
Gegen die Volleys Berlin Lüneburg gelingt Sensation in der Champions League
Die SVG Lüneburg steht sensationell im Viertelfinale der Volleyball-Champions-League. Nach dem 3:2-Erfolg gegen die Berlin Volleys vor heimischer Kulisse verlor der Bundesligist am Mittwochabend das Rückspiel beim deutschen Rekordmeister zwar mit 2:3 (13:25, 25:23, 25:23, 25:27,17:15), gewann aber den Golden Set mit 15:13.
Das Team von Coach Stefan Hübner zeigte dabei nach einem schwachen Start in die Partie und dem Verlust des ersten Satzes nach lediglich 24 Minuten eindrucksvoll seine Comeback-Qualitäten. Vor 5.211 Zuschauern in der Max-Schmeling-Halle kämpften sich die Niedersachsen Stück für Stück in die Partie und rangen die favorisierten Hauptstädter am Ende nieder. Nächster Gegner der Norddeutschen ist nun der polnische Spitzenclub CMC Warta Zawiercie.
"LüneHünen" im ersten Satz chancenlos
Das Hübner-Team konnte im ersten Satz lediglich in den Anfangsminuten mithalten. Dann wurde die Dominanz der Hausherren immer größer. Während die Mannschaft von Trainer Joel Banks konzentriert angriff und verteidigte, unterliefen den Gästen viel zu viele Fehler. Gerade einmal einen Blockpunkt machten die Norddeutschen im ersten Durchgang. Der Spitzname "LüneHünen"? Reiner Etikettenschwindel vor Beginn von Abschnitt zwei!
SVG stellt erneut Comeback-Qualitäten unter Beweis
Es konnte aus Sicht der Lüneburger also nur besser werden. Und es wurde besser - wenn auch in sehr kleinen Schritten. Aber immerhin vermochten es die Niedersachsen nach dem Seitenwechsel, mehr Stabilität in ihre Feldabwehr zu bekommen. Und sie agierten nun auch etwas druckvoller im Angriff, was vor allem an Xander Ketrzynski lag. In der Summe führte die Leistungssteigerung des Hübner-Teams dazu, dass die Zuschauer nun ein ausgeglichenes Duell der beiden aktuell besten deutschen Mannschaften sahen.
Berlin gewann vorerst aber weiter die wichtigen Punkte, führte mit 17:13 und hatte den Gewinn des zweiten Satzes damit vor Augen. Dann aber kämpfte sich die SVG auf 16:18 heran und sorgte damit für eine gewisse Nervosität bei Banks. Der Volleys-Trainer nahm eine Auszeit. Wohl auch, um die SVG aus dem Rhythmus zu bringen.
Aber der Plan ging nicht auf. Ganz im Gegenteil: Mit einer Aufschlagsserie sorgte Simon Torwie dafür, dass die Gäste mit 21:19 in Führung gingen. Und bald darauf machte Michael Wright mit einem wuchtigen Angriffsschlag den Satzgewinn perfekt. Wieder einmal hatten die Niedersachsen eindrucksvoll ihre Comeback-Qualitäten unter Beweis gestellt.
Lüneburg im dritten Absatz teilweise wie entfesselt
Nun war die SVG noch zwei Sätze vom Viertelfinale entfernt. Und die "LüneHünen", die nun ihrem Spitznamen alle Ehre machten, ließen im übertragenen Sinne ihre letztes Hemd auf dem Parkett. Die Norddeutschen kämpften leidenschaftlich um jeden Ball und bewahrten bei allen an den Tag gelegten Emotionen kühlen Kopf. Lüneburg war nun im häufig zitierten "Flow" und ging mit 20:16 in Führung.
Und Berlin? Die Hausherren hatten nun sichtbar mit ihren Nerven zu kämpfen. Beim Rekordchampion häuften sich die Fehler. Zudem war der im ersten Durchgang noch so starke Block nahezu kein Faktor mehr. Die Moral aber stimmte sehr zum Lüneburger Leidwesen bei den Banks-Schützlingen. Denn bevor Ketrzynski mit einem Schmetterball für den Gewinn des dritten Abschnitts sorgte, hatten die Hauptstädter drei Satzbälle abgewehrt.
Hübner-Team fehlen in Satz vier zwei Punkte zum Sieg
Nun fehlte der SVG nur noch ein Satzgewinn zum Weiterkommen. Ein Blick in die Augen der Hübner-Spieler genügte, um zu sehen, dass jeder einzelne Lüneburger für den nun so greifbar nahen Triumph noch einmal die allerletzten mentalen und physischen Reserven mobilisieren wollte.
Aber gegen sich nun wieder sicherer agierende Berliner, die sich leidenschaftlich gegen das drohende Aus stemmten, hatten die Gäste am Ende eines erneut dramatischen Satzes das Nachsehen. Beim Stand von 23:23 und 25:25 fehlten der Hübner-Mannschaft dabei jeweils nur zwei Zähler zum Sieg.
SVG im Golden Set mit den besseren Nerven
Es folgte wie bereits im Hinspiel der Tiebreak. Und in diesem deutete bei einer 8:3-Führung für Berlin zunächst alles auf den Ausgleich durch die Volleys und damit einen Golden Set hin. Aber nun wuchsen die "LüneHünen" erneut über sich hinaus, glichen bald darauf zum 12:12 aus und hatten dann bei einer 14:13 und 15:14-Führung Matchbälle. Doch Berlin egalisierte jeweils und ging dann seinerseits mit 16:15 in Front. Jake Hanes brachte die Halle mit einem Ass zum 17:15 und dem damit verbundenen Gewinn des Tiebreaks zum Kochen.
Nun musste tatsächlich der Golden Set entscheiden. Das Momentum schien bei den Gastgebern zu liegen. Aber der Volleyball ist kein Konjunktiv. Und erst recht nicht an diesem historischen Abend. Mit allerletzter Energie entschieden die Lüneburger die Nervenschlacht an der Spree für sich und trugen sich damit in die Geschichtsbücher ein.