![Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg | IMAGO / Beautiful Sports Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg](https://images.sportschau.de/image/d9946890-5b54-44c5-9581-5fed60f8faf3/AAABlQRnl-k/AAABkZLrr6A/original/ndr-alexandra-popp-vom-vfl-wolfsburg-102.jpg?overlay=018cd6ee-f32c-4c70-82ba-f168ee91c1b7&overlayModificationDate=AAABjb0e7bQ)
"Wenig Zeit" für Wolfsburg VfL-Fußballerinnen zwischen Frust und Frankfurt-Fokus
Aus für Cup-Seriensieger VfL Wolfsburg im DFB-Pokal, und ausgerechnet jetzt geht es für die Niedersächsinnen am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt im Bundesliga-Topspiel schon wieder um alles. Die "Wölfinnen" stehen an einem Scheideweg ihrer Saison, kämpfen aber immer wieder mit denselben Problemen.
Zwei Tage nach der bitteren Viertelfinal-Niederlage mit dem 0:1 bei der TSG Hoffenheim hatte sich Tommy Stroot schon wieder etwas berappelt. Das Spitzenspiel gegen Eintracht Frankfurt sei für seine Fußballerinnen kein "Do-or-die-Spiel", konstatierte der Coach. Vielmehr gehe es für den Vizemeister "erst einmal darum, schnellstmöglich Platz drei zu sichern. Uns für die Champions League zu qualifizieren, das ist der klare Auftrag", sagte Stroot vor dem Heimspiel gegen den Tabellenführer am Sonntag (16.45 Uhr, im Live-Ticker bei NDR.de) in der großen Arena.
Aber natürlich, so räumte er ein, sei man nach dem Ende der Pokal-Siegesserie mit zuletzt zehn Titeln in Folge und der Nullnummer in der Liga zuvor beim 1. FC Köln "weit weg von dem, wie wir sein wollen". Gerade in der Schlussphase fehle dem Team um Alexandra Popp momentan in engen Spielen die nötige "Klarheit unter Stress".
Druck ergibt sich aber nicht zuletzt aus der Tabelle: Bei einer Niederlage würde der Rückstand des drittplatzierten VfL auf die SGE auf sechs Punkte anwachsen. "Wir haben klar vor, dieses Spiel an uns zu reißen und zu gewinnen", betonte Stroot. Dabei helfen sollen die Lehren aus dem Hinspiel (0:3) im September: "Wir wissen, wie unangenehm sie sind, wie stark sie in Umschaltsituationen sind."
Erste titellose Saison seit der Saison 2011/2012 droht
Aber auch wenn der Trainer die Lage naturgemäß nicht dramatisieren will, geht es für Wolfsburg am Sonntag auch schon ein Stück weit um die Frage, wie am Ende auf die Saison geblickt werden wird. Denn bei einer Niederlage wäre auch der Traum von der ersten Meisterschaft seit 2022 wahrscheinlich ausgeträumt. Angesichts des schweren Viertelfinalduells mit dem FC Barcelona in der Champions League droht den VfL-Frauen somit die erste titellose Spielzeit seit dem Triple-Jahr 2013.
Es ist nach dem enttäuschenden Start in die englische Woche ein denkbares Szenario. Zwei Spiele, kein Tor - Träume, die platzen, Ziele, die in Gefahr sind. "Es ist ein emotionaler Moment für viele Spielerinnen, auch für mich als Trainer", räumte Stroot nach dem Pokal-Aus ein.
Immer wieder dieselben Probleme
Der Schmerz sitze "ziemlich tief", schrieb Rekordpokalsiegerin Popp am Donnerstag bei Instagram, als sie realisierte, dass sie ihr "sogenanntes Baby" nach einer gefühlten Ewigkeit "ziehen lassen" muss. Das Pokal-Aus, das erste seit der Achtelfinal-Pleite bei Eintracht-Vorgänger-Club 1. FFC Frankfurt im November 2013 (0:1), es ist eine ungewohnte Situation für die Wolfsburgerinnen. Eine Situation allerdings, die selbstverschuldet ist - wie schon häufiger in dieser Saison.
In der Offensive hätte seine Mannschaft gegen Hoffenheim "Momente klarer ausspielen" müssen, beklagte der 36-Jährige, sie hätte sich "klarer Torchancen erarbeiten" müssen. Sinnbildlich für ihn aber auch das defensive Verhalten vor dem letztlich spielentscheidenden Treffer von Ereleta Memeti (52.): "Wir hätten zweimal die Chance gehabt, Zugriff zu bekommen, den Angriff durch ein kleines Foul zu unterbrechen. Wenn wir aggressiver rangehen, passiert da nichts."
Es sind wiederkehrende Probleme, wie auch die Analyse des Global Soccer Networks (GSN) im Januar vor dem Re-Start der Bundesliga bereits aufgezeigt hatte. Der zufolge krankt es im Wolfsburger Spiel vor allem an drei Dingen: mangelndem Tempo im eigenen Konterspiel, schwachen defensiven Bodenzweikämpfen sowie einer zu geringen Zweikampfintensität. Der Mittwochabend hat diese Sorgen nicht zerstreuen können. Im Gegenteil.
Stroot: "Müssen Situationen in großen Spielen erkennen"
Szenen, wie die vor dem Gegentreffer, gelte es, "in großen Spielen zu erkennen", mahnte Stroot am Mittwochabend an. Alleine: Es gelang in dieser Saison wiederholt nicht - wie zum Beispiel bei der 0:1-Niederlage im Dezember in Leverkusen, mit der die Wolfsburgerinnen die Tabellenführung in der Bundesliga abgaben. Für eine Mannschaft, die trotz einiger personeller Veränderungen immer noch gestandene Führungsspielerinnen wie Popp, Svenja Huth und Marina Hegering in ihren Reihen hat, ist das kein gutes Zwischenzeugnis. Gegen Frankfurt kehrt immerhin Hegering nach überstandener Erkrankung als Option für die Innenverteidigung zurück.
Die Situation ist dennoch angespannt, zumal die sportliche Degradierung der ehemaligen Nationaltorhüterin Merle Frohms, die aktuell wegen eines grippalen Infekts ausfällt, zuletzt zusätzlich für Unruhe sorgte. Via Stadionmikrofon hatte Popp die Fans am vergangenen Wochenende beim Bundesliga-Spiel der Männer gegen Bayer Leverkusen sogar dazu aufgerufen, ihr Team gegen Frankfurt zu unterstützen. Die aktuelle Situation könne man "nicht schönreden. Uns fehlt in dieser Saison die Konstanz". Gerade deshalb brauche man jetzt die Unterstützung der Zuschauer.
"Wir wissen, dass wir in der Lage sind, sehr gute Ergebnisse zu holen - wie als Beispiel in der Hinserie in München."
— VfL-Trainer Tommy Stroot
Darauf setzt auch Stroot. "Wir haben ein Heimspiel in der Arena, auf das wir uns extrem freuen", hatte der VfL-Coach am Sonntag im NDR Interview gesagt. "Wir wissen, dass wir in der Lage sind, sehr gute Ergebnisse zu holen - wie als Beispiel in der Hinserie in München." Seinerzeit hatten die VfL-Frauen ihr bislang bestes Saisonspiel abgeliefert und den Meister beim 2:0 über weite Strecken der Partie dominiert.
Auch Frankfurt mit Pokal-Enttäuschung
Ein solches Spiel benötigen die Niedersächsinnen nun erneut. Neben der Rückbesinnung auf den Erfolg im vergangenen Oktober macht den Stroot-Schützlingen Mut, dass auch die Frankfurterinnen mit einer herben Enttäuschung aus dem Pokalabend am Mittwoch gegangen sind. Bis zur 90. Minute hatten sie 1:0 beim FC Bayern geführt, dann aber noch den späten Ausgleich und in der Verlängerung schließlich eine herbe 1:4-Niederlage kassiert. Es ist der erste richtige Rückschlag für die SGE in einer ansonsten bislang starken Saison.
Für beide Mannschaften steht am Sonntag also viel auf dem Spiel. Sein Team müsse dem Druck standhalten, "auch jetzt in der Primetime", hatte Stroot zuletzt gesagt. Nun, "wo es um alles, um die Titel gehen wird, ist das der entscheidende Faktor". Am Mittwoch hat das im Pokal nicht geklappt. Die nächste Chance: am Sonntag gegen Frankfurt. Dass es dieses Mal gelingt, ist für alle rund um die "Wölfinnen" von großer Bedeutung. "Wir müssen nun alles bündeln, was in uns steckt", schrieb Popp.
Dieses Thema im Programm:
Sport aktuell | 12.02.2025 | 23:25 Uhr