Nach Länderspielreise BVB-Stars - mit Jetlag und Topform zum Bremen-Spiel
Im Privatjet zurück in die Heimat und ganz schnell zurück in den Bundesliga-Alltag: Die Nationalspieler von Borussia Dortmund stehen gegen Werder Bremen vor einer großen Aufgabe.
Ein gestörtes Verhältnis zu seinem Selbstbewusstsein kann man Niclas Füllkrug sicher nicht nachsagen. Der 30 Jahre alte BVB-Angreifer, der seit seinem Einstieg bei der deutschen Nationalmannschaft auf einer Welle des Erfolgs zu schwimmen scheint, beurteilte Borussia Dortmunds kostspielige Rückholaktion seiner Nationalspieler aus den USA auf seine ganz eigene Art: "Ich finde es klasse, dass der BVB das macht. Jeder weiß, dass wir vier Nationalspieler beim BVB eine gewisse Rolle spielen und dort auch gerade einen ganz guten Job machen!"
Jetzt gegen den alten Verein
Füllkrug ist obenauf - das spürt jeder, der die Nationalmannschaft und den BVB beobachtet. Das Ende seiner scheinbar ewigen Verletzungsmisere, das Aufblühen in Bremen, der Sprung in die DFB-Elf, der spektakuläre Wechsel zu Borussia Dortmund - im nahenden Herbst seiner Karriere startet der gebürtige Hannoveraner richtig durch.
Mit Werder Bremen empfängt Borussia Dortmund am Freitagabend (20.10.2023, 20.30 Uhr) Füllkrugs alten Verein - "Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Fülle", sagt vor der Partie am Freitag Werder-Trainer Ole Werner. Der Coach fügt allerdings hinzu: "Für mich steht in meinem Arbeitsalltag nicht im Vordergrund, dass auf der anderen Seite Niclas Füllkrug spielt."
Deutschlands Stürmer Nummer eins
Aber klar: Werder wird Füllkrug genau im Auge haben. Die USA-Reise unter dem neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann hat dem Mittelstürmer weiteren Aufwind gegeben. Sowohl gegen die USA am Samstag (3:1) wie auch in der Nacht zu Mittwoch gegen Mexiko (2:2) ist dem Torjäger je ein Treffer gelungen. Füllkrug hat jetzt schon neun Tore in nur elf Länderspielen geschossen.
Für Nagelsmann ist er jetzt Stürmer Nummer eins. Auch wenn der Bundestrainer keinen Blanko-Freibrief vergeben will: "Das ist wie bei Josh (Kimmich) auch: Ich will keinem Spieler eine Stammplatzgarantie geben, weil es für den Spieler dann zu einfach ist. Generell müssen sie Leistung bringen. Wenn sie Leistung bringen, die besser ist als andere Spieler, dann sind die gesetzt."
Auch Hummels hat geliefert
Wie Füllkrug ist auch Mats Hummels am Mittwoch mit breiter Brust zum BVB zurückgekehrt. An der Seite von Antonio Rüdiger hat der von Nagelsmann in die DFB-Auswahl zurückgeholte BVB-Abwehrchef gegen die USA ein bärenstarkes Länderspiel abgeliefert. Der Innenverteidiger, der sein letztes Länderspiel im Juni 2021 beim EM-Aus im Achtelfinale gegen England bestritten hatte, überzeugte durch seine Spieleröffnung und Kopfballstärke.
Hochzufrieden bilanzierte der 34-Jährige: "Es war eine gewisse Extra-Anspannung vorhanden. Es hat unheimlich viel Spaß gemacht. Vor dem Spiel die Hymne, aber auch im Spiel in dem Rahmen auf dem Platz zu stehen." Im zweiten Match gegen Mexiko wurde der Routinier geschont.
Hummels/Rüdiger: Innenverteidigerduo für die Euro?
Nagelsmann schien im USA-Spiel genug Gutes vom Innenverteidiger-Duo Hummels/Antonio Rüdiger gesehen zu haben. Entsprechend wird sich ein anderer Dortmunder bei der Euro vermutlich hinten anstellen müssen: Niklas Süle. Der 28-Jährige durfte gegen Mexiko von Beginn an auf der rechten Abwehrseite ran, machte aber erneut eine eher unglückliche Figur.
Der stämmige Verteidiger ließ sich vor dem 1:1 von Lozano erst umspielen, dann außen am Strafraum austanzen und konnte die scharfe Vorlage nicht verhindern. Und er verlor auch vor dem zweiten Gegentor den Zweikampf gegen Torschütze Sanchez. Ein schwarzer Tag für ihn. Zweifelsohne keiner, an dem er sich empfehlen konnte.
Julian Brandt - hinten anstellen in der Nationalmannschaft
Mit gemischten Gefühlen dürfte Julian Brandt heimgekehrt sein. Der beim BVB in dieser Saison stark aufspielende offensive Mittelfeldspieler hat registrieren müssen: Auch unter Nagelsmann muss er sich in der Nationalelf hinten anstellen. Angesichts der starken Youngster Musiala und Wirtz bleibt ihm dort aktuell nur eine Position auf der Ersatzbank.
Umso mehr Gewicht kann er auf seine Rolle im Klub legen. Nach schwierigen ersten Jahren beim BVB ist er mittlerweile Stammspieler in Dortmund: "Bei einigen geht das schneller mit dem Reifeprozess, bei mir hat es etwas länger gedauert", gibt er zu. Gegen Werder Bremen am Freitag wird er seinen neuen Wert für Borussia Dortmund zeigen wollen.
Alles gegen eine erneute "Jahrhundert-Pleite"
Es geht für den BVB auch darum, die vor 14 Monaten erlittene "Jahrhundert-Pleite" gegen Werder vergessen zu machen. Am 3. Spieltag der letzten Saison feierte Werder beim Top-Team einen spektakulären Sieg für die Ewigkeit. Dortmund-Trainer Edin Terzic betonte nun rückblickend: "Wir wissen, wie gefährlich sie sein können, besonders in Spielen gegen Topmannschaften."
In der 89. Minute stand es damals noch 0:2 - die Partie schien für die Bremer abgehakt. Doch dann drehte Werder innerhalb von sechs Minuten das Spiel und gewann phänomenal mit 3:2. Ein Trauma, das der BVB jetzt vergessen machen will.