Superstars in der Bundesliga Harry Kane und seine Vorgänger
Viele Spieler haben die Bundesliga als Superstar verlassen, viel weniger sind - wie nun Harry Kane - als Superstar nach Deutschland gekommen. Manche sind dem Ruf gerecht geworden, manche nicht.
Gut 70.000 Menschen verfolgten über einschlägige Apps den Flug von Harry Kane, der ihn von London nach Oberpfaffenhofen brachte. Kurz danach war er perfekt, der Transfer eines Superstars in die Bundesliga, von denen es in der nun 60 Jahre langen Geschichte nur wenige gab.
Spieler wie David Alaba, Franck Ribéry, Robert Lewandowski und zuletzt Erling Haaland verließen die Bundesliga als Superstar. Als sie kamen, waren sie es noch nicht. Das war etwa bei Kevin Keegan ganz anders. Der Transfer des Engländers, der mit dem FC Liverpool drei Meistertitel, zweimal den UEFA-Cup und den Europapokal der Landesmeister gewann, galt 1977 als Sensation. Keegan kam zum Hamburger SV, nachdem er mit Liverpool den Vorgängerwettbewerb der Champions League gewonnen hatte. Sein Wechsel wurde mit ähnlich großem Tamtam begleitet wie nun der von Kane, nur ohne Internet und dauerpräsente "Transfergurus".
Wir blicken auf die Bundesligazeit der Superstars vor Kane und auf das Debüt des englischen Nationalstürmers.
Harry Kane
Ein Tor, eine Vorlage, 4:0 bei Werder Bremen gewonnen. Das Bundesligadebüt von Harry Kane verlief ganz nach den Wünschen des FC Bayern und denen des Neuzugangs. "Er ist absolut beeindruckend und macht jeden Mitspieler besser", schwärmte Trainer Thomas Tuchel von Kane.
Kevin Keegan
"Mighty Mouse" wurde der kleine Stürmer genannt, der seine Gegner in der Bundesliga erstmals am 6. August 1977 narrte. Allerdings ging das Debüt ganz schön in die Hose. Der HSV verlor mit 2:5 beim MSV Duisburg.
Das Fachmagazin "kicker" schrieb zum Debüt: "Im Mittelpunkt des Interesses stand natürlich das Duell zwischen dem Millioneneinkauf Kevin Keegan und dem Duisburger Bernard Dietz. Der Nationalspieler des MSV blieb haushoher Punktsieger."
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
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Hamburger SV | 1977 - 1980 | 90 | 32 |
Keegan wurde 1979 mit dem HSV deutscher Meister, wechselte dann 1980 zum FC Southampton.
Arjen Robben
Er galt als Superstar, aber vor allem galt er auch als sehr verletzungsanfällig. Daher gab es große Zweifel, ob Arjen Robben dem FC Bayern München groß weiterhelfen würde. Er half. Schon in seinem ersten Bundesligaspiel am 29. August 2009 bei einem 3:0-Sieg gegen den VfL Wolfsburg schoss der Niederländer, der für etwa 25 Millionen Euro von Real Madrid gekommen war, zwei Tore.
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
---|---|---|---|
FC Bayern München | 2009 - 2019 | 201 | 99 |
Robben wurde achtmal mit den Bayern Meister und krönte seine Zeit mit dem Gewinn der Champions League. Im Finale 2013 gegen Borussia Dortmund schoss er das Siegtor zum 2:1.
Luca Toni
Ein anderer Superstar wechselte 2007 aus dem Ausland zu den Bayern. Luca Toni wurde 2006 Weltmeister mit Italien, nachdem er in der Serie A zuvor Torschützenkönig geworden war. Für die AC Florenz erzielte er 31 Treffer zu einer Zeit, als Italiens Fußball noch deutlich defensiver ausgerichtet war als heute.
Für die Bayern wurde Toni ebenfalls auf Anhieb Torschützenkönig. Von den 24 Treffern in der Saison erzielte er in den ersten drei Bundesligaspielen der Saison 2007/08 jeweils eines, also auch bei seinem Debüt gegen Hansa Rostock am 11. August.
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
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FC Bayern München | 2007 - 2010 | 60 | 38 |
Luca Toni gewann 2008 und 2010 jeweils Meisterschaft und DFB-Pokal mit den Bayern. In der Saison 2009/10 trug er aber nur wenig dazu bei. Weil es zum Zerwürfnis mit Trainer Louis van Gaal kam, spielte Toni nur selten, wurde für die Rückrunde an die AS Rom ausgeliehen. Im Sommer wechselte er dann zum FC Genua.
Ruud van Nistelrooy
Für Manchester United erzielte er in der Premier League 95 Tore in 150 Spielen, für Real Madrid waren es in La Liga 50 Treffer in 96 Partien. Die Quote in der Champions League ist sagenhaft: 73 Einsätze, 56 Tore. Ruud van Nistelrooy ist ein "natural born striker", eine "Neun" wie sie klassischer nicht sein kann.
Entsprechend hoch waren die Erwartungen, als der niederländische Mittelstürmer im Januar 2010 zum Hamburger SV kam, auch wenn er da schon 33 Jahre alt war. Sein Debüt feierte "RvN" am 6. Februar bei einem 3:3 beim 1. FC Köln - ohne Treffer, denn er war erst in der 90. Minute eingewechselt worden. Mit dem Wechsel wollte Trainer Bruno Labbadia ein bisschen auf Zeit spielen, aber in den Versuch hinein erzielten die Kölner den Ausgleich.
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
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Hamburger SV | 2010 - 2011 | 36 | 12 |
In die Saison 2010/11 startete van Nistelrooy vielversprechend mit drei Toren in zwei Spielen, aber es kamen in weiteren 23 Einsätzen nur vier Treffer hinzu. Im Sommer 2011 wechselte van Nistelrooy zum FC Malaga nach Spanien.
Raúl
Auf die Frage, wie er es denn geschafft habe, Raúl González Blanco dazu zu bewegen, von den "Königlichen" zu den "Knappen" zu wechseln, sagte der damalige Aufsichtsratschef Clemens Tönnies: "Ich habe ihn emotional aufgeladen."
Wie? Watt? Der Raúl kommt zu uns, die Legende von Real Madrid, der dreimal die Champions League gewann und sechsmal Meister wurde? Die Fans des FC Schalke 04 konnten es genauso wenig glauben wie die Anhänger anderer Klubs und die Berichterstatter. Es wurden Zweifel laut, ob der Superstar sich für den Bundesligaklub ins Zeug legen würde. Sie wurden schnell zerstreut. Raúl González Blanco, der Señor, wurde auch zu einer Schalker Legende.
Dabei waren seine ersten vier Bundesligaspiele verloren gegangen, damit also auch das Debüt beim 1:2 beim Hamburger SV am 21. August 2010.
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
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FC Schalke 04 | 2010 - 2012 | 66 | 28 |
Bevor Raúl 2012 dem Ruf des Geldes folgte und zum al-Sadd SC nach Katar wechselte, gewann er mit Schalke 2011 den DFB-Pokal und erreichte in der Champions League das Halbfinale, in dem die Gelsenkirchener an Manchester United scheiterten.
Javier Hernández ("Chicharito")
Wie Ruud van Nistelrooy, hatte auch Javier Hernández schon für Real Madrid und Manchester United gespielt, bevor er in die Bundesliga wechselte. Der Mexikaner, wie sein Vater nur "Chicharito" (kleine Erbse) genannt, kam kurz vor dem Ende der Transferperiode im August 2015 zu Bayer Leverkusen. Sein Debüt am 12. September ging mit einer 0:1-Heimniederlage gegen den SV Darmstadt 98 gründlich daneben.
Der "kicker" schrieb damals, dass Hernandez beinahe ein "Traumeinstand" gelungen sei, Darmstadts Torwart Christian Mathenia einen Kopfball aber glänzend pariert habe. Der Neuzugang sagte daher: "Ich freue mich über das Debüt, aber nicht über das Ergebnis."
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
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Bayer Leverkusen | 2015 - 2017 | 54 | 28 |
Nach zwei Jahren in Leverkusen wechselte Chicharito zu West Ham United in die Premier League.
Sadio Mané
Er hatte mit dem FC Liverpool nach langer Durststrecke mal wieder die Meisterschaft gewonnen, auch die Champions League. Er war zwischenzeitlich mal in ein Formtief gefallen, erholte sich aber. Kaum etwas deutete im späten Frühling darauf hin, dass Sadio Mané den von Jürgen Klopp trainierten Klub verlassen würde. Doch dem FC Bayern gelang es im Sommer 2022, den Senegalesen zu verpflichten. Ein Coup, da waren sich alle einig, auch wenn es ein bisschen merkwürdig war, dass Außenspieler Mané als Nachfolger von Mittelstürmer Robert Lewandowski galt.
Das Debüt am 5. August gelang eindrucksvoll. Zum 6:1-Sieg am ersten Spieltag bei Eintracht Frankfurt steuerte er einen Treffer bei, beim 7:0-Sieg am dritten Spieltag beim VfL Wochen waren es sogar zwei.
Verein | von/bis | Spiele | Tore |
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FC Bayern München | 2022 - 2023 | 25 | 7 |
Kurz vor der WM-Pause verletzte sich Mané dann, nur eines seiner sieben Bundesligatore für die Münchner erzielte er in der Zeit danach. Inzwischen spielt Sadio Mané für al-Nassr in Saudi-Arabien.