
Die drängendste: Warum löste sich der Schuss, der laut Polizei "versehentlich" abgegeben worden war und in einen leeren Bus Gladbacher Fans einschlug?
Abschluss des Verfahrens wohl erst 2024
Der 36 Jahre alte Politiker Deisenhofer rechnet damit, dass erst im Jahr 2024 die Ermittlungen abgeschlossen sein werden. Die Anfrage soll entsprechend wiederholt gestellt werden, um für ihn befriedigende Antworten zu erhalten.
Verletzte Polizisten gehen in Statistik ein
Der Polizist, der den Schuss abgegeben hatte, wurde eine knappe Woche nach dem Vorfall supendiert. Wie drei Kollegen erlitt er damals ein Knalltrauma, ein weiterer Beamter wurde wegen einer Schürfwunde behandelt. Sämtliche fünf Polizisten gehen in eine Statistik ein, auf deren Basis der Jahresbericht der "Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze" (ZIS) erstellt wird. Das bestätigte die bayerische Regierung in ihren Antworten, die vermutlich im Dezember veröffentlicht werden sollen.
"Jeder verletzte Polizist ist natürlich einer zu viel. Aber man muss bei dieser Statistik schon genau hinsehen und differenzieren, wer durch wen verletzt wird. Waren es Fans? Oder waren es die Polizisten untereinander", so Deisenhofer.
Im Jahresbericht der ZIS für den Zeitraum vom 1. Juli 2021 bis 30. Juni 2022 werden 700 Verletzte im Zusammenhang mit Spielen in den höchsten drei deutschen Fußballligen aufgeführt. Darunter waren 123 Polizeibeamte und 60 Ordner. Die Mehrheit wird in "Unbeteiligte/Geschädigte" (354) und "Störer" (163) unterteilt.