Nach Fan-Krawallen Hansa Rostock greift durch
Fußball-Zweitligist Hansa Rostock hat nach den jüngsten Fan-Ausschreitungen erste Konsequenzen gezogen. So gilt vorerst ein Choreografie-Verbot bei Heimspielen, die Vergabe von Auswärtstickets wird deutlich eingeschränkt.
Für die anstehenden Partien bei Hannover 96 (4. Februar) und beim VfL Osnabrück (11. Februar) werden ausschließlich Vereinsmitglieder Karten erhalten - und diese auch nur im Einzelkauf, eine Person wird nicht mehrere Tickets erwerben dürfen. Das kündigte der Club in einem Positionsschreiben am Mittwoch an. Die Partie beim 1. FC Nürnberg (20. Januar) ist von dieser Maßnahme ausgenommen, da der Verkauf bereits begonnen hat.
Nach den beiden Nordduellen will Hansa prüfen, ob die Maßnahme bis zum Saisonende auf Bewährung ausgesetzt wird. Ausgenommen davon ist das Gastspiel in Hamburg beim FC St. Pauli (28. April) - für diese Partie gelten die strengeren Verkaufsregeln auf jeden Fall.
Ministerin Drese begrüßt Positionierung des FCH
Sportministerin Stefanie Drese (SPD) hat die Positionierung Hansas begrüßt. "Ich habe den Eindruck, dass nunmehr nicht nur einzelne Personen sich gegen die Gewaltexzesse stemmen, sondern der Gesamtverein verstanden hat, dass Grenzen überschritten wurden", sagte Drese in einem Statement am Donnerstag. "Wenn dieser gestartete Prozess der Aufarbeitung fortgesetzt und die Auseinandersetzung mit der gewaltbereiten Fanszene nicht gescheut wird, wäre das ein gewaltiger Fortschritt."
Tätern droht Vereinsausschluss und Stadionverbot
Beim Auswärtsspiel in Paderborn hatten Hansa-Anhänger Pyrotechnik gezündet und außerdem Polizeiwagen, Catering-Stände, Sanitäranlagen und Einlasskontrollen beschädigt oder zerstört. Nach Angaben der Polizei Paderborn wurden dabei 38 Menschen verletzt - 24 Polizisten, 13 Mitarbeiter des Ordnungsdienstes und ein Fan. Der Sachschaden wird auf mindestens 50.000 Euro beziffert.
Mit einer Ermittlungskommission will die Polizei die Störer aus Rostock ermitteln. "Wir haben Unmengen an Foto- und Videomaterial zur Sichtung", sagte ein Polizeisprecher. "Es gibt auch Absprachen mit den Kollegen aus Rostock." Hansa kündigte an, identifizierte Täter mit einem Vereinsausschluss sowie einem Stadionverbot für mindestens drei Jahre zu belegen. Außerdem soll die zu erwartende DFB-Strafe auf die Täter umgelegt werden.
Umbaumaßnahmen im Stadion
Im Positionsschreiben befasste sich der Club auch mit den Vorkommnissen bei den Heimspielen gegen den FC St. Pauli und Schalke 04. Mit Hinweis auf die "Plattenbau"-Choreografie betonte der FC Hansa erneut, dass jegliche Form von Rassismus, Diskriminierung, Fremdenhass, Antisemitismus und Gewalt keinen Platz im Verein hätten und ganz klar und grundlegend abgelehnt würden.
Beim Heimspiel gegen Schalke kam es auf der Tribüne zu Auseinandersetzungen.
Es solle nun ein "Fan-Forum" fest etabliert werden, "um insbesondere bei streitbaren Themen Verein, Fans und Mitglieder in den direkten Austausch zu bringen". Ungeachtet dessen gilt bis Ende März ein komplettes Choreografie-Verbot bei den Rostocker Heimspielen, diese Frist soll bei weiteren Vorfällen verlängert werden.
Angesichts der Zerstörungen im Gäste-Fanblock durch Anhänger des FC Schalke 04 kündigte Hansa bauliche Maßnahmen im Ostseestadion an: So soll es weitere Sicht- und Schutzwände, weitere Zauntrennungen auf und hinter der Südtribüne sowie zusätzliche Fangnetze geben.
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Nordmagazin | 20.12.2023 | 19:30 Uhr