NDR-Sport SG Flensburg-Handewitt: Aufbruchstimmung und Titelhoffnung
Das Final Four um den DHB-Pokal dominierte der SC Magdeburg. Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt zeigten nach einem enttäuschenden Halbfinale am zweiten Tag aber ein anderes Gesicht und haben Hoffnungen, in dieser Saison doch noch einen Titel zu gewinnen.
"Hier regiert der SCM!", skandierten Handball-Fans in der Kölner Arena. Kurz darauf nahmen die Magdeburger Spieler den DHB-Pokal in Empfang: Freude, Feier, frenetischer Jubel.
Von diesem Stimmungshoch hatte sich die SG Flensburg-Handewitt zu diesem Zeitpunkt schon ein gutes Stück entfernt. Der Mannschaftsbus befand sich bereits auf der Autobahn - auf der mehrstündigen Rückfahrt gen Norden. Nichts war es mit einem Titel, die Flensburger mussten sich wie im Vorjahr mit dem dritten Platz begnügen. "Wir haben eine Medaille, in Zukunft wollen wir aber eine andere Farbe", sagte Sportdirektor Ljubomir Vranjes, kurz bevor er in den Bus stieg.
SG-Fans zunächst tief enttäuscht
An Bord hatten sich die Gemüter wieder etwas aufgehellt. Lange hatte es nach einem ganz bitteren Wochenende für die Nordlichter ausgesehen. Gegen die MT Melsungen hatten sie zuvor in 19 Jahren nur ein einziges Mal verloren, doch ausgerechnet im Halbfinale erwischte es sie zum zweiten Mal.
Das SG-Team ließ die nötige Aggressivität und spielerische Konsequenz vermissen, hatte weniger Torhüter-Paraden und traf auf einen taktisch gut eingestellten Gegner. Nach dem Schlusspfiff ließen die Spieler die Köpfe hängen, die Fans, die im Schnitt 500 Euro für das Köln-Wochenende investierten, reagierten enttäuscht. "Vielen Dank für nichts", war zu hören.
Manch einer erlebte ein Déjà-vu. Vor zwölf Monaten war ihre SG auch der Favorit gewesen, scheiterte dann im Halbfinale aber krachend an den Rhein-Neckar Löwen.
Mannschaft wollte etwas gutmachen
Am Sonntag waren fast alle trotzdem wieder da und hofften auf einen besseren Auftritt ihrer Lieblinge. "Das war eine gute Gelegenheit, wieder etwas gutzumachen", wusste Rückraumspieler Mads Mensah Larsen. Allerdings brauchte es eine Hälfte, bis er und seine Teamkollegen so richtig aufdrehten und den Füchsen Berlin noch einen Fünf-Tore-Vorsprung abjagten.
Erst nach insgesamt 110 Minuten war es den Flensburgern vergönnt, am Köln-Wochenende den ersten Führungstreffer zu bejubeln. Immerhin: Bei der kleinen Siegerehrung sah man wieder Spieler, die nicht nur eine Medaille um den Hals hängen hatten, sondern auch wieder ein Lächeln im Gesicht. "Diese Intensität, wie wir sie in der zweiten Halbzeit zeigten, brauchen wir für die Zukunft", betonte SG-Trainer Nicolej Krickau.
Sieg gegen Topteam Füchse Berlin
Gerade mit diesem perspektivischen Blick ist der Sieg gegen die Füchse Berlin mehr wert als der Erfolg vor zwölf Monaten gegen Lemgo. Ein Freilos für das Pokal-Achtelfinale und einen Prämien-Zuschuss von 30.000 Euro gab es damals auch, aber dieses Mal brachte der Erfolg mehr Renommée.
Denn: nicht Mittelklasse, sondern Spitzenklasse repräsentiert der Gegner. Die Berliner können sogar noch deutscher Meister werden. Im Gegensatz zur SG, deren Startplatz für die nächste European League zementiert zu sein scheint.
Chance auf Titel in der European League
Es ist aber gerade dieser internationale Wettbewerb, der die kommenden Wochen im SG-Lager würzen könnte. Ende Mai wird erstmals in Hamburg die Endrunde ausgetragen. Gut möglich, dass sich Flensburger und Berliner dann wiedersehen. "Es war ein Teil unserer Aufgabe, die Füchse in dieser Saison das erste Mal zu schlagen, denn das gibt Selbstvertrauen", erzählte SG-Torwart Kevin Möller mit einem Lächeln.
In der Bundesliga mussten er und seine Teamkollegen eine knappe Niederlage und ein ärgerliches Unentschieden verdauen, nun gab es den ersten Sieg.
IK Sävehof Gegner im Viertelfinale
Bis zum Europapokal-Wochenende in Hamburg müssen die Flensburger allerdings noch den schwedischen Club IK Sävehof, der immerhin die TSV Hannover-Burgdorf ausgeschaltet hat, bezwingen.
Die Füchse Berlin treffen im Viertelfinale (23. und 30. April) auf den starken französischen Vertreter HBC Nantes. Auch Sporting Lissabon, die Rhein-Neckar Löwen, Skjern und Dinamo Bukarest sind noch im Rennen.
Bei den Flensburger Spielern war am Sonntag bereits eine gewisse Aufbruchstimmung zu spüren. "Wenn man etwas gewonnen hat, dann kann man feiern", meinte Mensah Larsen. "Wenn das aber nicht der Fall ist, beschäftigt man sich mit der nächsten Möglichkeit, einen Titel zu gewinnen."
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Schleswig-Holstein Magazin | 14.04.2024 | 19:30 Uhr