Sancho vor Dortmund-Comeback Rückholaktionen beim BVB - ein erfolgloses Modell
Nach Medienberichten kehrt Jadon Sancho nach zweieinhalb Jahren wohl von Manchester United zu Borussia Dortmund zurück. Beim BVB gab es solche Versuche schon häufiger, funktioniert haben sie selten.
Das Loslassen scheint bei Borussia Dortmund nicht ganz so einfach zu sein. Die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen und über das glücklich zu sein, was einmal war. Die Verantwortlichen des Vereins haben sich schon einige Male dazu verleiten lassen, Spieler zu verpflichten, die dem Klub in früheren Zeiten bereits viel Freude bereitet hatten. Doch meistens gab es die Erkenntnis: man kann die Zeit nicht zurückdrehen. Die Versuche scheiterten. Und bei Jadon Sancho deutet vieles darauf hin, dass es wieder so kommt, als dass es ein Winter-Coup des BVB wird.
Ten Hag sortierte Sancho aus
Als der Außenstürmer im Sommer 2021 für 85 Millionen Euro zu Manchester United wechselte, war er einer der besten Spieler der Bundesliga. Mit seinen Dribblings brachte er die gegnerischen Verteidiger reihenweise zur Verzweiflung und wollte in seiner englischen Heimat den Weg zum Superstar weitergehen.
Doch aus den großen Träumen wurde nichts, Sancho konnte bei den "Red Devils" nie an seine Dortmunder Leistungen anknüpfen. Der Tiefpunkt: in dieser Saison wurde Sancho von Trainer Erik ten Hag suspendiert, sein bisher letztes Spiel machte er Ende August. Seit Monaten trainiert der 23-Jährige nicht mal bei den Profis.
Retter einer bisher verkorksten nationalen Saison?
Der BVB will Sancho wieder auf die Beine helfen und hofft, dass ihr einstiger Topstar mit der Mannschaft das gleiche macht. Die Dortmunder haben eine Hinrunde hinter sich, die offengelegt hat, dass der Kader Veränderungen braucht. Es gab zwar das überzeugende Weiterkommen in der Champions League, aber auch das Aus im DFB-Pokal, und in der Liga steht nur Rang fünf mit 15 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen zubuche. Den Titel kann der BVB jetzt schon abhaken.
Sancho soll die Saison wenigstens noch insofern retten, dass der Klub nicht auch noch das Mindestziel, die Qualifikation für die Champions League, verfehlt. Aber genau diese Hoffnung ist in Dortmund nichts Neues. Doch auch Mario Götze, Nuri Sahin und Shinji Kagawa scheiterten am Vorhaben, ein zweites Mal beim BVB durchzustarten.
Götze scheiterte beim FC Bayern - und dann auch in Dortmund
Götzes Wechsel für festgeschriebene 37 Millionen Euro zum FC Bayern München im Jahr 2013 war einer der spektakulärsten der jüngeren Bundesliga-Historie. Doch beim Rekordmeister hatte das damalige Supertalent eine schwere Zeit, auch sein Tor zum WM-Titel 2014 in Brasilien war für seinen Kluballtag nicht zuträglich. 2016 ging er schließlich nach Dortmund zurück - doch obwohl die Verantwortlichen immer wieder beteuerten, Götze, der lange Zeit auch mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, werde noch durchstarten, war er vier Jahre lang nur Mitläufer.
Der BVB entschied sich dann, den Vertrag von Götze auslaufen zu lassen. "Er ist ein sehr verdienter Spieler. Es ist auch in seinem Sinne, nach neuen Aufgaben zu schauen - vielleicht auch im Ausland", sagte der damalige Sportdirektor Michael Zorc. Götze ging dann zu PSV Eindhoven, überzeugte wieder, kehrte zurück in die Bundesliga zu Eintracht Frankfurt und schaffte zumindest zeitweise das Comeback in der Nationalmannschaft. Aktuell sucht er wieder nach seiner Form.
Streicheleinheiten für Kagawa nutzten nichts
Bei Sahin (jetzt Co-Trainer von Coach Edin Terzic), den der BVB 2014 nach nur eineinhalb Jahren von Real Madrid zurückgeholt hatte, war es ähnlich. Und auch bei Kagawa (2012 zu Manchester United gewechselt, 2014 zurückgeholt). Gerade beim Japaner hat Klub-Patron Hans-Joachim Watzke erlebt, was die große Tücke dieser Rückholaktionen ist.
"Wir müssen Kagawa Zeit geben. Er war unser Zehner in sehr erfolgreichen Jahren. Da ist es doch klar, dass das die Fantasie der Leute beflügelt. Aber wir werden ihn nicht mit Erwartungen überfrachten. Wir müssen Kagawa Zeit geben", sagte Watzke während Kagawas zweiter Amtszeit in Dortmund. Der Spieler habe "nichts verlernt", es sei "nur ein bisschen Selbstbewusstsein abhanden gekommen" und man müsse "jetzt die Seele streicheln", weil es bei Manchester United nicht so gut klappte. Die gleichen Sätze könnten jetzt auch im Falle von Sancho fallen, bei dem die Erwartungen nicht geringer ausfallen dürften.
Hummels als positives Beispiel - aber nur teilweise
In Dortmund wird man sich aber gerne daran festhalten, dass die jüngste Rückholaktion funktioniert hat. Mats Hummels kam 2019 nach drei Jahren bei Bayern München zurück in den Ruhrpott und ist seitdem wieder einer der Leistungsträger. Doch es gibt einen großen Unterschied zwischen dem Innenverteidiger und seinen Vorgängern Götze, Sahin und Kagawa sowie nun Sancho.
Hummels hatte bei den Bayern zwar seine Probleme, spielte aber regelmäßig und hatte einen großen Markt, entschied sich dann für die Rückkehr nach Dortmund. Bei den übrigen Spielern war oder ist der BVB dagegen eher eine Art Auffangstation, sie waren oder sind woanders gescheitert und brauch(t)en diese zweite Chance. Watzke will das offenbar erneut versuchen - auch wenn dieses Modell bislang erfolglos blieb.