Basketball EM-Qualifikation Der Weltmeister kommt - (fast) ohne Weltmeister
Der Basketball-Weltmeister kommt nach Ludwigsburg, aber die Weltmeister fehlen nahezu alle. Im ersten Länderspiel seit dem Coup von Manila schont Bundestrainer Gordon Herbert viele seiner Stars. Der Kanadier gewährt den hoch belasteten Spielern in der EM-Qualifikation die dringend benötigte Pause - auch im Hinblick auf die Olympischen Spiele im Sommer in Paris.
Am vergangenen Wochenende war Dennis Schröder auf Stippvisite in München, als Stargast schaute der Weltmeisterkapitän beim Pokalfinale der Bundesliga vorbei, weil die NBA wegen ihres Allstar-Games pausierte. Wenn das Nationalteam diese Woche erstmals seit dem Coup von Manila auf das Basketballparkett zurückkehrt, ist Schröder aber längst wieder in Nordamerika. Und beim "Homecoming des Weltmeisters", wie auch der DBB die anstehenden Spiele in der EM-Qualifikation nannte, fehlen zehn weitere Goldmedaillengewinner. Allen voran die NBA-Garde um Schröder, Franz und Moritz Wagner sowie Daniel Theis.
Der umstrittene, weiterhin dicht getaktete Spielplan gibt es nicht her, dass sich die WM-Helden in ihrer Heimat den Fans präsentieren. Die Profiliga NBA nimmt traditionell keine Rücksicht auf solche Länderspielfenster. Die Euroleague in der Vergangenheit eigentlich auch nicht - in dieser Saison pausiert Europas Top-Liga aber tatsächlich erstmals, nach einer ersten Annäherung im seit Jahren andauernden Streit mit dem Welt-Verband Fiba. Im Gegenzug wurde ein weiteres Länderspielfenster während der Saison gestrichen.
Herbert verzichtet auf Weltmeister: "Brauchen eine Pause"
Zumindest die Euroleague-Spieler wären für den Bundestrainer also verfügbar gewesen - und doch verzichtet Gordon Herbert auf Führungsspieler Johannes Thiemann, Maodo Lo, Co-Kapitän Johannes Voigtmann oder Andreas Obst. Neben Obst fehlen vom FC Bayern auch die übrigen Weltmeister Isaac Bonga und Niels Giffey.
"Sie brauchen eine Pause", sagte der Kanadier schon lange vor der Nominierung für die EM-Qualifikationsspiele am Donnerstag (22.02.2024, 19.30 Uhr) in Ludwigsburg gegen Montenegro und am Sonntag in Bulgarien (16.00). Zwei von zwölf Weltmeistern standen ursprünglich im Aufgebot, nach der Absage von Justus Hollatz (Anadolu Efes Istanbul) ist nur noch David Krämer vom spanischen Klub Fundacion CB Granada übrig geblieben.
Umbruch beim DBB-Team - spätestens nach Olympia
Herbert handelt bewusst, blickt schon jetzt weit nach vorn. Zuletzt hatte der Erfolgscoach für die Zeit nach den Olympischen Spielen in Paris einen Umbruch angekündigt, viele Weltmeister würden sich dann "zurückziehen oder ein, zwei Jahre Pause machen". Auch vor diesem Hintergrund setzt er auf die zweite Reihe und den Nachwuchs.
So stehen zwei Teenager im Kader, Ivan Kharchenkov (17/Bayern München), der am Dienstag von Herbert allerdings wieder gestrichen wurde, und Johann Grünloh (18/Rasta Vechta), auf den laut Medienberichten schon NBA-Scouts ein Auge geworfen haben sollen. Auch der EM-Bronzegewinner und frischgebackene Pokalsieger Nick Weiler-Babb (München), bei der WM verletzungsbedingt nicht dabei, ist zurück.
Auch Oscar da Silva (FC Barcelona) und Leon Kratzer (Paris Basketball), die im Vorjahr kurz vor Turnierbeginn in Japan gestrichen wurden, sind dabei.
Vom FC Bayern fehlen neben Obst auch die übrigen Weltmeister Isaac Bonga und Niels Giffey, in Weiler-Babb, Nelson Weidemann und Jan-Niklas Wimberg stellt der Pokalsieger aber drei seiner Profis ab, der zweite EuroLeague-Teilnehmer Alba Berlin gar vier.
EM-Qualifikation in Ludwigsburg - mit überschaubarem Risiko
Herbert hat zunächst 18 Spieler in Ludwigsburg um sich versammelt, vor dem Auftaktspiel der Quali für die EM 2025 in Zypern, Finnland, Polen und Lettland muss er in den kommenden Tagen wie immer auf zwölf Akteure reduzieren. "Es geht vor allem darum, die Mannschaft zusammenzubringen. Es gilt für uns, das Puzzle zusammenzusetzen", sagte der 65-Jährige.
Sportlich dürfte das Risiko überschaubar sein. In der Qualigruppe mit vier Teams reicht Deutschlands Basketballern ein dritter Platz, um sich für die EM-Endrunde 2025 zu qualifizieren.
Marko Pesic gefällt Herberts Ansatz. "Das muss genauso sein, dass der Trainer in dieser Phase, bei dieser Euphorie um die deutsche Nationalmannschaft genau diesen Leuten die Chance gibt", sagte der Geschäftsführer der Bayern dem SID, "ich finde das sehr gut." Und wohl auch, dass seine Münchner Weltmeister eine Pause bekommen. Das Publikum in Ludwigsburg hätte sich sicher etwas anderes gewünscht.