Deutscher in der NFL Amon-Ra St. Brown - Sonnengott mit einer Vorliebe für Currywurst
Amon-Ra St. Brown mag das Rheinland und Currywust, und er mag große Ziele und American Football. Und wie gut das passt, lässt sich gerade in der NFL beobachten.
Amon-Ra St. Brown hüpfte, einmal, zweimal, dreimal, dann trommelte er sich auf die Brust. Hinter ihm standen die Fans der Detroit Lions, auch sie hüpften und klatschten, viele rissen die Arme in die Luft. Und aus dem Off fasste eine Reporter-Stimme das Gesehene zusammen: Touchdown von St. Brown, schon wieder.
Amon-Ra St. Brown hat das Video selbst gepostet, entstanden ist es nach dem 40:14 der Lions gegen die Jacksonville Jaguars in der Nacht zu Montag (05.12.2022/MEZ). Er hat zwei Touchdowns zum Sieg beigetragen und elf Pässe für insgesamt 114 Yards gefangen.
St. Brown versah das Video auch noch mit einer Textbotschaft. Sie war kurz, ein Satz nur. "Take your finger off that snooze button", schrieb er. Finger weg von der Schlummertaste also, kann man so machen.
Trainer Campbell sagt: "St. Brown ist besser als Gold"
Amon-Ra St. Brown, 23, spielt seine zweite Saison in der NFL, und was für eine: Als Wide Receiver, als Passempfänger also, ist St. Brown eins der Gesichter dieser Spielzeit. Für St. Brown sind in elf Spielen sechs Touchdowns notiert und 76 gefangene Pässe. Es sind beeindruckende Statistiken.
Vor einigen Wochen sollte Lions-Trainer Dan Campbell über die Stärken von St. Brown sprechen, er zählte Explosivität, Wettbewerbsfähigkeit und Spielverständnis auf. Campbell sagte: "Er ist besser als Gold."
Er ist nun ein Hoffnungsträger der Detroit Lions
Natürlich sind Sätze wie dieser nie ohne Risiko. Man kann ihre Sinnhaftigkeit hinterfragen und auch, ob man den Wert eines Football-Spielers unbedingt mit dem von Gold vergleichen sollte. Man kann den Satz des Trainers Campbell aber auch als einen Beweis für die Wichtigkeit von Amon-Ra St. Brown im Spiel der Detroit Lions sehen.
Denn die Lions sind eher kein Team, das man zuletzt mit dem ganz großen Erfolg in Verbindung gebracht hat. Nur ein Beispiel: Von allen Teams, die bei der Einführung des Super Bowl im Jahr 1967 schon dabei waren, haben nur die Lions noch nie das Endspiel erreicht.
Und Amon-Ra St. Brown ist nun der große Hoffnungsträger der Lions. Er ist ein Wide Receiver mit dem Gespür für den Raum - und mit einer Vorliebe für Currywurst.
Currywurst, ägyptische Mythologie, Hanteltraining
Sein Vater John war mal ein erfolgreicher Bodybuilder, sogar Mr. Universe, und Ende der 80er-Jahre war er zu Gast bei einer großen Fitness-Messe in Köln. Dort lernte John auch Miriam kennen, eine Rheinländerin, sie gefielen sich. Heute haben sie drei Kinder: Natürlich Amon-Ra, er ist sicher der talentierste St. Brown. Equanimeous steht bei den Chicago Bears in der NFL unter Vertrag, auch Osiris spielte lange am College. Sie alle haben einen deutschen Pass.
Der "Deutschen Welle" hat Amon-Ra St. Brown einmal gesagt, er sei als Kind oft und gerne in der Heimat seiner Mutter gewesen. Er erzählte von Besuchen in Leverkusen-Hitdorf, wo er als Kind im Garten spielte. Und er sagte, er sei eigentlich immer pünktlich, das sei schon sehr deutsch. Und dann sei da noch die Sache mit dem Essen. "Ich liebe Bratwurst und Currywurst", sagte St. Brown.
Vater John aber mochte nicht nur Fitness und Miriam, er mochte auch große Ziele und außergewöhnliche Vornamen. Amon-Ra ist angelehnt an einen Sonnenkönig aus der ägyptischen Mythologie. Jedenfalls trainierte John seine Söhne schon, als die noch Kinder waren. Sie hantierten mit Gewichten und waren auch sonst ziemlich fit. Irgendwann legten sie zusammen Ziele fest, sie hatten alle dasselbe: die NFL.
Es dürfen ruhig große Ziele sein - ganz große Ziele
Amon-Ra St. Brown ist nun ein Shootingstar in der besten Liga der Welt. Ihn wird das kaum überrascht haben, an Selbstbewusstsein mangelt es ihm offenbar nicht. Einmal sagte er, er wolle irgendwann der "beste Spieler aller Zeiten" sein.
Dass der Football-Spieler Amon-Ra St. Brown Talent hat, das war früh zu erkennen. Einmal erzielte er bei einem College-Spiel für die USC Trojans vier Touchdowns in nur einem Viertel.
Als Neuling gleich mal Geschichte geschrieben
Im Frühjahr 2021 wurde St. Brown beim NFL-Draft als 112. Spieler von den Detroit Lions ausgewählt. Vor ihm wurden 16 Wide Receiver gedraftet, und natürlich war St. Brown nur mit dem Vertrag zufrieden und nicht mit seiner Positionierung. Er sagte: "Ich weiß, dass ich besser bin als alle Wide Receiver, die vor mir dran gekommen sind."
Und doch war das mit dem Draft das erste Kapitel einer Geschichte, in der es zuletzt oft um Erfolge ging und manchmal gar um Rekorde.
Vereinsrekord in der ersten Saison
In seiner Debütsaison war St. Brown gleich der erfolgreichste Neuling in der Geschichte der Lions. Er fing 90 Bälle und sammelte 912 Yards. Und er fing in sechs aufeinanderfolgenden Spielen mindestens acht Pässe und knackte damit den Rekord von Calvin Johnson, einer Lions-Legende und auch Mitglied der Hall of Fame.
In dieser Zeit ist Amon-Ra St. Brown manchmal gefragt worden, ob er noch weitere Ziele habe. Als ob das mit dem besten Spieler aller Zeiten nicht Ziel genug wäre. Die Antwort: Er wolle unbedingt mal "einen Super Bowl" gewinnen. Was sonst.
Natürlich ist das für St. Brown und seine Detroit Lions, die aktuell Rang zwei in der NFC-North-Division belegen, noch einigermaßen weit weg. Aber so war das eben schon immer im Leben von Amon-Ra St. Brown. Es dürfen gerne ganz große Ziele sein.