Ein Zeitreise in sechs Kapiteln Rekorde und "Meister der Herzen" - Historien der Bundesliga
Der FC Schalke 04 feierte sich als Meister der Fußball-Bundesliga, war das aber nicht. Borussia Mönchengladbach traf zwölfmal, es war nicht oft genug - eine Zeitreise durch die Geschichte einer Liga.
Saison 1971/72: Als Lattek zu Bayerns "Meistermacher" wurde
Am 34. Spieltag der Saison 1971/72 trafen in München zwei Mannschaften aufeinander, die beide noch Meister werden konnten: Der FC Bayern empfing den FC Schalke 04, es war das erste Fußballspiel im Olympiastadion. Am Ende gewannen die Bayern 5:1, für den Klub war es die erste Meisterschaft unter dem Trainer Udo Lattek, damals 37. Der 28. Juni 1972 war der Tag, an dem Lattek zu Bayerns "Meistermacher" wurde. Er blieb es noch einige Zeit: In den beiden folgenden Jahren wurden nur die Bayern Meister.
Saison 1977/78: Als Gladbach zwölf Tore schoss - und das nicht zur Meisterschaft reichte
Letzter Spieltag der Saison 1977/78, Fernduell um die Meisterschaft zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach - beide waren punktgleich, aber Gladbach lag zehn Tore zurück. In Mönchengladbach hofften sie auf den FC St. Pauli, der zeitgleich gegen den Konkurrenten 1. FC Köln spielte. Und auf viele eigene Tore.
Die Rechnung war einfach, aber einigermaßen ambitioniert: Hätte Köln 1:0 gewonnen, hätte Gladbach 11 Tore gegen Dortmund erzielen müssen. Gladbach erzielte zwölf Tore, es ist bis heute der höchste Sieg in der Geschichte der Bundesliga. Meister aber wurde nicht die Borussia, Meister wurde der 1. FC Köln. Er gewann 5:0 gegen St. Pauli.
Saison 1985/86: Bremen träumt von der Meisterschaft - und dann verschießt Kutzop
Saison 1985/86, 33. Spieltag: Werder Bremen fehlte ein Tor zum Sieg und ein Sieg zur Meisterschaft. Doch dazu kam es nicht. Weil Michael Kutzop, der Strafstöße eigentlich immer verwandelte, einmal verschoss. In der 89. Minute traf er gegen Werders Meisterschaftskonkurrenten Bayern München nur den Pfosten. Es blieb sein einziger Fehlschuss als Profi bei 40 Elfmetern.
Es kam dann, wie es kommen musste: Am letzten Spieltag verlor Werder beim VfB Stuttgart, die Bayern gewannen gegen Mönchengladbach. Der Titel ging nach München, nicht nach Bremen.
Saison 1991/92: Als Buchwald Stuttgart zum Titel köpfte
Mehr Spannung war selten, vielleicht nie: Vor dem letzten Spieltag der Saison 1991/92 waren Eintracht Frankfurt, der VfB Stuttgart und Borussia Dortmund punktgleich, doch Meister konnte nur einer werden. Für Stuttgart sah es lange gar nicht so gut aus: In Leverkusen lag der VfB früh zurück, glich aber aus. Dann flog Matthias Sammer vom Platz, ehe in Unterzahl doch noch ein Treffer fiel. Guido Buchwald köpfte, der Rest war Jubel.
Und Stuttgart war Meister, weil Frankfurt verlor und der BVB zwar gewann, aber kein so gutes Torverhältnis hatte.
Saison 1999/2000: Als Leverkusen am letzten Spieltag die Meisterschaft verspielte
Am 34. Spieltag der Saison 1999/00 hätte Bayer Leverkusen bei der SpVgg Unterhaching schon ein Punkt genügt zur ersten Meisterschaft überhaupt. Aber Leverkusen verlor 0:2, Spielmacher Michael Ballack traf, aber ins eigene Tor. Nur 13 Kilometer Luftlinie entfernt spielte Leverkusens Verfolger Bayern München und gewann 3:1 gegen Bremen.
Am Ende hatten beide Mannschaften 73 Punkte, aber die Bayern hatten das bessere Torverhältnis und der Titel ging nicht nach Leverkusen, er ging nach München.
Saison 2000/01: Als Schalke doch nicht Meister wurde, nur "Meister der Herzen"
In den 34. Spieltag der Saison 2000/01 ging Schalke 04 (59 Punkte) als Tabellenzweiter, drei Punkte mehr hatte der FC Bayern. Im Spiel gegen die SpVgg Unterhaching lag Schalke in der 73. Minute 2:3 zurück, gewann aber noch 5:3. Irgendwann machte im Stadion eine Nachricht die Runde: Die Bayern, erzählten sich Fans im Stadion und Moderatoren im Radio, hätten verloren. Das Spiel sei aus und Schalke Meister.
Vier Minuten und 38 Sekunden glaubten das Millionen Menschen in Deutschland. Der Rest ist Fußballgeschichte: Radio-Stimmen, die sich überschlagen, und die Nachricht, dass in Hamburg doch noch gespielt wird. Dass es in der fünften Minute der Nachspielzeit Freistoß für die Bayern geben wird. Dass Oliver Kahn schießen möchte, aber nicht darf. Dass stattdessen Patrick Andersson schießt - und trifft.
Auf Schalke war es nun nicht mehr die Zeit für Jubel, es war die Zeit der Tränen. Schalke war nie wirklich Meister, sie waren nur "Meister der Herzen".