Remis beim SC Freiburg Leverkusen der "Gewinner" - Braucht Bayern das Fernglas?
Vom Unentschieden in der Fußball-Bundesliga zwischen dem SC Freiburg und Bayern München profitiert vor allem Bayer Leverkusen. Die "Werkself" kann dem Rekordmeister auf zehn Punkte enteilen.
FC-Bayern-Patron Uli Hoeneß hält sich aktuell sehr zurück. Verständlich, denn mit Max Eberl ist mittlerweile der Mann als Sportvorstand bei den Münchnern installiert worden, dem er schon lange zugetraut hat, "seinen" Klub ähnlich erfolgreich zu führen, wie er es über Jahrzehnte gemacht hatte.
Zum Erfolgskonzept von Hoeneß gehörte es auch, hin und wieder einige verbale Spitzen an die Konkurrenz zu senden. Doch eine davon, könnte ihm in diesen Tagen auf die Füße fallen.
Hoeneß' Fernglas-Spruch bekommt neuen Dreh
"Wir müssen dafür sorgen, dass nächstes Jahr wieder das Wehklagen einsetzt, wenn uns die anderen in der Tabelle mit dem Fernglas anschauen", sagte der heute 72-Jährige vor der Saison 2007/08. Ein Spruch, der Berühmtheit erlangte, weil vor allem auch in der Nachbetrachtung viel Wahrheit in ihm steckte. Denn zuletzt wurden die Bayern elfmal in Folge deutscher Meister, achtmal davon deutlich vor dem letzten Spieltag mit einem zweistelligen Punkte-Vorsprung. Doch für die Restsaison scheinen nun die Münchner ein Fernglas zu brauchen.
Durch das 2:2 beim SC Freiburg hat die Mannschaft von Thomas Tuchel es verpasst, den großen Vorsprung von Bayer 04 Leverkusen zumindest vorläufig deutlich zu verkürzen. Der Tabellenführer geht deshalb mit einem Polster von sieben Punkten auf den Rekordmeister ist sein 24. Bundesliga-Spiel. Gewinnt die "Werkelf" dieses am Sonntag (03.03.2024) beim 1. FC Köln, hat die Wachablösung an der Bundesliga-Spitze mit dem Knacken der Zehn-Punkte-Marke eine neue Sphäre erreicht.
Leverkusen nahezu ohne Konkurrenz
Leverkusen punktet wie die Bayern, Bayern selbst spielt aber wie seine Verfolger der vergangenen Jahre. Nur einen Sieg holte das Tuchel-Team in den vergangenen fünf Spielen, während die Mannschaft von Xabi Alonso fünfmal in Serie gewann und in der gesamten Saison noch kein Pflichtspiel verloren hat. Dass bei dieser Konstellation noch irgendwas in der Meisterfrage anbrennt, ist schwer zu glauben. Dafür punktet Leverkusen zu konstant - und dafür machen die Bayern auch zu wenig den Eindruck, ein mögliches Bayer-Stolpern nutzen zu können.
Hoeneß-"Erbe" Eberl war in Freiburg zum ersten Mal als Bayern-Boss im Stadion dabei. Es war eine Premiere mit unglücklichem Ausgang. Er müsse "das erstmal auf mich wirken lassen", sagte er. Dem 50-Jährigen wurde nochmal vor Augen geführt, wie viel Arbeit nun vor ihm liegt.
Tuchel mit (zu) einfacher Erklärung
Es war erneut kein Auftritt, wie ihn der Rekordmeister selbst für sich beansprucht. Freiburg war besser in den ersten 30 Minuten, führte verdient und war auch danach trotz des gestiegenen Gegnerdrucks stets im Spiel. München war extrem von Einzelaktionen von Jamal Musiala abhängig. Nachdem der Traumtorschütze zum zwischenzeitlichen 2:1 von Tuchel ausgewechselt wurde, fiel der Ausgleich und entsprechend wenig kam dann in der Schlussphase ohne den Nationalspieler.
"Es war undiszipliniert in den Positionen, es war teilweise Harakiri. Wir hatten Phasen, wo unser Innenverteidiger den Außenverteidiger hinterläuft. Wir haben Dinge gemacht, die haben wir noch nie trainiert, über die haben wir noch nie gesprochen", monierte Tuchel. Eine klare Kritik an seinen Spielern. Insgesamt machte er es sich bei der Erklärung des Ergebnisses sehr leicht: "Dass wir nicht gewinnen, liegt an einem Glückstor nach einer Standardsituation." Lucas Höler hatte nach einem langen Einwurf getroffen.
Freiburg nutzt die Bayern-Schwäche
Der Stürmer belohnte damit einen couragierten Freiburger Auftritt. Der Sportclub profitierte aber auch davon, dass er Bayern in einer Phase als Gegner hatte, in der der Rekordmeister schlagbarer als so häufig ist. "Die Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, sehr leidenschaftlich, auch mit dem Ball ein gutes Spiel gemacht und sich den Punkt redlich erspielt und erarbeitet", sagte Trainer Christian Streich.
In den Zeiten, als die Bundesligakonkurrenz ein Fernglas brauchte, um Blickkontakt zu den an der Spitze enteilten Bayern aufzunehmen, hätte eine solche Leistung wohl dennoch nicht gereicht. Zu stark war München für seine Gegner. Doch dieser Status ist zumindest für diese Saison Vergangenheit. Der Dominator der Bundesliga ist nun Leverkusen und Bayern nur der weit dahinter spähende Verfolger mit dem Fernglas.