Boris Herrmann an Bord seiner Malizia - Seaexplorer mit dem unbrauchbaren Segel

Vendée Globe Boris Herrmann "will einfach nach Hause"

Stand: 21.01.2025 11:19 Uhr

Weltumsegler Boris Herrmann will eigentlich "nur noch nach Hause", hat bei der Vendée Globe noch rund 2.000 Seemeilen vor sich. Die werden sich mit der malträtierten Malizia des Hamburger Skippers noch ziehen - zumal die nächsten Tage hart werden könnten.

Von Tobias Knaack

Erst brach das Foil - und dann, mit ein paar Tagen Verzögerung, auch ein Stück weit die Moral. "Ich will einfach nur nach Hause, das ist alles", sagte Herrmann am Montag.

Der Malizia-Skipper, mit großen Ambitionen in die Solo-Weltumseglung gestartet, liegt aktuell auf Rang 13. Sportlich kann er nichts mehr bestellen und so hat sich die Perspektive - nicht zuletzt aufgrund seiner mittlerweile arg ramponierten Malizia-Yacht - geändert: "Nach Hause kommen", das sei jetzt das Ziel, so Herrmann, "und das ist für mich in Ordnung. Ich habe diese Tatsache akzeptiert."

"Die nächsten 1.000 Meilen werden sehr hart für Boris."
— Pifou Dargnies, Technischer Direktor der Malizia

Herrmanns Problem: Bis "nach Hause" ist es noch ein ganzes Stück. Das Ziel vor Les Sables-d'Olonne an der französischen Westküste ist noch knapp 2.000 Seemeilen (rund 3.700 Kilometer) entfernt. Angesichts des gebrochenen Backbord-Foils könnten es lange 2.000 Meilen werden - und aufgrund eines Tiefdruckgebietes mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten auch ziemlich anstrengende. "Die nächsten 1.000 Meilen werden sehr hart für Boris", sagte auch Pifou Dargnies, Technischer Direktor der Malizia.

Serie von Rückschlägen

Anstregend war es für den gebürtigen Oldenburger allerdings auch schon in den vergangenen Wochen: Blitzeinschlag, Probleme mit seinem wichtigsten Vorsegel, Reparaturen am Mast - und dann die Kollision mit einem "unidentifiziertem Objekt", die zum Bruch seines Foils führte.

Schon vorher hatte Herrmann mit dem Kampf ums Podium - Sieger Charlie Dalin ist seit mittlerweile einer Woche im Ziel - nichts mehr zu tun. Die Serie an Rückschlägen aber hat ihn ein Stück weit zermürbt.

Starke Winde erwartet

Am Montag beklagte er, praktisch ständig Gegenwind zu haben, seitdem er Kap Hoorn passiert hat. Besser werden die Wetterbedingungen für ihn jedoch nicht. Herrmann wird sein beschädigtes Boot durch starken Wind steuern müssen, wobei ihm weniger das aktuelle Tief Sorge bereitet als die Vorhersage für Kap Finisterre.

"Diese Woche werde ich starken Wind haben, ja, aber problematischer wird es, wenn wir uns dem Ziel nähern", sagte Herrmann. "Die Vorhersage ist stark, vielleicht bis zu 50 Knoten Wind. Da müssen wir möglicherweise vorsichtig sein und abwarten, was wir tun." Es sei aber "noch zu früh, um eine Strategie dafür zu entwickeln".

Gebrochenes Foil bereitet Probleme "auf beiden Seiten"

Das gebrochene Backbord-Foil behindere ihn "ein wenig auf beiden Seiten, weil es ins Wasser hinausragt", erklärte der 43-Jährige. "Auch wenn ich Steuerbordschlag fahre, kann ich wahrscheinlich nicht schneller als zehn oder elf Knoten fahren" - zumal er konstant "Angst habe, dass es sich lösen oder weiter brechen könnte".

Sein Technischer Direktor Dargnies versucht trotz der Rückschläge der vergangenen Wochen und in Anbetracht der ruppigen Tage bis ins Ziel dennoch das Positive zu sehen: "Wir haben noch einen Mast, einen Kiel, zwei Ruder und genügend funktionierende Systeme an Bord, um weiterzumachen und sie nach Hause zu bringen. Wir nehmen es Tag für Tag vor und schauen weiterhin auf das große Ganze. Und das heißt: Wir segeln immer noch dem Ziel entgegen."

Zuletzt mit zehn Knoten im 24-Stunden-Schnitt, davor häufig aber auch nur acht. Herrmann wird den Zuspruch seiner Landcrew gebrauchen können für den zähen Ritt nach Les Sables-d'Olonne. Nach jüngsten Prognosen vom Dienstagmorgen noch eine knappe Woche, die Rennleitung erwartet ihn am 27. Januar im Ziel.

Dieses Thema im Programm:
Sportclub | 19.01.2025 | 22:50 Uhr