Topspiel gegen die Bayern Einzelkritik - Leverkusener Defensive hemmt Offensivgeist
Es war eine Leverkusener Abwehrschlacht, wie sie sich wohl kaum ein Experte im Vorfeld hätte vorstellen können. Die eigentlich so pfeilschnelle und spielfreudige Offensive der Mannschaft von Trainer Xabi Alsonso konnte sich zu keiner Zeit entfalten und kämpfte im Topspiel der Fußball-Bundesliga bei Bayern München (1:1) nur darum, das Schlimmste zu verhindern.
Lukas Hradecky (Tor): Von Beginn an aufmerksam, klaute nach zwei Minuten dem einschussbereiten Harry Kane den Ball vom Fuß. War sehr häufig als eine Art Libero und Ballverteiler im Spielaufbau gefragt. Strahlte Sicherheit und Ruhe aus, beim ersten Gegentreffer allerdings nicht vollends auf dem Posten. Parierte in der zweiten Hälfte glänzend gegen Olise, der aus kurzer Distanz abzog. Insgesamt ein starker Rückhalt, der das Remis mit sehenswerten Reaktionen festhielt.
Edmond Tapsoba (Abwehr): Der Innenverteidiger agierte gewohnt routiniert und zweikampfstark, vor allem in der Luft eine echte Bank. Er versuchte so gut es ging, die Abwehr zusammenzuhalten, was wegen der Daueroffensive der Bayern alles andere als einfach war. War überall da, wo er gebraucht wurde, vor allem, wenn es brenzlig wurde. Konzentrierte und solide Partie des 25-Jährigen.
Jonathan Tah (Abwehr): Hatte als zweiter Innenverteidiger meist mit Harry Kane zu tun, der ihm nur einmal entwischte. Ansonsten wie gewohnt solide in Stellungsspiel und Zweikampf, verzichtete allerdings wegen der Münchner Überlegenheit nahezu vollständig darauf, sich in die Offensive einzuschalten.
Piero Hincapie (Abwehr): Hatte immer noch einen Fuß oder ein anderes Körperteil am Ball, um einen Gegentreffer zu verhindern. Starke kämpferische Partie des dritten Innenverteidigers, der seine Aufgaben mit viel Einsatz erfüllte.
Jeremie Frimpong (Mittelfeld): Konnte auf seiner rechten Seite keine offensiven Akzente setzen, auch weil er gegen seinen ebenfalls pfeilschnellen Gegenspieler Alphonso Davies seine Schnelligkeit nicht ausspielen konnte. War sich aber nicht zu schade - wie alle seine Mitspieler -, seine defensiven Aufgaben mit Leidenschaft auszufüllen.
Robert Andrich (Mittelfeld): Der defensive Mittelfeldspieler erfüllte vor allem seine Aufgaben in der Verteidigung. Warf sich in jeden Zweikampf, scheute wie so häufig keine fußballerische Auseinandersetzung. Dass Andrich die Leverkusener Führung (31.) per Weitschuss erzielte, war eher kein Zufall. Seine Versuche aus der Distanz sind in der Liga gefürchtet. Legte sein Augenmerk auf die Abwehrarbeit.
Granit Xhaka (Mittelfeld): Der Denker und Lenker des Bayer-Spiels wirkte anfänglich etwas fahring und unkonzentriert, wusste sich gegen Jamal Musiala mehrfach nur mit Fouls zu helfen. Bereitete dann aber mit einem geschickten Pass das 1:0 vor. Der Schweizer spielte allerdings in der gesamten Partie nicht so eine dominante Rolle, wie er es sich selbst und wohl auch viele Leverkusener Anhänger gewünscht hätten.
Alejandro Grimaldo (Mittelfeld, bis 90. +1): Der Spanier suchte seine Rolle in der Partie. Der linke Außenbahnspieler hatte so viele Defensivaufgaben zu verrichten, dass er seine Stärken - Flanken und Torvorbereitungen aus dem Spiel heraus - nicht einbringen konnte. Immerhin: Nach einem von ihm ausgeführten Eckball erzielte die Werkself ihren Treffer. Ansonsten ungewöhnlich unauffällig und auch zu zurückhaltend.
Florian Wirtz (Mittelfeld, bis 90. +1): Wirtz war in der gesamten Partie sehr viel unterwegs (rund 12 Kilometer), er fand allerdings kaum einmal Zeit und Raum, um seine technischen Fähigkeiten auszuspielen. Wenn er den Ball hatte, wurde er regelmäßig von zwei Gegenspielern attackiert und konnte sich nie richtig durchsetzen. Er versuchte zwar alles, aber es war nicht sie Partie des offensiven Mittelfeldspielers. Der 21-Jährige stand deutlich im Schatten seines Pendants im Münchner Team, Jamal Musiala.
Martin Terrier (Mittelfeld, bis 58. Minute): Der offensive Mittelfeldspieler rieb sich in defensiven Zweikämpfen auf, arbeitete gemeinsam mit seinem Team hart mit daran, Gegentreffer zu verhindern. Nach vorne allerdings nicht existent, setzte keinerlei Impulse.
Victor Boniface (Angriff, bis 78. Minute): Der einzige Leverkusener Angreifer hatte (zu) viel mit Defensivarbeit zu tun. Als einzige Anspielstation in der Spitze zunächst präsent und meistens ballsicher, rieb er sich allerdings zunehmend auf und verlor zusehends seine Wucht. Torgefahr strahlte er an diesem Abend zu keiner Phase aus.
Amine Adli (Mittelfeld, ab 58. Minute): Sollte nochmal für Schwung sorgen, reihte sich aber sofort in den Defensivblock ein und konzentrierte sich auf die Verteidigung.
Nathan Tella (Angriff, ab 78. Minute): Dem Stürmer gelang tatsächlich noch der erste Schuss auf das Tor von Manuel Neuer in der zweiten Hälfte, den der Münchner aber locker parieren konnte. Ansonsten verlor auch er sich in der kollektiven Leverkusener Abwehrarbeit.