Keine Trainer, keine Transfers Der Baum brennt beim 1. FC Köln
Am Kölner Geißbockheim spitzt sich die Lage kurz vor Weihnachten zu. Nach der Trennung von Steffen Baumgart und dem folgeschweren CAS-Urteil schlossen Vorstand und Geschäftsführung einen Rücktritt aus.
"Natürlich war das ein rabenschwarzer Tag", sagte Kölns Präsident Werner Wolf am Freitag auf einer extra einberufenen Pressekonferenz. Erst hatte der FC am Donnerstag die Trennung von Baumgart bekannt gegeben, dann bestätigte der Internationalen Sportgerichtshof CAS wenig später die Transfersperre, die die FIFA zuvor ausgesprochen hatte.
Die Verantwortlichen des 1. FC Köln stellten sich einen Tag nach diesem Doppel-Schlag den Fragen. Wolf und Sportdirektor Christian Keller sprachen zunächst ihren Dank an Steffen Baumgart aus.
Keller: "Gemeinschaftliche Beendigung"
Keller sprach wiederholt von einer "gemeinschaftlichen Beendigung" der Zusammenarbeit mit Baumgart. Gespräche habe man schon vor Wochen geführt: "Steffens große Stärke ist seine Emotionalität und Impulsivität. Wenn dann diese Impulsivität oder Emotionalität von außen mit Ergebnissen nicht bestätigt wird, ist klar, dass ein Hinterfragen beginnt."
Nach der 0:2-Niederlage bei Union Berlin habe man die Gespräche intensiviert. "Steffen hat uns gesagt, für ihn ist es schwer, in der aktuellen Situation vorne weg zu gehen." In der Folge entschied man sich gemeinsam für eine Trennung: "Für uns war klar, wenn die absolute Überzeugung nicht mehr da ist, dass wir getrennte Wege gehen", sagte Keller.
Trainersuche noch nicht gestartet
Wie der Weg in Sachen Trainerfrage weiter geht, sei laut Keller noch völlig offen. Der 47-Jährige kündigte an, "jetzt die Trainersuche zu starten." Ob eine interne oder externe Lösung angestrebt wird, sei noch nicht entschieden. Klar sei jedoch, dass die Trainerkandidaten ein bestimmtes Anforderungsprofil erfüllen müssen: "Wir haben eine klare Spielidee, die unter Steffen implementiert wurde. Diese Spielidee soll sich nicht verändern. Entsprechend müssen wir einen Trainer finden, der zu dieser Spielidee passt."
Neben der Identifikation für den Verein und die Stadt müsse der künftige Coach vor allem auch die Fähigkeit mitbringen, junge Spieler einzubinden und zu entwickeln. Falls es "uns nicht gelingen sollte, dieses Soll-Profil zu erfüllen", führte Keller auf Nachfrage aus, könnte statt einer langfristigen Lösung zunächst auch eine kurzfristige "Option" möglich sein.
CAS-Urteil ist mit Zustellung wirksam
Die Option, gegen das CAS-Urteil rechtliche Schritte einzuleiten gebe es laut Geschäftsführer Philipp Türoff nicht. Das Urteil, "das uns unter den Weihnachtsbaum gelegt wurde, ist ein sehr hartes Urteil, das wir nicht erwartet haben. Wir sind überzeugt von der wirksamen Kündigung des Spielers", sagte Türoff.
Theoretisch haben die Kölner nun noch die Möglichkeit, aus verfahrensrechtlichen Gründen beim Schweizerischen Bundesgericht Beschwerde einzulegen. Allerdings gebe es "relativ geringe Chancen" auf Erfolg, sagte Türoff. Daher gehe der Klub zurzeit nicht davon aus, diesen Weg zu gehen, werde "es aber nicht vollends verwerfen."
Keller hält an Mannschaft fest
Sportlich heißt das: Köln darf in den kommenden beiden Transferperioden keine neuen Spieler registrieren. Die Überzeugung auch mit dem aktuellen Kader die Klasse in der Bundesliga halten zu können war am Freitag bei den Verantwortlichen dennoch deutlich zu spüren. "Der Kader muss an sich glauben", sagte Keller.
Zudem hat sich der Verein seit Sommer auf das mögliche Urteil vorbereitet. So besitzen "nahezu alle Leistungsträger" einen Vertrag über die Saison hinaus. Man habe schon seit längerer Zeit den Spielstil in der U21 an den der Profis angepasst und im Sommer fünf Spieler verliehen. Diese sollen im kommenden Sommer zurückkommen und den FC auf Anhieb verstärken.
Keller gibt sich optimistisch
"Wir haben eine solide Grundlage, ein gutes Fundament. Wesentlich ist, dass wir uns sortieren und dann müssen wir damit umgehen. Wir schaffen das nur, wenn wir eng zusammenarbeiten und zusammenhalten", sagte Präsident Wolf.
Vor allem Kellers Haltung war am Freitag klar zu sehen. Die Rückschläge wiegen zwar schwer, der Blick gehe aber nach vorne. "Wenn wir die Chance sehen, Schritte nach vorne zu machen, dann kann es auch gelingen. Die Mannschaft wird daran glauben, dass das funktioniert", zeigte sich Keller an die Fans gerichtet optimistisch.