Auftakt gegen den FC Brügge Neue Dortmunder Lust auf die Champions League
In der vergangenen Saison verlief die Champions League für Borussia Dortmund nahezu optimal. Nur das Happy End fehlte. Nun ist die Vorfreude vor dem Auftaktspiel beim belgischen Meister FC Brügge auf den neu gestalteten Wettbewerb groß.
"Wir freuen uns darauf, auf diesen neuen Wettbewerb. Wir freuen uns auf viele interessante Spiele", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl vor dem Vorrundenauftakt am Mittwoch (ab 21 Uhr im Live-Ticker und der Radio-Reportage der Sportschau).
Neues Team, neuer Wettbewerb
Neu ist nicht nur das ungewohnte Vorrunden-Format in Tabellenform mit mehr Spielen, sondern auch der BVB selbst. In den Routiniers Marco Reus und dem im Frühjahr vor allem in Europa überragenden Mats Hummels sind zwei alte Galionsfiguren von Bord, der Sturm ist personell anders aufgestellt, der Trainer und damit die Herangehensweise sind ebenfalls neu.
Anders als unter Vorgänger Edin Terzic, der die Westfalen eher mit einem defensiveren Ansatz in das Champions-League-Finale geführt hatte, wirkt der BVB-Fußball unter Neu-Trainer Nuri Sahin stürmischer, wilder, freigeistiger. "Es macht mir wahnsinnig viel Spaß, mit diesem Trainer zu arbeiten", sagte Kehl bei Sky zu den ersten Wochen mit Sahin und dessen Ansatz.
Dem neuen Modus blickt der Chefcoach mit Vorfreude entgegen: "Es geht ins Ungewisse. Man weiß nicht wirklich, welche Auswirkungen das hat", sagte Sahin am Dienstag während der Pressekonferenz in Belgien. "Das wird man nach zwei, drei Spielen sehen. Aber es ist ja für alle neu: Keine Mannschaft kann sich darauf vorbereiten. Ich finde das relativ interessant und freue mich."
Cheftrainer-Premiere für Sahin: "Lange auf den Tag hingearbeitet"
Für Nuri Sahin ist es Champions-League-Premiere als Cheftrainer. Reichlich Erfahrung in der Königsklasse hat der junge Coach allerdings schon gesammelt. Der 36-Jährige wurde spät eingewechselt, als der BVB 2013 das Finale gegen Bayern München verlor.
Er spielte 2017 am Tag nach dem Bombenanschlag auf die Mannschaft das Viertelfinale. Er schoss 2016 ein Tor beim unglaublichen 8:4 gegen Legia Warschau. Und er war vergangene Saison bei der Niederlage im Endspiel Co-Trainer.
Sahin betonte, er habe "lange auf diesen Tag hingearbeitet. Man träumt davon. Ich weiß, dass ich dem gerecht werden kann". Vor seiner Premiere gegen Brügge schwärmte der 36-Jährige von "einem interessanten Mix: sehr, sehr starke Gegner und schöne Städte." Dies gilt nicht nur für Madrid oder Bologna, sondern auch für das Schmuckstück Westflanderns mit seinem UNESCO-Weltkulturerbe. An Belgien schätzt er noch etwas anderes: "Die Fahrt ist nicht so lang."
Hoch stehende Außenverteidiger
Beim 4:2 gegen Heidenheim am Freitag spielten die Dortmunder in der ersten Halbzeit mit extrem hoch stehenden Außenverteidigern. Zudem schreckte Sahin nicht davor zurück, Kapitän Emre Can und Routinier Marcel Sabitzer zunächst auf die Bank zu setzen. "Das war definitiv keine Entscheidung gegen Emre oder Sabi. Wir haben eine extrem lange Saison, hoffentlich", erläuterte Sahin seine Belastungssteuerung.
Damit es auch in der Champions League eine ähnlich lange Saison wird wie die abgelaufene, muss der BVB von Beginn an in der modifizierten Vorrunde punkten. Dazu beitragen soll auch der umgestaltete Angriff, in dem der bisherige Stuttgarter Serhou Guirassy die klare Nummer eins sein soll.
Viel Lob für Guirassy
Guirassy ist ein lange nicht gekannter Typus im BVB-Angriff. Der 28-Jährige war Fixpunkt im Aufbau, ließ sich bei Bedarf zurückfallen und überließ uneigennützig besser postierten Mitspielern den Ball. "Er ist ein fantastischer Fußballer, der unserem Spiel natürlich noch einmal eine ganz neue Komponente gibt", schwärmte Sahin.
Daneben wurde Niclas Füllkrug (31/West Ham) gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Maximilian Beier (21/Hoffenheim) getauscht. "Wir sind zehn Jahre jünger geworden und haben einen Nationalspieler verpflichtet, der noch Perspektive hat", lobte sich Kehl selbst für die Transfers. Neben Donyell Malen deuteten zudem Jamie Gittens und zuletzt Karim Adeyemi Leistungssprünge an.
Letzte Niederlage gegen Brügge vor 21 Jahren
Der BVB-Angriff in dieser Saison wirkt nach der Kader-Modifizierung wuchtiger und nicht so ausrechenbar. "Wir haben im Sturm verschiedene Optionen, aber Guirassy ist die Nummer eins", sagte Kehl und prophezeite, dass dessen erste Tore auch "nicht mehr lange" auf sich warten lassen.
Möglicherweise schon am Mittwoch beim belgischen Meister, gegen den die Westfalen im Europapokal schon achtmal antraten. Die letzte von nur zwei Niederlagen in Brügge liegt 21 Jahre zurück.