Betrugsskandal im Schach Niemanns Klage gegen Carlsen abgewiesen
Ein Gericht in den USA hat die Klage von Schach-Großmeister Hans Niemann gegen den früheren Weltmeister Magnus Carlsen und andere auf Schadenersatz abgewiesen. Carlsen wirft Niemann Betrug vor.
Niemann hatte auf Schadensersatz in Höhe von 100 Millionen Dollar geklagt. Beschuldigt waren die beiden Schach-Großmeister Magnus Carlsen und Hikaru Nakamura, der internationale Meister Daniel Rensch sowie die Plattform chess.com und die Play Magnus Group. Das berichtete das "Wall Street Journal" am Dienstag (27.06.2023).
Niemann hatte sie der Verleumdung und der geheimen Absprache beschuldigt, sie hätten seinen Ruf zerstören und ihn um seinen Lebensunterhalt bringen wollen. Auch sei seine Karriere durch die Betrugsvorwürfe zerstört und sein Leben ruiniert worden. Das Gericht wies Teile der Anklage ab und verwies bei anderen Punkten darauf, nicht zuständig zu sein. Carlsens Vertreter reagierten erleichtert. "Wir sind erfreut, dass das Gericht den Versuch von Hans Niemann, sich einen unverdienten Betrag anzueignen, abgelehnt hat und Niemanns Versuch gescheitert ist", sagte sein Anwalt Craig Reis dem norwegischen Rundfunk "NRK".
Carlsen warf Niemann Betrug vor
Die Klage war Teil eines großen Schachbetrugsskandals, der im Herbst 2022 begann. Carlsen hatte am 5. September beim Sinquefield Cup 2022 seine Partie in der dritten Runde gegen Niemann verloren. Bei Twitter veröffentlichte er einen Kommentar von Fußballtrainer Jose Mourinho, der lautete: "Ich ziehe es wirklich vor, nicht zu sprechen. Wenn ich spreche, bin ich in großen Schwierigkeiten." Bald wurde klar, dass Carlsen Niemann des Betrugs bezichtigte.
Carlsen beendete eine Online-Partie gegen Niemann am 19. September beim "Julius Bär Generation Cup" nach nur einem Zug auf und verließ den Video-Chat. Auch das wurde als Betrugsvorwurf gedeutet. Angeheizt wurden die Spekulationen unter anderem durch den amerikanischen Großmeister Hikaru Nakamura, der mit seinen Online-Streams ein Millionenpublikum erreicht.
Carlsen sagte später: "Ich glaube, dass Niemann häufiger betrogen hat, als er das öffentlich zugegeben hat - und das auch in jüngerer Vergangenheit."
Niemann gab Betrug im Jugendalter zu
In einem Interview während des Sinquefield Cups gab Niemann zu, dass er als Kind betrogen hatte, als er auf chess.com spielte. Die Schachplattform veröffentlichte daraufhin einen 72-seitigen Bericht, in dem behauptet wurde, dass Niemann "wahrscheinlich in mehr als 100 Online-Schachpartien betrogen hat, darunter mehrere Preisgeldveranstaltungen". Niemann bestritt diese Vorwürfe.