Der Sportschau-Wintersport-Podcast
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Wintersport-Podcast der Sportschau Florian Wilmsmann - "Skicross ist wie Schiffschaukeln"

Stand: 01.12.2022 12:12 Uhr

Skicross ist eine spektakuläre Sportart, und Florian Wilmsmann ist die deutsche Freestyle-Hoffnung. Im Wintersport-Podcast der Sportschau mit Julia Kleine spricht der Olympionike über enge Kurven und weite Sprünge, seine Kochkünste und die Reize des Lebens außerhalb des Profisports.

Sportschau: Florian Wilsmann, im Februar 2021 hast du in Bakuriani deinen ersten Weltcup-Sieg gefeiert. Was macht das mit dir?

Florian Wilmsmann: Coole Emotionen, aber auch Gedanken an ein Rennen, das gar nicht so geplant war. Die Strecke hat es schon in sich gehabt, es wurde viel überholt, und viel Action war geboten. Da weiß man auch schon für die WM, wenn man vorausschaut, dass man nichts planen kann, sondern einfach flexibel und mit einem guten Gefühl losfährt.

Sportschau-Wintersport-Podcast, 01.12.2022 08:32 Uhr

Sportschau: Ist das ein Erfolgsfaktor für dich: Einfach mal gucken, was passiert?

Wilmsmann: Auf jeden Fall. Wenn man sich die Strecke von Bakuriani anschaut, die hat eine lange Zielgerade, das Windschattenfahren ist also ein gutes Mittel zum Überholen. Man hat gesehen, dass die Leute von Platz drei und vier immer wieder nach vorne geschossen sind. Deshalb muss man einfach so fahren, wie es kommt. Da kann man nicht sagen, ich fahr jetzt einen guten Start und dann vorneweg.

Sportschau: Wenn man mal auf die WM in Bakuriani vorausschaut: Gegen einen WM-Titel hättest du nichts, oder?

Wilmsmann: Auf keinen Fall! Wobei ich schon einige Tiefen in meiner Karriere hatte. Von daher gehe ich etwas entspannter heran. Das war letztes Jahr schon mit Olympia so, wo man große Hoffnungen reingesteckt hat und dann mit einer Enttäuschung heimgefahren ist. Daher liegt mein Fokus darauf, mit einem guten Gefühl loszufahren und gar nicht an die Titel zu denken.

Sportschau: Du bist Junioren-Weltmeister geworden, Deutscher Meister und dann kommen da Anfang 2022 die Olympischen Spiele von Peking, als große Hoffnungen auf deinen Schultern gelastet haben …

Wilmsmann: ... genau. Aus den Weltcupsiegen bin ich mit einem ganz neuen Selbstbewusstsein rausgekommen. Dazu habe ich noch einen neuen Trainingsstützpunkt gefunden, privat hat sich viel geändert, und dann steigen auch bei einem selbst die Erwartungen. Weil man weiß, dass man am Ende ganz oben stehen kann. Ich glaube dadurch, dass man denkt, man macht alles richtig, geht´s am Ende dann doch nicht auf - extrem bitter einfach.

Sportschau: Wer hat dir dann in der Enttäuschung geholfen?

Wilmsmann: Also, eine Enttäuschung hat sicher jeder im Leben schon einmal erlebt. Die gibt es auch im Skicross, wenn du im Lauf merkst, ich hänge auf dem dritten Platz und es sind nicht mehr viele Meter bis zum Ziel, du versuchst alles, aber dadurch wirst du zu hart, kannst die Elemente nicht mehr weich fahren, dann merkst du: Das wird nichts mehr. Die Leistungsdichte ist einfach so eng.

Sportschau: Wenn du sagst, du kannst die Elemente nicht mehr weich fahren. Was heißt das?

Wilmsmann: Bei uns gibt es ja zwei Faktoren, um Geschwindigkeit zu machen: Wenn du schöne Kurven fährst und daraus die Geschwindigkeit mitnimmst oder die Elemente schön fährst, es sich ganz leise anhört und anfühlt, wenn du dann schön durchpuschen kannst. So wie man es sich auf einer Schiffschaukel vorstellen kann: Wenn du am obersten Punkt bist und die Beine durchstreckst und dadurch die Beschleunigung auslöst. Beim Skicross ist es eigentlich genau so. Über die Wellen kannst du richtig schön Speed generieren oder wenn man Sprünge ganz flach springt und weich landet.

Sportschau: Du bist ein Trainings-Tier. Deine Trainer haben dir sogar schon einmal Zwangsurlaub verordnet, weil du so viel trainiert hast. Woher kommt das?

Wilmsmann: Das liegt wahrscheinlich in der Familie, und es macht einfach Spaß. Das Skicross-Training ist sehr vielfältig. Du musst gut in Ausdauer sein, gute Kraftwerte haben, aber auch koordinativ gut sein. Deswegen hast du so ein großes Spektrum zum Trainieren, sodass es gar nicht langweilig werden kann.

Der deutsche Florian Wilmsmann (z.v.r) in Aktion

Sportschau: Neben dem Training kannst du aber auch gut kochen. Wenn ich jetzt deine Freundin fragen würde, sähe sie das genauso?

Wilmsmann: Ich hoffe! Ich kann zumindest behaupten, dass ich gerne koche. Ob es dann gut schmeckt, ist eine andere Sache, aber da gebe ich gerne Gas in der Küche.

Sportschau: Also Nudeln funktionieren immer …

Wilmsmann: … Nudeln werden wenig bei uns gekocht. Wenn man sich und sein Training in allen Bereichen etwas optimieren will, dann fällt da auch schnell die Ernährung mit herein. Über die Ernährung kann man da schon viel rausholen. Ich habe mich damit beschäftigt und dann kam eins zum anderen, man fängt das Kochen an und am Ende soll es ja auch gut schmecken und von daher wird man auch da immer besser.