Hinrunden-Endspurt Schalke zieht sich am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf
Der FC Schalke 04 hat eine Hinrunde hinter sich gebracht, die wohl niemand im Klub und drum herum mehr miterleben möchte. Die überraschende Wende kam gerade noch im richtigen Moment.
Mit diesem (Hinrunden-) Ende hatten wohl nicht mal die größten Optimisten gerechnet. Drei Spiele haben dafür gesorgt, dass sich die Zeichen beim FC Schalke von sich nähernder Selbstaufgabe in Richtung Hoffnung gedreht haben.
Mit 4:1 setzte sich die Mannschaft von Trainer Kees van Wonderen am Freitagabend überraschend beim Tabellenführer SV Elversberg durch. In der Woche zuvor gab es ein für Fortuna Düsseldorf überaus glücklich zustande gekommenes 1:1 gegen die Knappen. Und auch der SC Paderborn, als Tabellenführer gegen die Königsblauen angetreten, kassierte eine 2:4-Heimpleite.
Ausschläge in beide Richtungen
Wer einem der Schalke-Verantwortlichen oder einem Anhänger des Klubs diesen Hinrundenendspurt vorhergesagt und auch zugetraut hätte, der wäre wohl nur milde belächelt worden. Schalke 04 hat sich innerhalb kürzester Zeit und auch völlig unerwartet am eigenen Schopf aus dem Abstiegssumpf herausgezogen.
Es war eine Hinrunde des S04 die, dargestellt auf einer Amplitude, sehr lange nach unten und zuletzt auch unerwartet nach oben ausgeschlagen hat.
Viel Unruhe
Natürlich ist dieser lange Absturz nicht wie ein kräftiges, dunkles Gewitter zufällig über die Schalker herein gebrochen. Die Verantwortlichen um Vorstandschef Matthias Tillmann und den Aufsichtsratsvorsitzenden Axel Hefer haben durch ihre Personalentscheidungen viel Unruhe in den Klub gebracht.
Mit den deutlich verspäteten Freistellungen von Trainer Karel Geraerts und Sportdirektor Marc Wilmots begab sich der Klub in eine träge und zähe Hängepartie, die viel Unsicherheit vor allem für das Profiteam mit sich brachte.
Zwei Retter
Die zwischenzeitlichen Heim-Tiefpunkte wie etwa das 3:5 gegen Darmstadt 98 nach einer 3:0-Führung oder das 2:4 gegen Greuther Fürth und das zwischenzeitliche Abrutschen auf Tabellenplatz 16 ließen das Schlimmste befürchten.
Immerhin: Die von Kaderplaner Ben Manga zusammengestellte Mannschaft, die lange Zeit Zweitligaansprüchen nicht genügte, hatte mit Kenan Karaman (10 Tore) und Moussa Sylla (11) zwei Torjäger in ihren Reihen, die allein mit ihren vielen Treffern die Überlebenshoffnungen irgendwie aufrecht erhielten.
Van Wonderen schnell in der Kritik
Der hierzulande weitgehend unbekannte holländische Trainer Kees van Wonderen ("Ich bin kein Harry Potter"), den wohl nur Ben Manga als Nachfolger für Geraerts auf dem Zettel hatte, ist seit Anfang Oktober damit beschäftigt, aus dem zusammengewürfelten und strukturlosen Spieler-Haufen ein Team zu formen.
Einen positiven Effekt - wie häufig in anderen Klubs zu erkennen - hatte der Trainerwechsel zunächst nicht. Die Zweifel am 55 Jahren alten Fußballlehrer wuchsen schnell - auch weil am Berger Feld zu diesem Zeitpunkt niemand mehr so recht wusste, wie sich überhaupt noch sportliche Besserung einstellen sollte.
Späte Wende
Und das real existierende Abstiegsszenario in die 3. Liga ließ die Befürchtung nicht nur bei den vielen Beobachtern aufkommen, dass es den Klub mit seinen hohen Gesamtverbindlichkeiten (rund 163 Millionen Euro) dann nicht mehr in seiner jetzigen Form geben könnte.
Van Wonderen und die Spieler haben sehr spät, aber gerade noch zur richtigen Zeit die Wende hinbekommen - in einer emotional höchst anspruchsvollen Hinrunde, die noch lange im Gedächtnis für überwiegend negative Erlebnisse aller Schalker erhalten bleiben wird. Und die der Klub in dieser Form wohl nicht mehr miterleben möchte.