Frank Holzer

Elversberg-Mäzen im Interview SVE-Boss Holzer: "Wenn wir 20.000 Fassungsvermögen hätten, wären wir auch ausverkauft"

Stand: 24.03.2025 19:53 Uhr

Aufsichtsratsvorsitzender und Hauptsponsor: Frank Holzer ist nicht nur ehemaliger Bundesliga-Profi, sondern auch der Mann hinter der SV Elversberg. Im SR-Interview spricht er über den Erfolg des Vereins in der 2. Bundesliga, den Ausbau des Stadions und darüber, wie es gelingt, Jahr für Jahr Leihspieler von Spitzenclubs an die Kaiserlinde zu locken.

Interview: Thomas Braml / Onlinefassung: Kai Forst

SR: Herr Holzer, wenn Ihnen vor der Saison jemand gesagt hätte, am 26. Spieltag hat die SV Elversberg 40 Punkte und steht auf Platz 9, hätten Sie das unterschrieben? 

Frank Holzer: Selbstverständlich. Wir wissen ja, wie eng es in dieser Liga zugeht. Die Mannschaft hat sich sehr gut präsentiert und man kann natürlich sehr zufrieden sein mit dem bisherigen Verlauf der Saison.  

SR: Welche Rolle spielt, zumindest von außen betrachtet, dieses ruhige Umfeld bei der SVE?  

Holzer: Ich glaube, es spielt eine große Rolle. Man sieht ja bei Vereinen, die bei weitem mehr Kapitalkraft haben als wir, dass sie sich sehr schwer tun in dieser Klasse. Gerade die sogenannten Traditionsvereine, wo viel mehr finanzielle Power hinten dran ist. Und da müssen wir etwas dagegensetzen.

Eine dieser Möglichkeiten ist das Umfeld, das bei uns sehr, sehr ruhig ist. Jetzt muss ich auch fairerweise sagen: Wir haben auch wenig Grund, dass es unruhig ist, weil wir seit Jahren erfolgreich arbeiten. Jetzt kann man fragen: War erst das Huhn oder war erst das Ei? Nach meiner Auffassung ist es so, dass die Ruhe eine Basis ist, auf der man arbeiten kann und wo es für die sportliche Leitung auch deutlich einfacher wird.  

SR: Können Sie das Zusammenspiel beschreiben zwischen Ole Book, dem Sportlichen Leiter, und dem Trainer Horst Steffen?  

Holzer: Hier passt es einfach. Seit acht Jahren sind klare Strukturen geschaffen worden von unserem Präsidium und diese Funktionen werden auch klar ausgefüllt. Und es gibt keine Übergriffe auf andere Bereiche. Das ist ein ganz entscheidender Punkt, dass also nicht die Geschäftsstelle mitreden will, wer links außen spielt.

Horst Steffen sieht weiterhin viel Potenzial für die SVE

SR: Auch nicht der Aufsichtsratsvorsitzende?  

Holzer: Nein, der Aufsichtsratsvorsitzende auch nicht. Der hält sich auch bewusst aus der Nummer raus. Ich muss ja eine Art Vorbildfunktion sein. Wenn ich das nicht vorlebe, dann hält sich keiner mehr dran und dann haben wir Babylon. Das bringt nichts und dann sind wir so weit, dass wir unseren Vorteil der Ruhe nicht mehr genießen könnten. Ich glaube, dass das nicht gut tun würde.  

SR: Wie beurteilen Sie die Zuschauerentwicklung zuhause in der Arena und all die Fans, die mit auf die Auswärtsspiele gehen?  

Holzer: Ganz ehrlich, ich hätte nicht geglaubt, dass es möglich ist, so viele Leute zu mobilisieren. Wenn wir 20.000 Fassungsvermögen hätten, wären wir auch ausverkauft. Die ganze Saison ist ausverkauft, also mehr kann man nicht erwarten.

SR: Wie weit haben Sie den Stadion-Ausbau vorausgedacht, auch im Hinblick auf einen möglichen Aufstieg ins Fußball-Oberhaus?  

Holzer: Wir sind froh, dass wir in der Liga spielen und dass wir die Liga jetzt wiederum ein Jahr gehalten haben. Das ist schon aller Ehren wert für so einen kleinen Verein. Auf der anderen Seite: Durch die Auflagen der DFL müssen wir natürlich am Stadion was tun, sonst erhalten wir keine Lizenz.

Also insofern sind wir da auch gezwungen, die Arena auszubauen. Um Ihre Frage zu beantworten: Wir bauen das Stadion so aus, dass es auch für die erste Liga ausreichend wäre, wenn es denn mal so käme.

SR: Die Begehrlichkeiten sind durchaus groß, was Spieler anbelangt, aber eben auch Horst Steffen, der mit seiner Arbeit überzeugt hat, oder ein Ole Book. 

Frank Holzer: Absolut, und auch berechtigterweise. Das ist fast einmalig. Im deutschen Fußball gibt es wenige Beispiele. Man sieht ja die Aufsteiger, die hochkommen, die gehen genauso schnell wieder runter. Das war letztes Jahr mit Osnabrück so, das war mit Wiesbaden so, das ist dieses Jahr mit Ulm so, das ist mit Preußen Münster so, das ist mit Regensburg so.

Wir brauchen Spieler, die das Umfeld annehmen

Von den sechs Mannschaften gibt es eine Mannschaft, die sich etabliert hat: Das ist die SV Elversberg. Das ist einfach Fakt und deswegen hat den Hauptanteil an dieser Geschichte der Trainerstab mit dem ganzen Umfeld und natürlich auch die Mannschaft. Die darf man nicht vergessen. Wir haben Charaktere zusammengestellt, die leistungsbereit sind.

Wir brauchen Spieler, die das Umfeld annehmen und nicht Spieler, die sagen: "Ich bin beim VfB Stuttgart oder irgendwo anders, was soll ich in Elversberg? Da gehe ich überhaupt nicht hin, da kann meine Frau nicht einkaufen". Das sind ja meistens die Argumente, die dann kommen. Wir brauchen Leute, die heiß sind, sich weiterzuentwickeln, junge Spieler, die Spielpraxis bekommen in einer hohen Klasse, und die das dann zurückzahlen durch die Leistung, die sie auf den Platz bringen.  

SR: Aber wie gelingt es, Jahr für Jahr von renommierten Vereinen immer wieder Leihspieler nach Elversberg zu holen?

Holzer: Ein wirkliches Argument, das ich immer wieder höre von den Spielern, ist der Stil, den Horst Steffen anbietet. Er lässt jeden spielen. Wir spielen offensiv. Er ist überhaupt kein Trainer für Defensivleistungen, das geht gar nicht bei ihm, aber es ist ja auch gut so.

Er lässt die Leute wirklich Fußball spielen und er kommt vom Fußball. Er war selbst auch fußballerisch ein guter Mann, früher in seiner aktiven Zeit, und das versucht er heute den Spielern auch mitzugeben und er versucht, ihnen auch im Training den Spaß zu geben, dass sie gar nicht merken, wie sie gefordert werden. Das ist das Gute bei ihm, das spricht sich mittlerweile rum und deswegen ist es auch möglich.

Wir werden mittlerweile von Bundesliga-Vereinen geachtet, oder überhaupt großen Vereinen, die uns ihre Leihspieler, ihre jungen Spieler anvertrauen, in der Hoffnung, dass sie sich verbessern.

Das haben wir zumindest bei Nick Woltemade (jetzt VfB Stuttgart, Anm. d. Red.) hervorragend geschafft, bei Paul Wanner (jetzt 1. FC Heidenheim, Anm. d. Red.) glaube ich auch. Und mittlerweile bei Fisnik Asllani und Muhammed Damar (beide von der TSG Hoffenheim ausgeliehen, Anm. d. Red.). Die werden auch ihren Weg machen nächstes Jahr in der Bundesliga oder im Ausland in einer ersten Liga. Das ist jetzt schon klar und das können wir uns dann positiv auf die Fahne schreiben, dass wir denen auf ihrem Weg geholfen haben.  

SR: Wie groß ist der Traum „Erste Liga“ bei Frank Holzer?  

Frank Holzer: Das ist ein Traum, den man eigentlich gar nicht realisieren kann, wenn man es realistisch sieht. Aber durch Heidenheim haben wir natürlich ein Beispiel dafür. Und der Heidenheimer Weg ist ein bisschen ein Vorbild für uns. Wir wollen also mit intensiver Arbeit, Know-how, verbessertem Umfeld, mit allem Pipapo versuchen, durch Bescheidenheit sportlich weiterzukommen. Und da sind wir, glaube ich, auf einem ganz guten Weg.  

SR: Frank Holzer, danke für dieses Gespräch.

Über dieses Thema hat auch die sportarena am sonntag im SR Fernsehen am 23.03.2025 berichtet.

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