Shorttrack Anna Seidel - endlich wieder Weltspitze
Anna Seidel hat zwei bescheidene Jahre mit vielen Tiefpunkten hinter sich. In dieser Saison ist sie eindrucksvoll in die Shorttrack-Weltspitze zurückgekehrt.
Shorttrackerin Anna Seidel kann endlich wieder lachen. Das liegt vor allem daran, dass die Dresdnerin nach zwei Jahren mit vielen Tiefpunkten endlich obenauf ist. In Almaty lief sie am Sonntag (18.12.2022) mit Platz drei über 1.000 Meter schon zum dritten Mal seit dem Weltcup-Start auf das Podium.
Leiden durch Verletzungs- und Sturzpech
Es ist fast wie eine Auferstehung für Deutschlands beste Shorttrackerin. Denn Seidel hat eine wahre Tortur hinter sich: Im März 2021 zog sie sich einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Es folgte eine lange Pause und zudem hatte Seidel auch bei Rennen immer wieder Schmerzen.
Seidel tat trotzdem alles, um zum großen Höhepunkt bei Olympia 2022 wieder fit zu sein. Das klappte und wurde doch zum nächsten Tiefpunkt: Ein Sturz im Viertelfinale beendete alle Träume von einer Medaille. "Ich dachte, ich bin im falschen Film. Ich hab direkt geweint und wäre am liebsten einfach aufgewacht. Nur ich war schon wach", erzählte die 24-Jährige vor Saisonstart dem MDR.
Seidel mit Gedanken an Karriereende
Nach dieser Enttäuschung seien die Gedanken an ein Karriereende nah gewesen. "Ich habe meinen Papa angerufen. Ich sagte, ich will nicht mehr. Dieser Sport ist so grausam", schilderte sie. Schließlich entschied sie sich anders und machte weiter, suchte sich dafür Hilfe von Sportpsychologen.
Und Seidel kämpfte sich zurück: Vor der aktuellen Saison blieb sie endlich komplett verletzungsfrei und konnte durchtrainieren. Allerdings musste die Dresdnerin aufgrund finanzieller Probleme des Verbandes mit privatem Vermögen in Vorleistung für ihr Training gehen - ein weiteres Hindernis, welches sie einging.
Zurück in die Spitze gekämpft
Die Investition sollte sich lohnen: Sie verbesserte direkt bei der ersten Station in Salt Lake City den deutschen Rekord über 1.000 Meter und bestieg bei der ersten Weltcup-Station als Zweite das Podest. Danach blieb Seidel in den Vereinigten Staaten, um sich mit starken Trainingspartnern messen zu können. Es folgten seitdem zwei dritte Plätze, zuletzt eben in Kasachstans Hauptstadt Almaty.
Anna Seidel scheint nun endgültig zurück in der Weltspitze zu sein und macht sich dennoch in ihrer zehnten Weltcup-Saison keinen Druck: "Ich will wieder Spaß und Freude haben. Ich setze mir für die EM und WM keine festen Ziele wie Medaillen." Sie wolle einfach ihr Bestes zeigen. Mit dieser Leichtigkeit könnte es etwas werden mit weiteren Höhepunkten in diesem Winter.