Niederlage in der Champions League Union Berlin vor dem Aus, Ärger um verweigerten Handschlag
Der 1. FC Union Berlin hat mit 0:1 gegen die SCC Neapel verloren und damit die dritte Niederlage im dritten Champions-League-Auftritt hinnehmen müssen. Außerdem gibt es Ärger wegen eines verweigerten Handschlags.
Nach der Niederlage stehen die Köpenicker vor dem Aus in der Königsklasse, bei drei verbleibenden Gruppenspielen trennen sie sechs Zähler von Napoli. Mit neun aufeinanderfolgenden Niederlagen haben die Eisernen einen neuen Negativ-Vereinsrekord aufgestellt.
In einer lange umkämpften Partie sorgte der Treffer von Giacomo Raspadori in der 65. Minute für die Entscheidung. Union war im ersten Durchgang die deutlich zwingendere Mannschaft, der einzig das Führungstor als Belohnung fehlte. Neapel trat im zweiten Durchgang klar verbessert auf und nutzte seine beste Phase effizient zum Siegtreffer aus. Union sollte danach nicht mehr viel einfallen.
Fofana verweigert Handschlag
Die Enttäuschung zeigte sich auch bei der Auswechslung von David Fofana in der 70. Minute. Der Stürmer verweigerte Trainer Urs Fischer dabei den obligatorischen Handschlag und ging ohne Blickkontakt an ihm vorbei, was FIscher sichtlich ärgerte. Auf der anschließenden Pressekonferenz kündigte Fischer ein Gespräch mit Fofana an.
Auch der Stürmer meldete sich zu Wort: "Diese Geste war nicht beabsichtigt und stellt in keiner Weise meine Einstellung dar. All dies ist aus Frustration entstanden, weil ich dem Team weiterhin helfen wollte, ein positives Ergebnis zu erzielen", schrieb Fofana auf Instagram.
Europameister Leonardo Bonucci, der 90 Minuten auf der Bank saß, soll italienischen Medienberichten zufolge mit seiner Situation ebenfalls nicht einverstanden sein - Fischer zeigte sich darüber "überrascht", denn er habe "diese Woche mit Leo gesprochen."
Khedira stärkt Trainer Urs Fischer den Rücken
"Gegen so einen Gegner braucht es nicht viel, um zu verlieren", erklärte Union-Kapitän Christopher Trimmel im Interview bei "DAZN" die Effizienz Neapels. Für den Rechtsverteidiger war das Spiel trotz des Ergebnisses ein "Schritt in die richtige Richtung". Die Art und Weise des Köpenicker Auftritts sei gut gewesen. "Von daher war es eine gute Antwort auf das Stuttgart-Spiel."
Auch Mittelfeldspieler Rani Khedira empfand den Auftritt der Unioner als angemessen. "Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen, haben alle Tugenden gezeigt", so der 29-Jährige nach dem Spiel. Trotzdem ärgere es ihn, dass die Eisernen die "eine entscheidende Aktion nicht gut verteidigt" hätten. Eine Trainer-Diskussion lässt Khedira seinen Worten zufolge nicht zu, er stärkte Urs Fischer öffentlich den Rücken. "Er bleibt bei sich, er bleibt sachlich. Wir werden es gemeinsam aus dieser Situation schaffen", sagte er.
Union beginnt druckvoll
Fischer suchte sein Heil im Tempo seiner Mannschaft. Sowohl die neue Doppelspitze aus Sheraldo Becker und David Datro Fofana als auch die Hereinnahme von Brenden Aaronsson sollte für viel Tiefe und gefährliche Umschaltmomente sorgen. Und das schnelle Spiel der Köpenicker zeigte gleich Wirkung. Union wirkte in den ersten Minuten des Spiels sehr agil und spielte zielstrebig nach vorne. Gegner Neapel hatte in den ersten zehn Minuten Mühe, eigene Akzente zu setzen, ließ aber auch keine Hektik aufkommen.
In den Minuten danach erlangten die Italiener durch längere Ballbesitzphasen mehr Spielkontrolle. Union zog sich etwas weiter in die eigene Spielhälfte zurück und kam nur noch gelegentlich zu Angriffsmöglichkeiten. Klare Torchancen hatte es nach 20 Minuten jedoch auf beiden Seiten noch nicht gegeben, beide Abwehrreihen traten souverän auf - eine bis dahin ausgeglichene, von Zweikämpfen geprägte Begegnung. 72.000 Fans im verregneten, rot erleuchteten Olympiastadion guckten zu.
Fofana sorgt beinahe für die verdiente Halbzeitführung
Beinahe hätte eine herausragende Einzelaktion von Fofana in der 24. Minute die Führung beschert. Er dribbelte sich auf dem rechten Flügel sehenswert durch die Napoli-Abwehr und legte für Janik Haberer auf. Dessen Tor wurde jedoch aufgrund einer knappen Abseitsstellung zurückgenommen.
Union spielte taktisch diszipliniert und trotz der Niederlagenserie selbstbewusst. Immer wieder fabrizierten die Gastgeber offensiv gefährliche Aktionen - während Neapel mit dem Ball nicht allzu viel einfallen wollte. Immens viel Laufarbeit, mit Ball sehr aktiv, defensiv immer eng am Gegner - ein guter Auftritt der Berliner. Aber brauchbare Chancen von Fofana (37.) und Rani Khedira (39.) reichten nicht zur Halbzeitführung. Die wäre durchaus verdient gewesen.
Neapel kommt klar verbessert aus der Kabine
Auch den zweiten Spielabschnitt wollte Union sichtlich mutig beginnen, allerdings kam Neapel deutlich verbessert aus der Kabine. Deren Spieler wirkten zwingender, sie kamen durch vertikaleres Spiel schneller vor den Unioner Strafraum – die Zone, in der ihr Offensivstar Khvicha Kvaratskhelia durch seine Dribbelstärke stets gefährlich werden kann. So entwickelte sich innerhalb der Anfangsviertelstunde ein dynamischerer, wilderer Schlagabtausch als noch in der ersten Halbzeit. Torgelegenheiten, bei denen die beiden Torhüter eingreifen hätten müssen, blieben aber aus.
Ein Schlagabtausch, der Neapel in der 65. Minute zu Gunsten kommen sollte: Kvaratskhelia nutzte die erste Szene, in der er nicht von seinen Gegnern gedoppelt wurde. Nachdem die SSC den zweiten Ball gewann, setzte er sich auf dem linken Flügel im direkten Duell mit Christopher Trimmel durch. Der Georgier zog anschließend unbedrängt in den Unioner Strafraum und bediente Giacomo Raspadori. Der brauchte aus wenigen Metern nur noch einzuschieben. Damit nutzte Neapel seine beste Phase eiskalt aus.
Union findet keine Antwort mehr
Der Rückstand schien den zuvor noch leidenschaftlich aufspielenden Berlinern den Stecker gezogen zu haben. Auch der Dreifachwechsel – Aissa Laidouni, Alex Kral und Kevin Behrens kamen in der 70. Minute in die Partie – sollte keine Wirkung mehr haben. Die Einwechslungen von Lucas Tousart und Kevin Volland in der 79. Minute verblassten ebenso. Neapel war klar spielbestimmender, während den Köpenickern Überzeugung und Energie verloren gingen. Und doch wären sie beinahe noch zum Ausgleich gekommen. Der aufgerückte Innenverteidiger Robin Knoche köpfte eine Flanke von Trimmel knapp links am Tor vorbei (80.).
Sendung: rbb24, 25.10.2023, 18 Uhr