Mountainbike Luca Schwarzbauer - Aus der Essstörung an die Weltspitze
Wo andere Karrieren enden, nahm seine erst so richtig Fahrt auf: Luca Schwarzbauer ist dreifacher Weltcup-Sieger im Cross Country, vor wenigen Jahren kämpfte er aber noch gegen seine Essstörung an.
Luca Schwarzbauers Werdegang verlief wie seine Sportart Trail, ein ständiges Auf und Ab. Bereits im jungen Alter tritt Luca dem örtlichen Fahrradclub bei, fährt mit acht Jahren sein erstes Rennen. Als Teenager stellt sich dann heraus: Luca hat Talent, gewinnt ein Rennen nach dem anderen, wird deutscher Junioren-Meister und bekommt mit 15 Jahren seinen ersten Vertrag. Doch als er 2013 die ersten Junioren-Weltcups fährt, laufen diese nicht wie erwünscht: Der damals 17-Jährige hat Schwierigkeiten ganz vorne mitzumischen.
All or nothing
"Das war genau in der Phase, in der es darum geht, ob man Profi wird und mit dem Sport sein Geld verdient, oder ob man einfach nur einer von vielen ist," erinnert sich Schwarzbauer zurück. Sein Traum drohte zu platzen. "2014 war ich dann richtig motiviert, in der Vorbereitung alles zu geben, um zu schauen, was trainingstechnisch möglich ist. Das hat gut funktioniert damals."
Und tatsächlich: Das Jahr beginnt besser für Luca. Er wird Vize-Europameister, holt Bronze bei der WM der Junioren: "Ich habe gemerkt, wenn ich mich nicht nur auf mein Talent verlasse, sondern auch richtig hart trainiere und versuche an der Ernährung zu feilen, dann kann ich tatsächlich mal Profisportler werden und damit mein Geld verdienen," erinnert er sich. Aber dann kam der große Bruch.
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Luca fällt in ein Loch
Luca isst viel zu wenig, trainiert viel zu viel. Mit 19 wiegt er bei 1,80 Meter Körpergröße nur noch 63 Kilogramm. Alles für den großen Coup: Luca will an die Weltspitze. "Um Weltmeister zu werden war für mich klar: Ich muss All in gehen. Da habe ich dann, was Ernährung angeht, sicherlich gravierende Fehler gemacht, habe trainingstechnisch übertrieben und einfach Grenzen überschritten, die mir davor nicht bewusst waren."
Cross Country, oder auch "Olympisches Mountainbike", ist eine Mountainbike-Disziplin. Dabei geht es primär darum, auf hartem und rauem Terrain gegen mehrere Gegner ein Rennen zu fahren. Im Vergleich zu anderen Disziplinen spielt Technik eine eher untergeordnete Rolle, Ausdauer dafür eine umso größere.
Der Wendepunkt
Luca fährt seinen Körper so herunter, dass ihm jedes Training schwerfällt. Auch privat läuft es nicht mehr. Auch wenn er zuvor stets ein guter Schüler war, schafft Luca das Abitur nicht mehr. Er macht "nur" die Fachhochschulreife. Als 2015 die Weltmeisterschaft in Andorra stattfindet, ist Luca nicht dabei. Er hat einfach keine Kraft. Stattdessen fährt er mit seinen Eltern in den Urlaub. Da wird ihm klar: "Das muss jetzt einfach aufhören, der Radsport kann nicht mein Leben bestimmen."
Von ganz unten an die Weltspitze
Er kämpft sich zurück, baut Jahr für Jahr all das auf, was er sich zuvor monatelang kaputt gemacht hat - trotz aller Schwierigkeiten und Folge-Erscheinungen. Denn dadurch, dass er wieder mehr isst, nimmt Luca schneller zu, als es seine Muskeln stemmen können. Doch er gibt nicht auf. Heute gehört er zur Weltspitze beim Cross Country und verdient mit dem Sport sein Geld. Der 27-Jährige trainiert sechs Stunden täglich: "Es gibt irgendwas, was mich immer daran hat glauben lassen, dass ich ein gewisses Talent an die Hand bekommen habe, was nicht selbstverständlich ist. Sonst kannst du in keinem Sport Weltspitze sein. Das wollte ich nutzen."
Luca Schwarzbauer hat seine ganz persönliche Talfahrt überwunden. Bergab soll es für ihn nur noch auf seinem Bike gehen.
Sendung am So., 10.12.2023 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR