Jan Hempel

Nach Missbrauch durch den Trainer Hempel nach Einigung mit DSV "sehr erleichtert"

Stand: 24.10.2023 07:07 Uhr

Der ehemalige Wasserspringer Jan Hempel bezeichnet die außergerichtliche Einigung mit dem Deutschen Schwimm-Verband in seinem Missbrauchsfall als "Meilenstein" nach "schweren Tagen". Nun will er sich weiter für Betroffene einsetzen.

Von Arne Steinberg

"Es waren viele Höhen und Tiefen. Es gab zuletzt oft auch schwere Tage. Aber wie sagt man so schön: Was lange währt, wird endlich gut", sagte Hempel dem ARD-Morgenmagazin.

15 Monate, nachdem Hempel in der ARD-Dokumentation "Missbraucht" erstmals über seinen Leidensweg gesprochen hatte, einigten sich beide Seiten am Montag (23.10.2023) auf eine Entschädigungszahlung in Höhe von insgesamt 600.000 Euro. Sie gingen damit einem jahrelangen Rechtsstreit aus dem Weg.

"Ein Gläschen genommen und angestoßen"

Er habe mit seiner Familie "ein Gläschen genommen und angestoßen", sagte Hempel zu seiner ersten Reaktion auf die Einigung: "Wir sind sehr erleichtert, dass jetzt erst mal mehr Ruhe einkehrt und wir das Augenmerk auch wieder auf andere Dinge richten können."

Der Vergleich garantiert Hempel, der im Sommer 2022 mit der Beschreibung seines Leidensweges auch eine Alzheimer-Erkrankung öffentlich machte, eine Sofort-Zahlung von 300.000 Euro sowie eine Zahlung derselben Summe in monatlichen Raten über zehn Jahre hinweg. Diese wird auch im Falle von Hempels Tod an die Hinterbliebenen gezahlt.

Der 52-Jährige bezeichnete die Vereinbarung mit dem DSV als "Meilenstein, dem weitere folgen werden". Hempel kündigte an, sich für andere Betroffene einsetzen zu wollen und forderte die Abschaffung der Verjährungsfrist bei Fällen sexuellen Missbrauchs: "Diese Frist muss auf den Prüfstand."

"Fall Buschkow" beschäftigt Hempel weiter

Hempel selbst hatte erst 25 Jahre nach den letzten Übergriffen die Kraft gefunden, über seinen Leidensweg zu sprechen. Seinen Angaben zufolge hatte ihn sein damaliger Trainer Werner Langer über 14 Jahre hinweg sexuell missbraucht. Der DSV verzichtete in Hempels Fall darauf, Verjährung geltend zu machen.

Ganz abschließen mit den Vorgängen innerhalb des DSV, die er in Gang gesetzt hat, kann Hempel nach eigenen Angaben noch nicht. Er verwies auf den noch laufenden Arbeitsrechtsprozess zwischen dem Verband und Lutz Buschkow. Dem ehemaligen Sprung-Bundestrainer hatte Hempel vorgeworfen, bereits Ende der 90er Jahre nachträglich von seinem jahrelangen Missbrauch erfahren, aber nichts Maßgeblich dagegen getan zu haben. Buschkow bestreitet dies. Der DSV hatte ihm Mitte Oktober 2022 dennoch fristlos gekündigt, wogegen Buschkow klagte. Im Februar 2024 wird vor dem Arbeitsgericht Halle/Saale die Verhandlung fortgesetzt.

"Wenn diese Verhandlung abgeschlossen ist, wird sich ein weiterer Stein in meinem Leben gelöst haben. Ich hoffe, dass das irgendwann beendet sein wird. Dann werde ich auch wieder ruhiger schlafen können", sagte Hempel.