Kampf gegen Russin Deutscher Fechter-Bund kritisiert Disqualifikation von ukrainischer Fechterin
Der Deutsche Fechter-Bund hat die Disqualifikation der ukrainischen Fechterin Olha Charlan kritisiert. Der Entscheidung des Weltverbands habe Feingefühl gefehlt, die IOC-Empfehlungen zeigten Lücken.
"Wir hätten mehr Feingefühl bei Entscheidungen von solcher Tragweite wie einer Disqualifikation erwartet", teilte der Verband mit. Charlan hatte bei der Fecht-WM in Mailand nach einem 15:7-Sieg in einem Säbelgefecht gegen die Russin Anna Smirnowa einen Handschlag verweigert.
Nach dem Gefecht streckte Smirnowa ihre linke Hand aus und trat Charlan entgegen. Die Ukrainerin schüttelte jedoch nur kurz den Kopf und hielt ihr stattdessen den Säbel entgegen, offensichtlich um zur Verabschiedung erneut die Klingen zu kreuzen.
Außer Tennis: Erstes sportliches Duell Ukraine gegen Russland
Während Charlan daraufhin die Planche verließ, blieb Smirnowa einfach stehen - bis ihr irgendwann ein Stuhl gereicht wurde. Nach 45 Minuten ging auch Smirnowa. Der Weltverband disqualifizierte Charlan später. Es war außerhalb des Tennis der erste sportliche Wettbewerb zwischen der Ukraine und Russland seit Beginn des russischen Angriffskriegs.
Deutscher Fecht-Verband sieht "fatales Signal"
"Charlan hatte ihre Bereitschaft zum Abgrüßen mit dem Säbel deutlich signalisiert", teilte der DFB mit. "Dass sie trotz des völkerrechtswidrigen Angriffskrieges Russlands angetreten ist und der Verband ihr dies gestattet hat, sehen wir als große menschliche und sportliche Geste, die heute durch die Entscheidung des Weltverbandes FIE schwer beschädigt wurde."
Die sehr strikte Auslegung der Regeln setze ein fatales Signal weit über die Fechtwelt hinaus, hieß es in der Mitteilung. Der DFB erwarte eine Veränderung für die zukünftigen Wettkämpfe. "Die jetzigen IOC-Empfehlungen und deren Umsetzung weisen weiterhin deutliche Lücken auf und sind keine wirkliche Hilfestellung für die Verbände", kritisierte der DFB.
DFB stimmte im März für die Wiederzulassung russischer Athleten
Wie die Sportschau im März berichtete, hatte das DFB-Präsidium seiner Präsidentin Claudia Bokel auf einer Sitzung vor dem außerordentlichen Kongress des Internationalen Fecht-Verbandes FIE mitgegeben, dort für die Wiederzulassung von Einzelsportlerinnen und -sportlern aus Russland und Belarus zu stimmen. Dagegen sollte Bokel mit "Nein" stimmen bei den Fragen, ob auch Teams und Offizielle wieder teilnehmen dürfen. Der DFB machte sein Stimmverhalten nicht öffentlich.
Der Weltverband stimmte schließlich für die Wiederzulassung unter "Neutralität" von Einzelsportlern und -sportlerinnen, aber auch von Teams und Delegierten. Die Sperren, die seit dem Beginn des russischen Angriffskrieg auf die Ukraine gelten, wurden aufgehoben. Zahlreiche Fechterinnen und Fechter protestierten gegen die Entscheidung. Im europäischen Fechtverband bleiben Kämpferinnen und Kämpfer aus Russland und Belarus ausgeschlossen.