Die Spieler des VfB Stuttgart bedanken sich nach dem Union-Spiel bei den mitgereisten Fans

Fußball | Bundesliga Eine "4:4-Niederlage" als Sinnbild der Rückrunde des VfB Stuttgart

Stand: 20.04.2025 17:11 Uhr

Das 4:4 bei Union Berlin fühlt sich für den VfB Stuttgart wie eine Niederlage an. Die Schwaben machten einmal mehr zu viele Fehler in der Defensive und verspielten erneut eine Führung.

Ein Spiel wie eine Achterbahnfahrt - passend zu einer Saison, die anmutet wie eine Berg- und Talfahrt. Das wilde 4:4 bei Union Berlin, das sich wie eine Niederlage anfühlt, hat gezeigt, zu was der VfB Stuttgart in der Lage ist. Im Guten wie im Schlechten.

VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hat "gemischte Gefühle"

Dementsprechend war auch die Gemütslage von VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nach der Partie. "Ich habe gemischte Gefühle", gab der Coach zu Protokoll und führte aus: "Wir stehen mit einer insgesamt guten Leistung da, haben nach dem frühen Rückstand eine gute Moral und eine gute Reaktion gezeigt, können aber leider nur einen Punkt mitnehmen. Grundsätzlich zeigen wir immer wieder sehr vielversprechende Ansätze, müssen jedoch stets einige Rückschläge wegstecken."

Damit hat Hoeneß recht - der VfB Stuttgart hat allerdings selbst einen großen Anteil an diesen regelmäßig wiederkehrenden Rückschlägen. In Berlin etwa fielen die ersten beiden Gegentreffer sowie das 4:4 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte jeweils nach Standardsituationen. Union Berlin ist bekannt für Stärke nach ruhenden Bällen - und doch hatten die Schwaben größte Probleme, ebendiese zu verteidigen.

Hoeneß: "Sowohl Entstehung als auch die Verteidigung der Situationen war nicht gut"

Dass man, wenn man dem VfB zugetan war, bei so gut wie jedem Standard in der Nähe des eigenen Strafraums die Luft anhalten musste, missfiel auch Hoeneß. "Sowohl die Entstehung als auch die Verteidigung dieser Situationen war nicht gut", monierte er und drückte sich dabei fast noch euphemistisch aus.

Bereits jetzt elf Gegentreffer mehr als 2023/2024

Die defensiven Aussetzer ziehen sich wie ein Roter Faden durch die Rückrunde. Abwehrchef Jeff Chabot hat immer mal wieder einen Bock drin und wirkt manchmal überfordert. Der erst 18-jährige Finn Jeltsch lässt immer wieder seine Top-Anlagen aufblitzen, bezahlt aber naturgemäß auch noch eine Menge Lehrgeld. Rechts hinten ist Josha Vagnonam außer Form und des öfteren angeschlagen. Leonidas Stergiou zeigt Licht und Schatten. Und vor der Abwehr agiert Atakan Karazor verunsichert, der Kapitän ist auf der Suche nach seiner Form. 50 Gegentore sind bereits jetzt elf mehr als in der gesamten abgelaufenen Saison.

TV-Tipp: Das Rekordspiel des VfB Stuttgart in SWR Sport
Acht Tore in der ersten Hälfte eines Spiels - das gab es noch nie in der Geschichte der Fußball-Bundesliga. Am Samstagabend in der Partie des VfB Stuttgart bei Union Berlin ist das gelungen: Es stand zur Pause sensationell 4:4-Unentschieden. Alles zur Rekord-Halbzeit des VfB bei den "Eisernen" mit Reaktionen und Emotionen der Fans gibt es am Sonntagabend in der SWR-Fernsehsendung SWR Sport mit Michael Antwerpes. Studiogäste sind ab 21:45 Uhr Ex-VfB-Trainer Alexander Zorniger und die Tennisspielerin Andrea Petkovic.

Der VfB Stuttgart hat ein Problem nach Führungen

Der VfB Stuttgart hat zudem ein Problem, Führungen zu verteidigen. Die Mannschaft bewies in Berlin Moral und drehte ein 0:2 sowie ein 2:3 in eine eigene 4:3-Führung, um nur wenig später den Ausgleich zu kassieren. Ein Muster, das die Schwaben aus den letzten Wochen kennen. Da hieß es etwa gegen Bremen 1:2 (nach 1:0), gegen Leverkusen 3:4 (nach 2:0 und 3:1), gegen Hoffenheim 1:1 nach dominantem Spiel und früher Führung, gegen Bayern 1:3 (nach 1:0) oder gegen Wolfsburg 1:2 (nach 1:0).

In dieser Häufung hat das nichts mit Pech zu tun, es ist schlicht eine Qualitätsfrage. Deswegen sollte man sich beim VfB Stuttgart nicht dem Gedanken hingeben, wo man stehen könnte, wenn man seine Chancen genutzt hätte. Der Klub steht da, wo er hingehört: auf Rang elf, in der Rückrundentabelle sogar nur auf Platz 14. Die Träume von Europa sind zumindest in der Bundesliga vorerst ausgeträumt - und das völlig zurecht.

Im DFB-Pokalfinale die Saison retten?

Im Pokalfinale gegen den Drittligisten Arminia Bielefeld können die Schwaben ihre Saison noch retten, indem sie den Titel holen und die damit einhergehende Europa-League-Qualifikation eintüten. Dennoch kann man schon jetzt sagen, dass die Monate Februar, März und bislang auch der April äußerst enttäuschend verliefen.

Deniz Undav beendet Torflaute

Aber, das gilt für das Match in Berlin wie auch für Teile der Rückserie, es gibt auch Mutmacher. So beendete Stürmer Deniz Undav gegen die Eisernen seine Torflaute mit seinem ersten Treffer seit Januar. Ein Tor, das beim 28-Jährigen eine Blockade im Kopf lösen könnte. Zumindest klang Undav nach der Partie so. "Es war ja gefühlt alles meine Schuld. Jede Niederlage war meine Schuld. Ich war der Schutzschild", ließ er tief in seine Gefühlswelt blicken. "Ich kann damit umgehen. Solange die Mannschaft nichts abbekommt, ist mir das relativ egal. Ich bin jedenfalls froh, dass ich ein Tor und eine Vorlage gemacht habe."

Enzo Millot mit Geste an seine Kritiker?

Und auch Enzo Millot, der mit einem schönen Fernschuss traf und anschließend den Zeigenfinger auf die Lippen legte, sowie Chris Führich dürften ihre Tore bei Union Berlin nach zuletzt sehr wechselhaften Leistungen Auftrieb geben.

Zumindest temporär, das bewies das Spiel in Berlin, kann es der VfB Stuttgart also immer noch. Dann zeigt die Mannschaft Spielwitz, Kombinationsfreude, erspielt sich gute Chancen und stellt ihre Gegner vor große Probleme. Das hat sie auch in den vergangenen Spielen unter Beweis gestellt. Aber eben nicht konstant über 90 Minuten. Das ist das große Problem der letzten Wochen und Monate.

VfB-Coach Hoeneß hat das natürlich längst erkannt, aber bislang kein Mittel gefunden, die Fehler abzustellen. Vielleicht bleibt der 42-Jährige deshalb positiv. Auch nach dem Berlin-Spiel. "Die Mannschaft hat aus einem schwierigen Spielverlauf viel herausgeholt", sagte er abschließend.

Mut zusprechen statt draufhauen

Mut zusprechen statt draufhauen. Das kann man machen, es ist ein Teil der Wahrheit. Der andere Teil besagt allerdings, dass mehr drin gewesen wäre. Bei Union - und ganz sicher auch in der kompletten Rückrunde.

Sendung am So., 20.4.2025 22:05 Uhr, SWR Sport, SWR