Machtmissbrauch im Tennis

Machtmissbrauch im Tennis DTB stellt Unterlagen nur in Auszügen zur Verfügung

Stand: 05.04.2023 18:27 Uhr

Nach Vorwürfen wegen Machtmissbrauchs und sexualisierter Gewalt gegen den zurückgetretenen DTB-Vizepräsidenten Dirk Hordorff sind entscheidende Unterlagen dem Betroffenen nur in Auszügen zur Verfügung gestellt worden.

Von Andrea Schültke (WDR), Elena Kuch, Hendrik Maaßen, Andreas Becker (NDR)

Wie Sportschau, NDR und SZ berichteten, wirft Ex-Profitennisspieler Maximilian Abel seinem ehemaligen Trainer Dirk Hordorff Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt vor. Der Deutsche Tennisbund (DTB) hatte eine externe Kanzlei mit der Untersuchung der Vorwürfe beauftragt.

Den Abschlussbericht gibt der DTB bisher nicht an die Öffentlichkeit heraus. Der Anwalt des mutmaßlich Betroffenen, Maximilian Abel, bestätigte auf Nachfrage aber, er habe am Mittwoch (05.04.2023) die lange angeforderten Unterlagen in Auszügen erhalten. Demnach konnten durch die Untersuchungen die Vorwürfe von Maximilian Abel nicht widerlegt, aber auch nicht bestätigt werden.

Kritik von Sportlervertretern

"Athleten Deutschland" – eine Vertretung der Sportlerinnen und Sportler - begleitet den Aufarbeitungsprozess des Ex- Profitennisspielers Maximilian Abel seit etwa einem Jahr und kritisiert den Umgang mit ihm. Der Verband lasse "die notwendige Sensibilität vermissen."  Der Verein forderte in einer Pressemitteilung den Deutschen Tennisbund zur Herausgabe des Abschlussberichts an Maximilian Abel auf.

Kurz nach Veröffentlichung dieser Pressemitteilung seien die Unterlagen bei ihm eingegangen, bestätigte Abels Anwalt Thomas Galli auf Anfrage von Sportschau, NDR und Süddeutscher Zeitung.

Befragung für aussagepsychologisches Gutachten

Maximilian Abel verbüßt zurzeit eine Haftstrafe wegen Kreditkartenbetrugs. Im Gefängnis hatte Abel dem Rechercheteam von Sportschau, NDR und SZ ein Interview gegeben. Darin hatte er unter anderem geschildert, dass eine Expertin im Auftrag der Kanzlei ein aussagepsychologisches Gutachten über ihn erstellt habe. Er habe sich für eine mehrstündige Befragung zur Verfügung gestellt und die Zusage erhalten, dass ihm sowohl dieses Gutachten als auch das Ergebnis des Untersuchungsberichts zur Verfügung gestellt würden. Erst mit der heutigen Post an Abels Anwalt hat der DTB diese Zusage nach langem Zögern eingehalten.

Der DTB erklärt auf Anfrage, dass eine Zusammenfassung der Ergebnisse am Dienstag für Abel fertiggestellt worden sei. Nun würde dem Ex-Tennisprofi "ein bereinigtes aussagepsychologisches Gutachten und ein zusammenfassender Bericht mit den wesentlichen Ergebnissen" zur Verfügung gestellt. Eine komplette Weitergabe der Unterlagen ist nach Angaben des DTB "rechtlich verboten". Als Begründung führt der Verband "datenschutzrechtliche und persönlichkeitsrechtliche Beschränkungen" an.  

Vier Seiten des Abschlussberichts

Der Deutsche Tennisbund hat Maximilian Abel eine vierseitige Zusammenfassung des Abschlussberichts zur Verfügung gestellt, wie sein Anwalt Thomas Galli auf Nachfrage mitteilt. Der tatsächliche Untersuchungsbericht soll laut den Recherchen deutlich umfassender sein.

Die externe Kanzlei hat im Auftrag des DTB auch weitere Zeugen und mutmaßlich Betroffene vernommen. Nach den Recherchen von Sportschau, NDR und Süddeutscher Zeitung gibt es mehrere Betroffene von sexualisierten Übergriffen durch den Trainer und Funktionär Dirk Hordorff im Zeitraum der 1980er Jahre bis in die 2010er.  

Dirk Hordorff hat die Vorwürfe gegen ihn als "schlicht unzutreffend" bezeichnet. Er ist von seinem Amt als Vize-Präsident des DTB nach Bekanntwerden der Vorwürfe zurückgetreten. Nach eigenen Angaben aus gesundheitlichen Gründen.