Tor des Monats August 1977, Carlos Babington

Tor des Monats August 1977 Babingtons langer Marsch mit Wums

Stand: 12.07.2013 13:34 Uhr

Carlos Babington (Wattenscheid 09) am 05.08.1977 im Spiel "Fortuna Köln - Wattenscheid 09" in der 47. Min. zum 1:2 (Endstand 2:2)

Von Markus Wessel

Einen Wattenscheider Spieler von adeligem Geschlecht hat es wohl auch nur einmal gegeben in der langen Geschichte der SG. Und der eine war noch dazu ein ganz besonders Guter: Carlos Babington, Sohn einer irischen Adelsfamilie und in den 70ern Wattenscheids Kapitän, erzielte für den Bochumer Stadtteil-Club in 120 Spielen satte 46 Tore. Eines davon gelingt ihm im August 1977 so gut, dass es von den Sportschau-Zuschauern zum Tor des Monats gewählt wird.

Der Argentinier bekommt den Ball an der Mittellinie zugespielt. Dann läuft er - und läuft - und läuft - völlig unbehelligt bis 25 Meter vor das gegnerische Tor. Als da immer noch kein Fortune entscheidend stört, zimmert der offensive Mittelfeldmann die Kugel mit einem satten Linksschuss in den Winkel.

Einer der zehn Besten bei der WM 1974

Babington, der als Nationalspieler bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 im argentinischen Aufgebot stand, und von Journalisten unter die zehn besten Spieler des Turniers gewählt wurde, wechselt nach der WM nicht etwa zu einem Spitzenclub aus der Bundesliga oder der Serie A sondern in den Ruhrpott zum Zweitligisten SG Wattenscheid 09.

Ein Koffer voller Geld

Die Frage nach dem warum einer der besten Spieler der Welt zu einem mittelmäßigen deutschen Zweitligisten geht, ist mit einem Namen recht gut beantwortet: Klaus Steilmann. Der Textilunternehmer hatte gute Argumente und lockte den torgefährlichen Argentinier für vier Jahre nach Bochum. In einem Interview erklärte Babington einmal: "Ich wollte unbedingt nach Europa. Eines Tages tauchte ein spanischer Spielervermittler mit einem Koffer voller Geld auf und sagte mir, dass Wattenscheid interessiert sei. Sportlich gesehen war es wahrscheinlich die falsche Entscheidung. Aber Klaus Steilmann hatte mich bei der WM spielen sehen und war entschlossen, mich zu verpflichten."

Am liebsten in Deutschland geblieben

Auf seine Zeit in Wattenscheid blickte Babington aber auch viele Jahre nach Beendigung seiner Karriere noch gerne zurück. In einem Interview des Fußball-Magazins "11 Freunde" gab er zu, dass er am liebsten ganz in Deutschland geblieben wäre: „In Deutschland habe ich erlebt, wie das Leben sein sollte: respektvoll, geordnet. Alles ist geplant und durchdacht.“

Nach seiner Zeit in Wattenscheid geht Babington noch einmal zurück zu seinem Heimatverein Atletico Huracan, bevor er 1982 seine Karriere bei den Tampa Bay Rowdies in Florida beendet..