Das Trainingsstadion der Schweizer Nationalmannschaft auf der Waldau

Fußball | EURO 2024 "Rasen-Gate" beendet - die Schweiz trainiert wieder in ihrem EM-Basecamp

Stand: 21.06.2024 15:15 Uhr

Das Hickhack um den Rasen in der EM-Trainingsstätte der Schweizer Nationalmannschaft ist vorbei. Am Freitag trainierte die "Nati" auf neuem Untergrund. Nur, wer übernimmt die Kosten für den Rasentausch?

"Ich freue mich, dass wir wieder hier trainieren können." Ricardo Rodríguez, mit 117 Länderspielen einer der ganz erfahrenen Nationalspieler der Schweiz, freute sich auf SWR-Nachfrage am späten Vormittag auf die anstehende Trainingseinheit der "Nati" im Stadion auf der Waldau. Der sportliche Countdown zum letzten Vorrundenspiel gegen Deutschland (Sonntag, 21 Uhr live im Ersten und im Audiostream auf sportschau.de) konnte beginnen.

Neuer EM-Rasen Schweiz

Grünes Licht am Donnerstagabend

Bis kurz vor dem nicht-öffentlichen Training am Freitagmittag stocherten Arbeiter noch letzte Unebenheiten auf dem neuen Untergrund zurecht. Am Donnerstagabend hatte die Uefa gemeinsam mit der technischen Delegation des Schweizer Fußballverbands (SFV) grünes Licht gegeben. Der Rasen in Stuttgart-Degerloch ist nun endlich in einem EM-würdigen Zustand. Damit endet das Stuttgarter "Rasen-Gate", wie es von verschiedenen Medien genannt wurde.

Training auch am Samstag in Degerloch

Die Mannschaft von Trainer Murat Yakin war nach der Trainingseinheit mit der Qualität des neuen Rollrasens zufrieden. Auch am Samstag wird die Schweizer Nationalmannschaft ab 11:15 Uhr auf dem neuen Grün im Stadion auf der Waldau trainieren, ehe sie sich mit dem Zug auf den Weg nach Frankfurt macht - zum letzten Gruppenspiel gegen Deutschland.

Weil der Rasen wegen seines schlechten Zustands (an mehreren Stellen des Platzes waren die Graswurzeln abgestorben) ausgetauscht werden musste, war die Schweizer Nationalmannschaft zwei Tage vor ihrem zweiten EM-Gruppenspiel gegen Schottland ins Robert-Schlienz-Stadion auf das Vereinsgelände des VfB Stuttgart ausgewichen.

18 Fahrzeuge brachten neuen Rasen nach Stuttgart

Die Stadt Stuttgart suchte am vergangenen Wochenende händerringend nach einem Ersatzrasen und wurde bei der Firma Büchner im südhessischen Lampertheim fündig. Thomas Büchner, Geschäftsführer des Fertigrasen-Produzenten, ist froh, dass alles geklappt hat. "Mit Gottes Hilfe, guter Logistik und etwas Glück haben wir es geschafft", teilte er dem SWR gutgelaunt mit. 18 Lkws transportierten den Rasen übers Wochenende in die Landeshauptstadt. Die Arbeiten auf der Waldau konnten bereits am Montagmorgen beginnen, am Donnerstagabend gab es dann von allen Seiten grünes Licht.

Fairplay unter den Rollrasen-Herstellern

"Die Verlegung ist optimal gelaufen", freut sich Büchner und ist sicher: "Es kann gar nichts mehr passieren." Verständnis zeigt der Rasen-Experte für die Konkurrenz-Firma aus Schwerin, deren Rollrasen den Qualitätsstandards nicht entsprach und ausgetauscht werden musste. "Die Produktionsbedingungen waren durch den vielen Regen nicht einfach. Da hat der Rasen gelitten. Hätte er vielleicht acht Tage mehr Zeit bekommen, wäre der Rasen genauso schick gewesen wie unser."

Daniela Klein zum Rasen-Austausch in Stuttgart

Wer zahlt die Kosten von etwa 200.000 Euro?

Trotzdem laufen im Hintergrund bereits Überlegungen und Gespräche, wie die Stadt Stuttgart damit umgehen soll, dass der erste gelieferte Rasen nicht über die ausreichende Qualität verfügte. Noch am Montag hatte Daniela Klein, Leiterin des Sportamts der Stadt Stuttgart, dem SWR gesagt: "Wir hatten uns den Rasen im Mai auf der Rasenfarm bei Schwerin angeschaut. Wir haben dort einen top grünen Teppich vorgefunden, den wir auch bestellt haben. Einen Monat später haben sie uns leider ein Patchwork-Ding eingebaut. In diesen vier Wochen muss irgendwas mit dem Rasen passiert sein, der ihn hat so mangelhaft werden lassen."

Die Frage, was mit dem Rasen passiert ist, stellen sich derzeit alle Beteiligten. Letztlich läuft es aber auf die Frage hinaus, wer die Kosten für den mangelhaften Untergrund tragen muss. Es soll um eine Summe zwischen 150.000 und 200.000 Euro gehen. "Das werden keine angenehmen Gespräche werden, die wir führen müssen", befürchtete Klein am Freitag. "Ich hoffe, dass wir einen konstruktiven Weg für eine gütliche Einigung finden." Wenn nicht, müssten notfalls die Gerichte entscheiden.