Die Siegerin im Weitsprung Malaika Mihambo GER beim Absprung aus der Take-Off-Zone.

Leichathletik | Weitsprung "Take-Off-Zone" statt Balken - Skepsis bei Trainer und Athleten in Chemnitz

Stand: 10.02.2025 16:00 Uhr

Weitspringerin Maleika Mihambo hatte ihren ersten Wettkampf ohne Balken. Ob die sogenannte "Take-Off-Zone" wirklich kommt, ist noch offen. Beim Leichtathletik-Klub Chemnitz sieht man die Entwicklung noch skeptisch.

Das neue Weitsprung-Regelwerk soll die Sportart interessanter machen. Am vergangenen Wochenende wurde beim ISTAF-Hallenmeeting in Düsseldorf erstmals nicht mit dem Absprungbrett gearbeitet, sondern mit einer "Take-Off-Zone". Bei der vom Weltverband World Athletics entwickelten neuen Variante wird die effektive Weite gemessen. Die Zahl der Fehlversuche durch Übertreten soll zudem drastisch verringert werden. Die Zone ist 40 Zentimeter lang, das klassische Absprungbrett 20 Zentimeter.

Für Zuschauer noch etwas verwirrend

Die Idee sei technisch noch nicht ausgereift, "damit eben die Messung schneller erfolgen kann, damit das Feedback besser ist fürs Publikum oder auch, dass Athleten besser einschätzen können: Wie weit war das denn jetzt?", erklärte Malaika Mihambo. Es dauerte länger als üblich, bis die Weiten feststanden. Zudem war für die Zuschauer nur schwer erkennbar, ob ein Sprung wirklich gut war.

Die Siegerin im Weitsprung Malaika Mihambo GER beim Absprung aus der Take-Off-Zone.

Malaika Mihambo beim Absprung aus der Take-Off-Zone

Trainerlegende Marusch: "Ich bin eher dagegen"

Unschlüssig ist der Chemnitzer Weitsprungtrainer Harry Marusch. "Es gibt viele Meinungen. Es gab viele ungültige Sprünge bei Wettkämpfen. Das wollen die Zuschauer auch nicht sehen. Es ist einen Versuch wert. Was daraus wird, müssen die Wettkämpfe zeigen. Ich bin eher dagegen." Marusch verwies auch auf einen enormen finanziellen Mehraufwand für die kleinen Vereine. "Viele Anlagen müssten dann umgebaut werden."

Harry Marusch aufgenommen am 06.07.2024 in Düsseldorf.

Harry Marusch - Trainer im Chemnitzer Olympia-Stützpunkt

Heß und Börner skeptisch

Sollte sich diese neue Regelung wirklich durchsetzen, könnten auch die Dreispringer künftig betroffen sein. Der Sachse Max Heß ist "aktuell eher dagegen". Das Springen vom Brett habe auch immer einen speziellen Kick. "War der gültig oder ungültig? Wenn die weiße Fahne hochgeht, das sind Glücksgefühle. Das geht dann ein wenig verloren. Fehlversuche gehören auch dazu." Auch Weitspringerin Helena Börner sieht die Entwicklung zwiegespalten. "Es ist mal eine Innovation. Es gibt zwei Parteien. Und findet es nur Anwendung bei großen Wettkämpfen?"

Helena Börner: "Ich bin ein wenig zwiegespalten"

Ob und wann der Leichtathletik-Weltverband World Athletics (WA) die durchaus umstrittene "Take-off-Zone" auch offiziell bei allen Wettkämpfen und internationalen Meisterschaften wie WM und Olympia einführt, steht noch nicht fest.

rei/sid/dpa