NDR-Sport Olympia-Fahnenträger? Für Schröder, Zverev und Popp wär's das Größte
Der DOSB hat darüber abstimmen lassen, wer bei der Olympia-Eröffnungsfeier in Paris die Fahne tragen sollen. Zur Auswahl standen unter anderem Alexander Zverev, Dennis Schröder und Alexandra Popp. Ob es einer von ihnen geworden ist, soll am Donnerstag verkündet werden.
Als bei Popp kurz nach ihrem Sommerurlaub das Handy klingelte, wollte die Fußballerin des VfL Wolfsburg eigentlich erst gar nicht rangehen. Der Alltag sollte noch warten - und im Display stand "Nia Künzer". Ein Anruf von der Sportdirektorin des DFB klang nach Arbeit. Popp ging dann doch ran. Und so erfuhr sie vor der Öffentlichkeit, dass der Deutsche Olympische Sportbund sie mit auf die Liste der potenziellen Fahnenträgerinnen setzen wollte.
"Als Nia das gesagt hat, musste ich mich erst mal hinsetzen", blickt die Kapitänin der deutschen Nationalmannschaft mit einem Schmunzeln zurück. "Ich hatte wahnsinnig Gänsehaut. Ich glaube, es gibt nichts Größeres."
Bekanntgabe am 25. Juli im Deutschen Haus
Je drei Frauen und drei Männer standen zur Auswahl. Abstimmen konnten alle Interessierten bis Sonntag (21. Juli) zum Beispiel bei sportschau.de. Neben der "Fan-Wahl" stimmten auch die deutschen Sportlerinnen und Sportler ab, die bei Olympia dabei sind. Beide Wahlen werden mit jeweils 50 Prozent gewertet. Die Siegerin und der Sieger sollen dann am 25. Juli bei einer Pressekonferenz im Deutschen Haus in Paris verkündet werden. Einen Tag später findet die Eröffnungsfeier statt.
"Gefühlt kann man nicht mehr Anerkennung bekommen."
— Alexandra Popp
Popps Konkurrentinnen sind Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl und Judoka Anna-Maria Wagner. Ein erlesener Kreis. Wagner ist mehrfache Weltmeisterin und hat bei Olympia in Tokio im Einzel und mit der Mannschaft Bronze gewonnen. Von Bredow-Werndl holte sogar zweimal Gold.
Und Popp? Die nennt auch schon eine Olympia-Goldmedaille in Eigen. War 2016 in Rio war das. Jetzt noch mal bei Olympia dabei zu sein, sei schon toll. Aber möglicherweise auch noch als Fahnenträgerin - "gefühlt kann man nicht mehr Anerkennung bekommen".
Schröder und Zverev sind Konkurrenten
So geht es auch Basketball-Weltmeister Dennis Schröder und Alexander Zverev, der in Tokio Gold für Deutschland im Tennis gewonnen hat. Sie treten gegeneinander, aber auch gegen den Sportschützen Christian Reitz an. Der Sachse ist sechsmaliger Europa- und dreimaliger Weltmeister. Schon 2008 gewann der 37-Jährige Olympia-Bronze mit der Schnellfeuerpistole, 2016 kam dann noch Gold dazu.
Basketballer werben für Schröder
Der Braunschweiger Schröder machte schon seit der Olympia-Qualifikation - und damit lange bevor der DOSB überhaupt die Kandidaten benannt hat - keinen Hehl daraus, wie sehr er sich wünschen würde, die Fahne zu tragen. Dass sein Idol Dirk Nowitzki 2008 in Peking die Fahne für Deutschland trug, hat beim heutigen Kapitän der Basketball-Nationalmannschaft tiefen Eindruck hinterlassen.
"Dirk Nowitzki hat nur Positives erzählt. Er hat gesagt, dass es eine der größten Sachen war, die er je gemacht. Und er meinte: Es wird dein Leben verändern."
— Dennis Schröder
Nach Nowitzki wäre Schröder erst der zweite Fahnenträger ohne olympische Vorerfahrung überhaupt. Trotzdem ist sich Kumpel Daniel Theis, wie Schröder NBA-Star, sicher: "Als Weltmeister, Kapitän der deutschen Nationalmannschaft und MVP bei der WM im letzten Jahr, hätte er sich das definitiv verdient. Dieses Jahr gibt es keine bessere Wahl."
Und Bundestrainer Gordon Herbert betonte, Schröder sei "sehr stolz darauf, Kapitän der Nationalmannschaft zu sein und sein Land zu vertreten. Es wäre eine große Ehre für ihn und den Basketball in Deutschland." Für Schröder, der nach eigener Aussage "von ganz unten kam", würde seine Nominierung als Fahnenträger zeigen, welche unglaublichen Chancen und Möglichkeiten dieses Land auch Kindern und Menschen mit dunkler Hautfarbe und Migrationshintergrund bieten kann.
Toni Kroos stimmt für Zverev
Mit seiner riesigen Fangemeinde kann sich der 30-Jährige sicher gute Chancen auf den Sieg bei der Abstimmung ausrechnen. Aber auch der Hamburger Zverev hat seine Fürsprecher. "Also ich habe für ihn abgestimmt und ihr solltet das auch tun", sagte Fußball-Star Toni Kroos, der nach der Heim-EM seine Karriere beendet hat, in einem in den Sozialen Medien veröffentlichten Video.
"Eine ganze Nation und die deutsche Mannschaft anzuführen, ist die größte Ehre, die ein Sportler haben kann."
— Alexander Zverev
Es gebe "ohne Frage viele tolle Optionen. Man kann sich eigentlich nicht falsch entscheiden", sagte der gebürtige Greifswalder, "aber meine Wahl fiel auf Alexander Zverev, weil er ja einfach unser bester deutscher Tennisspieler ist, uns da auf der Tour immer top vertritt" und das auch bei Olympia schon "wahnsinnig gut" getan hat: "Denn er ist ja schon Olympiasieger und nicht zuletzt deswegen hat er es in meinen Augen sehr verdient."
Für den 27-Jährigen Zverev selbst steht fest: "Eine ganze Nation und die deutsche Mannschaft anzuführen, ist die größte Ehre, die ein Sportler haben kann." Die Hoffnung ist dementsprechend groß.
Hrubesch: "Wir drücken Poppi die Daumen"
Alexandra Popp ist "schon jetzt voller Ehre und Stolz", dass sie überhaupt zu denen gehörte, die für die Nominierung vorgeschlagen wurden. Sollte sie gewählt werden, "wäre das der größte Höhepunkt meiner Karriere. Allein wenn ich darüber nachdenke, ist das schon surreal."
Aber auch die 33-Jährige hat natürlich prominente Fürsprecher - zuvorderst beim DFB. Als langjährige deutsche Kapitänin und große Spielerin hätte sie es auf jeden Fall verdient, erklärte Bundestrainer Horst Hrubesch, der mit der deutschen Männer-Auswahl 2016 in Rio Silber gewann und nach Olympia beim Verband aufhört: "Wir drücken Poppi die Daumen, dass sie gewählt wird."
Sportdirektorin Künzer erklärte: "Es ist einfach eine unfassbare Ehre, als Sportlerin die deutsche Fahne zu tragen. Alex als Olympiasiegerin wäre auch die geeignete Person." Und um ihr eine gute Nachricht zu überbringen, stört sie Popp auch gerne mal in ihrem Urlaub.
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Sport aktuell | 19.07.2024 | 22:25 Uhr