Werders Tischtennis-Profi Kirill Gerassimenko schaut enttäuscht nach dem verlorenen Spiel zu Boden, während sein Gegner Daniel Habesohn jubelt und von den Zuschauern gefeiert wird.

buten un binnen Nach Pokal-Frust: Werder kassiert den nächsten Tischtennis-Tiefschlag

Stand: 07.01.2025 00:25 Uhr

Am Samstag kam das bittere Aus im Pokal-Halbfinale, am Montagabend mussten die Bremer zum Start der Bundesliga-Rückrunde direkt in einem echten Hexenkessel wieder ran.

Von Petra Philippsen

Der Krach der 400 Zuschauer echote von den Wänden der winzigen Sporthalle im thüringischen Mühlhausen, dass es in den Ohren weh tat. Die Einen grölten mit der Bierflasche in der Hand, die Anderen lärmten mit Klatschparolen. "Willkommen im Hexenkessel" stand als Motto an der Wand. Es hätte besser geheißen: "Willkommen in der Tischtennis-Hölle".

Zumindest musste es das Team von Werder Bremen so empfunden haben. Ihre Fehler wurden frenetisch bejubelt, das ist überall so, aber Netzroller und Kantenbälle werden aus sportlicher Fairness generell nicht beklatscht. In Mühlhausen schon. Im Hexenkessel ist wohl alles erlaubt, was die Bierlaune hebt. Auch, sich über die kleinen Rituale von Marcelo Aguirre vor seinen Aufschlägen lustig zu machen.

Zuschauer lärmen – aber Gerassimenko sieht Gelb

Nicht erlaubt war aber, dass Kirill Gerassimenko in seinem Match gegen Daniel Habesohn mitten im fünften Satz den Schiedsrichter darüber informierte, dass der Krach der Zuschauer jetzt zu groß sei und er so nicht spielen könne. Dafür erntete Werders Nummer eins an diesem Abend nicht etwa das Verständnis des Schiedsrichters und einen Hinweis an die Zuschauer – Gerassimenko sah vielmehr die Gelbe Karte. Aus Gründen, die der Schiedsrichter nach dem Spiel nicht wirklich erklären konnte.

Beleidigt hatte Gerassimenko jedenfalls niemanden, dafür wurde er jedoch gellend ausgebuht. Die Menge tobte sich beim Stand von 7:6 für Habesohn nun richtig aus. Willkommen in der Hölle. Gerrassimenko hatte mit 2:1 in den Sätzen und mit 5:1 im finalen Durchgang geführt – doch er ließ die Provokationen der Zuschauer an sich heran und unterlag noch mit 7:11.

Trainer Tamas: "Das tut richtig weh"

Werders Tischtennis-Trainer Cristian Tamas schaut nachdenklich während eines Spiels.

Trainer Cristian Tamas kassierte mit Werder in Mühlhausen eine bittere 0:3-Niederlage zum Rückrundenauftakt.

Aguirre erging es im dritten Match danach nicht besser, dabei führte auch er mit 2:1 in den Sätzen und hätte den 0:2-Rückstand für Werder noch drehen können. Doch auch er verlor mit 2:3. So kassierten die Bremer mit 0:3 den zweiten Tiefschlag binnen drei Tagen.

Das Halbfinal-Aus beim Final Four am vergangenen Wochenende in Neu-Ulm war mehr als bitter für die Mannschaft von Trainer Cristian Tamas gewesen. Denn sie wollten ihn unbedingt, den ersten Pokalsieg für Werder. Es sollte nicht sein und so schnell ließ sich der Frust dann doch nicht aus den Köpfen schütteln.

Das Spiel heute kam zu schnell für uns nach dem Pokal. Wir hatten uns da sehr viel vorgenommen. Und dann jetzt mit 0:3 zu verlieren, obwohl man in zwei Spielen eigentlich besser war und in beiden mit 2:1 geführt hatte. Das tut richtig weh.
(Werder-Trainer Cristian Tamas bei buten un binnen)

Falck bleibt Werders Sorgenkind

Werders Tischtennis-Profi Mattias Falck schaut während einer Auszeit beim Bundesliga-Spiel in Mühlhausen ratlos nach oben, während Trainer Cristian Tamas mit ihm spricht.

Der Frust bei Mattias Falck ging auch in Mühlhausen weiter: Gegen Steffen Mengel unterlag Werders Kapitän mit 0:3.

Ein Abstecher in Mühlhausens Tischtennis-Hölle war jedenfalls nicht die richtige Kur gegen Werders Pokal-Frust. Schon gar nicht für Mattias Falck. Werders Anführer bleibt momentan das Bremer Sorgenkind.

Nach den beiden harten 0:3-Niederlagen beim Final-Four erlebte der 33 Jahre alte Schwede auch gegen Steffen Mengel im ersten Match einen Totalausfall.

Das war eines der schlechtesten Matches, das ich je für Werder gespielt habe. Ich hatte mich im Training nach dem Pokal gut gefühlt, besser als in Neu-Ulm. Aber dann habe ich in drei Sätzen keinen einzigen Ball vernünftig auf den Tisch gespielt. Ich weiß nicht, was los war. Es war ein furchtbares Match.
(Werder-Profi Mattias Falck bei buten un binnen)

Zeit zum Wundenlecken bleibt kaum, für Falck und Gerassimenko ging es am Montagabend direkt weiter zum Flughafen und Richtung Doha zum nächsten Turnier. Am kommenden Montag steht dann in der Liga das Duell gegen Saarbrücken an, eine Revanche für den Pokal wäre wohl Balsam auf die Werder-Seele. Und zumindest findet es in Bremen vor heimischer und sportlicher Kulisse statt.

Post SV Mühlhausen – SV Werder Bremen 3:0

Steffen Mengel - Mattias Falck 3:0 (11:3, 11:6, 11:6)
Daniel Habesohn - Kirill Gerassimenko 3:2 (11:4, 8:11, 10:12, 11:8, 11:7)
Irvin Bertrand - Marcelo Aguirre 3:2 (5:11, 11:4, 7:11, 11:7, 11:8)

Werders Traum vom Tischtennis-Pokal platzt im Halbfinale

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Dieses Thema im Programm:
Bremen Eins, Rundschau, 7. Januar 2025, 8 Uhr