Darts-WM Deutsche Darts-Geschichte - Gabriel Clemens im WM-Viertelfinale
Mit einem souveränen Erfolg über den Schotten Alan Soutar ist Gabriel Clemens ins Viertelfinale der Darts-WM eingezogen. Nun wartet im "Ally Pally" die schwierigste aller Prüfungen.
Gabriel Clemens hat mit einem dominanten Auftritt deutsche Darts-Geschichte geschrieben. Der 39-Jährige erreichte in London mit einem 4:1-Sieg über Alan Soutar als erster Deutscher das WM-Viertelfinale und darf nun gegen den walisischen Weltranglistenersten Gerwyn Price antreten.
Der "German Giant", wie Clemens genannt wird, war dem schwachen Schotten ab dem ersten Satz überlegen und bestimmte das Spiel gegen den Außenseiter, der zuvor in Daryl Gurney und Danny Noppert zwei gesetzte Profis aus der WM geworfen hatte. Auch nach einer kurzen Leistungsdelle im zweiten Satz verlor Clemens sein Selbstvertrauen nicht: "Ich habe nie gedacht, dass ich verlieren könnte. Aber als einen Moment lang die Doppel nicht mehr kamen, hätte es natürlich auch nochmal eng werden können."
Clemens schreibt Darts-Geschichte
Der Saarländer Clemens war vor zwei Jahren der erste Deutsche, der bei der WM das Achtelfinale erreichte - und ist nun der erste, der beim mit 2,5 Millionen Pfund (rund 2,82 Millionen Euro) dotierten Turnier im Alexandra Palace in der Runde der letzten Acht steht. Das Duell mit dem bislang makellosen Muskelprotz Price, der zu den großen Favoriten zählt, wartet nun an Neujahr. Für Darts-Deutschland wird es das größte Match der bisherigen Geschichte.
Im bisherigen Turnierverlauf hatte Clemens den Iren William O'Connor (3:0) und Jim Williams aus Wales (4:3) besiegt. Beide waren wie Soutar ungesetzt, doch der Feuerwehrmann und Blindenhund-Ausbilder aus Schottland galt als bislang größte Hürde. Der 44-Jährige absolvierte zwischen seinen Matches in London noch Feuerwehr-Schichten und ist auch für die Silvester-Nacht eingeteilt. Auf die Frage, wann er denn überhaupt schlafe, antwortete Soutar: "Im Januar."
Laute deutsche Fans im "Ally Pally"
Lautstark angefeuert von mehr als 500 deutschen Fans startete Clemens stark. Direkt die erste Aufnahme brachte die Maximalpunktzahl von 180 Zählern - und erfreute die wie immer bunt verkleideten Anhänger, die "Oh wie ist das schön" anstimmten. Den ersten Satz holte sich Clemens daraufhin ohne große Probleme.
Die Partie war von vielen Fehlern geprägt und bei weitem nicht so unterhaltsam und hochklassig wie das Drittrundenduell mit Williams, doch Clemens hatte auch diesmal wieder seine starken Momente. Als er beim Stand von 1:1 im dritten Satz über Bullseye ein Finish meisterte, jubelte er ausgelassen in Richtung seiner Box um Freundin Lisa. Der vierte Satz wurde zu einem Krimi, den Clemens nervenstark für sich entschied. Danach war die Partie schnell entschieden.
Nächster Gegner: Primus Price
Nach drei emotionalen WM-Einzelerfolgen, die sportlich aber in die Kategorie "Pflichtsieg" fielen, wartet nun die ultimative Prüfung für Clemens. Der frühere Rugby-Profi Price ist in Form und muss die 500.000 Pfund (rund 566.000 Euro) für den Titel holen, um auch am Tag nach dem WM-Endspiel am 3. Januar der Primus der Darts-Welt zu bleiben.
Clemens freut sich auf die Aufgabe: "Vor Turnierbeginn habe ich gelesen, dass man mir hier vielleicht ein gewonnenes Match zutraut. Jetzt bin ich nicht nur über Weihnachten, sondern erstmals auch über Silvester hier dabei, das ist doch fein. Ich gucke einfach auf mich. Wenn ich wieder die Leistung bringen kann und in den richtigen Momenten da bin, denke ich schon, dass ich Gerwyn Price gefährlich werden kann."
Smith lässt Cullen keine Chance
Im rein englischen Duell zwischen der Nummer vier und der Nummer 13 der Weltrangliste setzte sich Michael Smith deutlich mit 4:1 gegen Joe Cullen durch. Smith, der in der Runde zuvor beinahe am Deutschen Martin Schindler gescheitert wäre, spielte einen starken 103,25-Durchschnitt und war auch mit 40 Prozent auf die Doppel klar stärker als Cullen (93,86 und 31 Prozent).
Cross scheitert an Dobey
Im ersten Spiel der Abendsession verabschiedete sich ein weiterer Mit-Favorit. Der an Position sechs gesetzte Rob Cross, 2018 noch Weltmeister nach seinem Finalsieg über Phil Taylor, unterlag dem phasenweise furios aufspielenden Chris Dobey (Nummer 22 der Setzliste) im nächsten rein-englischen Duell mit 2:4.
Beide Spieler lagen am Ende oberhalb des 100er-Durchschnitts, aber Dobey hatte in den entscheidenden Momenten die besseren Antworten. Unter anderem gelang im das höchstmögliche Finish mit einer 170 - es war erst der dritte "Big Fish" im Verlauf dieser WM.
Van Gerwen weiter ganz souverän
Der niederländische Topfavorit Michael van Gerwen untermauerte anschließend seine Titelambitionen. "Mighty Mike" besiegte Landsmann Dirk van Duijvenbode souverän mit 4:1 und kommt damit auch in seinem dritten Spiel weiter ungefährdet durch das wichtigste Turnier der Welt. Im Viertelfinale an Neujahr bekommt es van Gerwen mit Chris Dobey zu tun.
Van Duijvenbode, der in Anlehnung an seinen Job "Auberginen-König" genannt wird, war dem starken Scoring von van Gerwen nur selten gewachsen und hatte im Alexandra Palace kaum eine Chance.
Bunting dominiert Humphries
Das Viertelfinale komplett machte schließlich Stephen Bunting, der als Nummer 21 den Weltranglisten-Fünften Luke Humphries mit 4:1 auseinandernahm. Im Durchschnitt lag Bunting am Ende mit 99,43 Punkten um zehn Peunkte besser als sein Konkurrent, auch bei der Doppelquote war Bunting mit 46,43 Prozent klar überlegen.
Das Viertelfinale im Überblick
Gerwyn Price (Wales) - Gabriel Clemens (Deutschland)
Michael Smith (England) - Stephen Bunting (England)
Dimitri Van den Bergh (Belgien) - Jonny Clayton (Wales)
Michael van Gerwen (Niederlande) - Chris Dobey (England)