Fußball-Bundesliga BVB gegen Bochum - Ist das ein Derby?
Ist das Spiel zwischen Borussia Dortmund und dem VfL Bochum ein Derby? Ein Kriterium spricht klar dafür, aber das ist vielen Fans egal.
Eine allgemein gültige Definition, welche Fußballspiele als Derby bezeichnet werden dürfen, gibt es nicht. Selbst wenn es sie gäbe, würden viele Fußballfans sie ignorieren. Anhänger des 1. FC Köln etwa müssen schon sehr kulant sein, um ein Spiel ihres Klubs gegen Bayer Leverkusen als Derby zu bezeichnen. Schon als bei der Partie am Samstag (21.09.2024) über das "rheinische Derby" zwischen Fortuna Düsseldorf und dem FC gesprochen wurde, rümpften viele die Nase.
Wäre nur ein Derby pro Verein möglich, dann wäre es in gegenseitigem Einvernehmen beim 1. FC Köln das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach, bei Borussia Dortmund das gegen den FC Schalke 04, bei Eintracht Frankfurt das gegen die Offenbacher Kickers und beim FC Bayern das gegen den TSV 1860 - auch wenn die letzten beiden Paarungen aufgrund der Klassenunterschiede bei jüngeren Generationen an Brisanz verloren haben.
Beim Derby in Hamburg ist schon die Frage, ob Fans des HSV nicht eher ein Spiel gegen Werder Bremen als DAS Derby bezeichnen würden, jedenfalls eher als das Duell gegen den FC St. Pauli, der jahrzehntelang sportlich schwächer war.
Zwei Thesen zum Ursprung
Es gibt zwei Thesen, warum bei Spielen zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli und Schalke 04 gegen Borussia Dortmund von einem Derby gesprochen wird.
In der ersten Version geht der Begriff auf eine wilde Zusammenkunft in Ashbourne zurück. Das englische Dorf liegt in der Region Derbyshire. Einige Bewohner sollen sich einst daran erfreut haben, einen Ball vor den Mühlstein des Gegners zu werfen. Die Mühlsteine lagen drei Meilen, etwa fünf Kilometer, auseinander.
Als Eltern aller Derbys gelten die Duelle zwischen Nottingham und Notts County (beide Nottingham) und zwischen Aston Villa und West Bromwich Albion in Birmingham.
Die andere These vermutet den Begriffsursprung im Pferdesport. Nach einer Überlieferung trafen sich am 14. Mai 1779 zwei Engländer der gehobenen Schicht und überließen es einem Goldstück, wer einem Pferderennen für dreijährige Stuten seinen Namen geben darf. Die Münze fiel zugunsten von Edward Smith Stanley, dem zwölften Earl von Derby. Wie der Begriff dann in andere Sportarten übertragen wurde, ist unbekannt.
Kleiner Zusatz
Dass räumliche Nähe ein Kriterium ist, dürfte unstrittig sein, daher haben Leverkusener, die ein Duell gegen den 1. FC Köln als Derby bezeichnen, ein gutes Argument auf ihrer Seite. Bei 17 Kilometern Fußweg zwischen den Stadien in Dortmund und Bochum bei der Partie zwischen dem BVB und VfL von einem Derby zu sprechen, sollte zumindest geduldet sein, vor allem mit dem geläufigen Zusatz vom "kleinen Revierderby".
Bei der Ankündigung des Spiels heute Abend (ab 20.30 Uhr live in der Radio-Reportage und im Ticker bei der Sportschau) lassen die Bochumer auf ihrer Homepage das "kleine" weg, die Dortmunder schreiben hingegen vom "kleinen Derby".
Den Stuttgartern fehlt der KSC, den Gladbachern der FC
Nach Lage der Dinge und dem Abstieg des 1. FC Köln dürfte es trotzdem das brisanteste Nahduell in der Bundesliga sein. Der VfB Stuttgart hat den SC Freiburg, aber er hätte viel lieber den Karlsruher SC oder optional die Kickers. Die Frankfurter haben den 1. FSV Mainz 05, aber sie würden viel dafür geben, mal wieder in einem Pflichtspiel gegen Offenbach antreten zu dürfen. Den Gladbachern fehlen die Kölner, den Berlinern vom 1. FC Union die Hertha.
Die Bundesliga ist so arm an Derbys, dass der "Definitionsordnungsdienst" kulanter geworden ist. Dass aber schon Suchmaschinen bei "Werder Bremen VfL Wolfsburg Derby" Treffer ausspucken, ist bedenklich.