Hitziges Rheinduell Leverkusen nach Sieg in Köln auf Meisterkurs
Über das Gesicht von Trainer Xabi Alonso huschte nur ein kurzes Lächeln, das Feierbiest gab Lukas Hradecky. Der Torhüter von Bayer Leverkusen hüpfte und tanzte nach dem 2:0 (1:0) im rheinischen Derby beim 1. FC Köln ausgelassen vor den Fans. Die riesige Sause dürfte spätestens im Mai steigen.
Angesichts von zehn Punkten Vorsprung auf den schwächelnden FC Bayern bei noch zehn ausstehenden Spielen ist Leverkusen der ersehnte erste Meistertitel kaum noch zu nehmen, auch wenn sich die Profis in verbaler Zurückhaltung übten.
"Natürlich sind froh über das Ergebnis", sagte Bayer-Trainer Xavi Alonso zur Sportschau, "jetzt kommen die letzten zehn Spiele. Wir haben eine gute Position, aber wir bleiben auf dem Boden, ruhig und fokussieren uns von Spiel zu Spiel."
Leverkusen bleibt in der hitzigen Atmosphäre cool
Jeremie Frimpong (38.) und Alejandro Grimaldo (72.) trafen für überlegene Leverkusener, die sich von der hitzigen Atmosphäre nicht anstecken ließen und nun im 34. Pflichtspiel nacheinander ungeschlagen sind. Kölns Jan Thielmann (14.) hatte bereits früh wegen eines Tritts auf die Wade von Granit Xhaka die Rote Karte bekommen, Schiedsrichter Tobias Stieler (Hamburg) gab den Platzverweis nach Studium der Videobilder.
In Überzahl drängte Leverkusen nicht vehement auf den zweiten Treffer, sondern setzte auf Spielkontrolle - so konnte Köln lange auf den Lucky Punch hoffen.
Bereits vor Thielmanns Platzverweis hatte Leverkusen die Spielkontrolle schnell an sich gerissen. Nationalspieler Jonas Hofmann (4.) vergab früh eine erste Großchance, als er den Ball knapp vorbeischoss. Der FC mühte sich, den Spielaufbau der Leverkusener zu stören und so Ballgewinne zu erzwingen - die erste Möglichkeit entsprang aber einem Konter: Linton Maina und Sargis Adamyan kombinierten sich nach vorne, nach der anschließenden Flanke köpfte Dejan Ljubicic (11.) am Tor vorbei.
Unruhige Phase hilft dem FC
Dann kam es zum folgenschweren Tritt Thielmanns - und damit zum Beginn hektischer Minuten, bei denen Schiedsrichter Stieler Mühe hatte, die Kontrolle zu behalten. Die Unruhe half dem FC, weil Leverkusen wegen der vielen Unterbrechungen in dieser Phase nicht so recht in den Rhythmus fand.
Dennoch fiel der Führungstreffer verdient: Frimpong war im Zentrum schneller als Max Finkgräfe und ließ dem bis dahin starken Marvin Schwäbe im Kölner Tor keine Chance. Direkt nach Wiederanpfiff vergab Adamyan eine riesige Gelegenheit auf den Ausgleich, er traf aus fünf Metern nur den Innenpfosten (51.). "Wir haben unsere Chancen, wir haben drei Großchancen, die wir leider alle nicht reinmachen, inklusive Innenpfosten. Das begleitet uns jetzt schon die letzten Wochen, dass wir einige Momente im Spiel haben, die einfach nicht auf unsere Seite fallen", haderte Kölns Trainer Timo Schultz.
In der Folge zog Leverkusen wieder sein Ballbesitzspiel auf, ließ die Kölner laufen und kombinierte sich immer wieder in Strafraumnähe. Den letzten Zug zum Tor ließen die Gäste aber lange Zeit vermissen. So blieb der FC trotz der schwierigen Umstände im Spiel, kämpfte und rannte beharrlich. Für Torgefahr sorgten die Kölner aber nur noch selten, auch bei den wenigen Standards in aussichtsreichen Positionen fehlte es an Präzision. Grimaldo versetzte den Kölnern dann einen Tiefschlag.
Europa-Intermezzo für Bayer 04, nächstes Derby für Köln
Der FC belegt weiterhin den Relegationsplatz, hat aber nur noch einen Punkt Vorsprung auf den FSV Mainz 05. Weiter nach oben geht es angesichts eines Rückstands von acht Zählern auf den VfL Bochum wohl nicht mehr.
Für den Meisterschaftsfavoriten aus Leverkusen steht nun am Donnerstag (18.45 Uhr) in der Europa League das Achtelfinal-Hinspiel bei Qarabag Agdam (Aserbaidschan) an.
Danach geht es in der Bundesliga am Sonntag (19.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg weiter. Der 1. FC Köln ist bereits tags zuvor im nächsten Derby bei Borussia Mönchengladbach gefordert (Samstag, 15.30 Uhr).
Gewalt während und nach dem Spiel
Während und nach dem Spiel war es im und um das Stadion zu Gewaltexzessen gekommen. Rund 200 Gewalttäter sollen Polizeibeamte angegriffen haben. Im Stadion war es während des Spiels am Gästeblock im Oberrang zu Schlägereien gekommen. Ein Ordner wurde schwer verletzt. Ein mutmaßlicher Täter, der sofort ermittelt werden konnte, hatte ihn bewusstlos geprügelt.