WDR-Sport Streit um Geißbockheim-Pläne des 1. FC Köln geht weiter
Der Fußball-Bundesligist 1. FC Köln hat sich gegen einen Umzug nach Marsdorf entschieden. Stattdessen beharrt der Klub auf den Ausbau des Geißbockheims. Die Bürgerinitiative "Grüngürtel für alle" kündigte Widerstand an.
Es ist das nächste Kapitel im Streit um die Pläne des 1. FC Köln, einen Ausbau des Geißbockheims im Grüngürtel zu forcieren. Der Fußballklub kündigte am Mittwoch (03.04.2024) an, ein Umzug nach Marsdorf, über den in den letzten beiden Jahren verhandelt worden war, sei wegen fehlender finanzieller Unterstützung der Stadt nicht umsetzbar.
Die Entscheidung zum Verbleib im Grüngürtel sei "endgültig". Daher hofft der FC nun auf die erforderlichen Genehmigungen, sein Areal am Geißbockheim ausbauen zu können. Der 1. FC Köln möchte das Areal um ein Nachwuchsleistungszentrum und drei Fußballplätze auf der Gleueler Wiese, die Teil des Landschaftsschutzgebiets ist, erweitern.
Initiative will Geißbockheim-Ausbau nach wie vor verhindern
Dagegen regt sich nach wie vor großer Widerstand. Die Reaktionen auf die FC-Mitteilung ließen nicht lange auf sich warten. So bezog auch die Bürgerinitiative "Grüngürtel für alle" Stellung. Sie titelte in Anlehnung an die Meldung des FC ("Geißbockheim bleibt FC-Heimat"): "Grüngürtel bleibt Heimat unserer Bürgerinitiative".
Die Bürgerinitiative kritisierte: "Als Grund gibt der Verein an, dass die Stadt (also Ihr, der Steuerzahler) sich nicht genug (...) beteiligen will. Der Fußballverein selber kann icht genug Geld aufbringen. Also macht er aus der Not eine Tugend und kündigt voller Pathos an, das Gleiche zu tun, was er seit zehn Jahren macht: Versuchen, seine Ausbaupläne politisch durchzusetzen."
Das Beharren des FC auf den alten Plänen ändere daher "rein gar nichts" an der Position der Bürgerinitiative: "Kein Ausbau im Grüngürtel, kein Ausbau auf der Gleueler Wiese. Die ökologische Bedeutung und der Wert des landschafts- und denkmalgeschützten Grüngürtels für alle Menschen in der Stadt (...) müssen im Vordergrund stehen, nicht die Wünsche eines Fußballunternehmens."
Reker möchte FC unterstützen - aber das hat Grenzen
Auch die Stadt Köln reagierte mit Bedauern auf die FC-Entscheidung, einen Umzug nach Marsdorf endgültig abzulehnen. Schließlich habe man "in den vergangenen knapp zwei Jahren (...) konstruktive und zielorientierte Gespräche" geführt und seitens der Stadt "mit größtmöglichem Entgegenkommen" agiert. Oberbürgermeisterin Henriette Reker unterstrich: "Es war und ist immer mein Ziel, den 1. FC Köln so gut es geht zu unterstützen."
Allerdings sei die Verwaltung bei der Unterstützung eines möglichen FC-Umzugs "vor dem Hintergrund des Einsatzes von Steuergeldern bis an die Grenzen der rechtlichen Möglichkeiten gegangen", ließ sich Reker zitieren.
Köln-Trainer Schultz: "Andere Vereine sind besser aufgestellt"
Auch der Kölner Trainer, Timo Schultz, äußerte sich am Donnerstag auf der Spieltags-Pressekonferenz nochmal zum FC-Gelände im Grüngürtel und der Haltung der Stadt.
Er erklärte: "Wir haben wirklich gute Bedingungen, in den letzten Jahren wurde infrastrukturell einiges getan, die Trainingsplätze sind absolut okay. Trotzdem muss man sagen, letztendlich ist der FC das Aushängeschild für die Stadt, wenn man als Verein wachsen will, wettbewerbsfähig bleiben will, reicht das so nicht. Wenn man sich den Jugendtrakt anguckt, sind andere Vereine deutlich besser aufgestellt. Da muss man sich als Stadt bewusst sein, was man möchte."
Fall geht vor das Bundesverwaltungsgericht Leipzig
Jedenfalls hängt erstmal alles vom nächsten juristischen Urteil ab. Im November 2022 hatte das Oberverwaltungsgericht Münster nach einer Klage der Bürgerinitiative und des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) die FC-Ausbaupläne für unwirksam erklärt, der Hauptgrund: "handwerkliche Fehler" im Zusammenhang mit vier Kleinspielfeldern. Der Fußballklub legte Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht in Leipzig ein, dieses ließ daraufhin eine Revision zu. Termin für die Verhandlung ist der 23. April.
Die Bürgerinitiative "Grüngürtel für alle" teilte dazu mit: "Wir sind zuversichtlich, dass die Pläne in Leipzig ebenfalls für unwirksam erklärt werden, genauso wie das Oberverwaltungsgericht Münster in der ersten Instanz entschieden hatte."
Der FC machte in seiner eigenen Mitteilung hingegen klar: "Unabhängig von dem Urteil ist der FC der Überzeugung, dass eine Weiterentwicklung am Geißbockheim im angestrebten Umfang möglich und innerhalb überschaubarer Zeit - mit dem notwendigen politischen Willen - umsetzbar wäre, dies zudem weitaus kostengünstiger und ökologisch nachhaltiger."