
Nach Pleite in Bochum Borussia Dortmund sucht weiter nach Erklärungen
Bei Borussia Dortmund wächst nach dem erneuten Rückschlag in der Fußball-Bundesliga gegen den VfL Bochum die Unruhe. Auch die Fans möchten sich offenbar nicht mehr von den guten Auftritten in der Champions League blenden lassen.
Niko Kovac musste viele Fragen beantworten nach der 0:2-Niederlage von Borussia Dortmund beim VfL Bochum. Die meisten davon waren aber Varianten ein und derselben Frage: Wie konnte es passieren, dass der BVB vier Tage nach einem bemerkenswerten 3:0-Auswärtserfolg bei Sporting, in einem K.o-Spiel der Champions League, beim Tabellenletzten der Bundesliga den nächsten, ernüchternden Rückschlag kassiert? Schon zum vierten Mal verlor der BVB nach einem Sieg auf der großen europäischen Bühne im Bundesliga-Alltag, eins der Probleme, die Kovac von seinem Vorgänger Nuri Sahin übernommen hat.
Kovac räumte ohne Ausflüchte zu suchen ein, dass es dem Team zurzeit schwerfalle, die guten Leistungen in der Champions League auch in der Bundesliga abzurufen. In jenen "ekligen Spielen, die du dann gewinnen musst, auch mit Ach und Krach. Das gehört zum Fußball dazu", sagte Kovac.
Dabei klang er wie der Coach eines Europapokal-Neulings, der sich erst einmal an die Herausforderungen des Wechselspiels zwischen der großen, internationalen Bühne und dem grauem Liga-Alltag gewöhnen muss. Kovac trainiert aber nicht den 1. FC Heidenheim, sondern Borussia Dortmund - eine Mannschaft, die vor acht Monaten noch im Champions-League-Endspiel gegen Real Madrid stand.
Fehlender Einsatz kein Grund für BVB-Misere - was dann?
Den Vorwurf fehlender Einstellung gegen ein Team wie Bochum, das bekanntermaßen über den Kampf kommt, wehrte BVB-Keeper Gregor Kobel ab. Die Mannschaft sei nicht überrascht worden, sagte Kobel am Sportschau-Mikrofon: "Wir wussten, was kommt. Der Coach hat uns genau vorbereitet. Aber trotzdem haben wir es nicht geschafft, dagegenzuhalten. Es ist schwer, dafür eine Erklärung zu haben."
Am fehlenden Einsatz habe es nicht gelegen, sagte auch Dortmunds Coach, seine Mannschaft habe körperlich und läuferisch alles gezeigt. Blieben als Erklärung dann eigentlich nur Taktik und Spielvermögen übrig, als weitere grundsätzliche Bestandteile des Fußballs. Kovac beklagte die Nachlässigkeit und die mangelnde Chancenverwertung, vor allem in der ersten Halbzeit. Wohlgemerkt: Mit Serhou Guirassy stand auch in Bochum ein Mittelstürmer auf dem Platz, der mit zehn Treffern aktuell erfolgreichster Torschütze der Champions League ist.
Nach nur einem Sieg aus den vergangenen sieben Bundesligaspielen ist der BVB auf Platz 11 abgerutscht, der Rückstand auf die Champions-League-Plätze ist auf acht Punkte angewachsen. Vom Rennen um die erneute Teilnahme an der Champions League, eigentlich eine Pflichtvorgabe der Klubführung, brauche man momentan nicht zu reden, sagte Kovac.
Als erster BVB-Trainer seit Timo Konietzka vor 41 Jahren hat Kovac seine ersten beiden Bundesligaspiele verloren. Schlimmer wog die Erkenntnis bei vielen Beobachtern, dass es gegenüber seinem Vorgänger Sahin bislang wenig Anzeichen für eine mögliche, nachhaltige Verbesserung gibt.
Man muss nicht so weit gehen wie Didi Hamann, der krawallige "Sky"-Experte nannte den BVB nach der Pleite in Bochum eine "Jugendmannschaft" und sah "Hopfen und Malz verloren". Doch der erneute Einbruch der Dortmunder, kurz nach der auch mannschaftlich reifen Leistung in Lissabon, erweckt den Eindruck, dass Kovac der nächste Trainer beim BVB werden könnte, der den Laden nicht in den Griff bekommt.
Frust bei BVB-Fans wächst
Auch die Dortmunder Fans möchten sich von den Gala-Auftritten in der Champions League offenbar nicht mehr blenden lassen, nach der Blamage im Derby gegen Bochum ließen sie die Spieler deutlich ihren Frust spüren. Die Profis stoppten beim Gang in die Kurve an der Strafraumkante und hielten Sicherheitsabstand zum wütenden schwarz-gelben Anhang.
Die Verantwortlichen, die mit ernsten Mienen die erste Pleite in Bochum seit 18 Jahren verfolgt hatten, gingen nach dem Spiel allen Mikrofonen aus dem Weg. Weder Sport-Geschäftsführer Lars Ricken noch Sportdirektor Sebastian Kehl, die Architekten des Teams, wollten reden. Dafür fand Nationalspieler Nico Schlotterbeck klare Worte. Die Mannschaft müsse "von sich aus den Pötten kommen", sagte der Nationalspieler, sonst drohe "eine Horrorsaison". Am Mittwoch ist aber erst einmal wieder Champions League, das Rückspiel gegen Sporting.