Frithjof Seidel im deutschen Synchronschwimm-Team

Synchronschwimmen Historisches EM-Silber für Pionier Seidel

Stand: 25.06.2023 12:26 Uhr

Frithjof Seidel ist Synchronschwimmer und allein dadurch ein Pionier. Nun hat er auch noch eine historische Medaille gewonnen.

Lust auf große Pionierarbeit hatte Frithjof Seidel eigentlich von Beginn an, die ersten Schritte machte er dennoch im denkbar kleinen Rahmen. Mit Fünfjährigen lernte er die Grundlagen seines neuen Sports, fing quasi bei Null an - und war als erwachsener Mann im Synchronschwimmen ein echter Exot.

Nur drei Jahre später ist Seidel diesen Anfängen aber längst entwachsen, bei den Europaspielen in Polen hat er Historisches geleistet. "Es ist schön, einen Schritt in diesem Sport gegangen zu sein, den noch niemand gegangen ist", sagte er am Freitag und lächelte. Silber in der Freien Kombination hatte er da soeben gewonnen, als erster Mann der EM-Geschichte holte er eine Medaille im Team.

Erste EM-Medaille seit 40 Jahren

Sportlich ist das für sich schon eine große Nummer, für den Deutschen Schwimm-Verband (DSV) war es die erste EM-Medaille seit 40 Jahren. Seidel, früher als Wasserspringer aktiv, war mit neun Teamkolleginnen am Start, und er sieht darin eine Mission. Es sei ihm "ein persönliches Anliegen. Dass mehr Männer und vor allem mehr Jungs in den Sport gehen, sich ausprobieren", sagte der 26-Jährige: "Denn das ist die Zukunft, dahin entwickelt sich der Sport: Dass alle daran teilnehmen."

Männer bei Olympia in Paris erstmals im Team zugelassen

Seit dieser Saison erst sind Männer in den Teamwettbewerben international zugelassen, auch bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris werden sie erstmals starten dürfen. Bei Weltmeisterschaften allerdings durften Männer schon 2015 zum ersten Mal im Mixed-Duett mitmachen, und so gibt es mittlerweile durchaus Nationen, in denen es männlichen Nachwuchs in diesem Sport gibt.

Deutschland hänge da noch "etwas hinterher", sagt Seidel. Er will helfen, das zu ändern. Die Idee hatte allerdings jemand anderes. Michelle Zimmer, Vereinskollegin beim Berliner SC Wedding, kam im Jahr 2020 auf ihn zu. "Der Sport suchte gerade Männer, und sie hat gefragt, ob ich nicht jemanden kenne." Seidel grübelte ein wenig - und machte es dann selbst: "Ich hatte gerade mit dem Wasserspringen aufgehört, das passte."

Mit Zimmer trat er bei der EM am Samstag auch im Mixed-Duett an, holte Rang sechs. Mitte Juli wird er in Japan dann erstmals zu einem deutschen WM-Team gehören. Olympia 2024, sagt Seidel, komme leistungsmäßig noch zu früh, 2028 allerdings sei nichts ausgeschlossen. Genau so wichtig wie eigene Erfolge sei dabei: sichtbar sein - und andere auf Ideen bringen.