
Zwischen WM-Träumen und Hai-Attacken Windsurf-Profi Julian Salmonn hat keine Angst vor großen Fischen
Von Mittelhessen über Teneriffa zu den besten Surfspots der Welt: Julian Salmonn ist einer der besten Wellenreiter. Auf dem Weg zu seinem großen Traum vom Weltmeistertitel lässt er sich auch von unheimlichen Begegnungen nicht abschrecken.
Wer sich mit Julian Salmonn unterhält, spricht mit einem Süchtigen. "Ohne dass ich wusste, was passiert ist, war ich quasi abhängig von dem Sport", sagt der 26-Jährige im Gespräch mit dem hr-sport. Heute ist Wellenreiten sein Beruf, in dem er zu den Besten der Welt zählt.
Zwischen seiner Heimat in Gießen-Kleinlinden zu seinem heutigen Wohnort auf Teneriffa oder den Surfspots Westaustraliens liegt einiges an Strecke. Salmonn war wie programmiert auf diesen Weg, der sich ganz logisch angefühlt hat. Es hat sich alles so ergeben. Beide Eltern surfbegeistert, Julian und seine zwei Brüder nach Urlauben in Dänemark oder an der Costa Brava schnell auf derselben Wellenlänge.
"Der beste Weg, ein Kind in den Sport zu kriegen"
"Es ging einfach ganz natürlich in den Sport rein, ohne dass jemand gepusht hat, was immer der beste Weg ist, ein Kind in den Sport zu kriegen", findet Salmonn. Relativ früh habe für ihn festgestanden, dass er ans Meer will. Bei einem Urlaub auf Teneriffa lernt er eine Familie kennen, die ihn für ein Austauschjahr in einer Kellerwohnung unterbringt. Kurz vor Ende bricht er sich allerdings beim Surfen das Bein. Wobei "Bruch" eine glatte Untertreibung ist. Dreimal war das Schienbein durch, zweimal das Sprunggelenk. "Mein Bein stand so halb schräg", schildert Salmonn.
Dass er überhaupt wieder surfen oder auch nur laufen kann, verdanke er einem Arzt aus Hessen, der sich intensiv dem komplizierten Fall widmete. Ein Gutes hatte die Verletzung gleichwohl. Da er sein Austauschjahr nicht regulär beenden konnte, beschloss er einfach, noch ein weiteres komplettes dranzuhängen. Heute lebt er in El Medano auf Teneriffa. Zumindest sei das "der Ort, an dem ich am meisten Zeit verbringe".
Surfzirkus führt um die ganze Welt
Denn: Richtig sesshaft ist man als Surfprofi nicht. Der Weltcup führt um den gesamten Globus. Deutsch spricht er dabei nur selten. Was zumindest bei Vorstellungsrunden von Vorteil sein kann. Wie "Salmon", englisch für Lachs, "nur mit Doppel-n am Ende", schreibe er sich. "Das ist ein starker Fisch, der gegen die Strömung hochschwimmen kann, fast vertikal. Viele Leute machen Witze darüber. Ich finde es nicht schlimm, mich mit so einem starken Fisch zu vergleichen", sagt Salmonn, der Surfer. Aktuell erreicht der hr-sport ihn in Chile, bei einem Fünf-Sterne-Event, der höchsten Kategorie im Wave Worldcup. Vom 24. März bis 6. April wird hier gesurft – wann immer Wind und Wellen gerade stimmen.
Delfinen sei er dabei schon begegnet, erzählt Salmonn. Haie seien hier eher ungewöhnlich. Anders als beim Saisonauftakt in Australien. Da kann er von einigen furchteinflößenden Kontakten berichten. Bei einer Trainingseinheit mit einem anderen Surfer habe er seinen Partner plötzlich auf seinem Board sitzen sehen. "Dann hat ihn ein Hai, den sie da kurz zuvor gespottet haben, umkreist. Das heißt, das machen die Haie, wenn sie dich eigentlich essen wollen", sagt Salmonn. Schließlich habe der Hai "irgendwann das Interesse verloren" und abgedreht. Sein Mitstreiter kam mit "dem Schock seines Leben" davon.
"Er hat nur ins Board gebissen und ist dann weg"
Nur zwei Stunden südlich von diesem Spot war kurz zuvor ein Hai noch zutraulicher geworden. "Der Typ hatte zum Glück sein Board zwischen Hai und sich getan und der Hai hat nur ins Board gebissen und ist dann weg", sagt Salmonn. Nachhaltig beeindrucken, das wird schnell deutlich, wenn man seinen Schilderungen zuhört, lässt sich kein Surfer von solchen Begegnungen.
Es ist eben eine ungemein starke Bindung zum Meer und den Wellen, die die Grenzen zwischen Lebensgefühl, Sport, Berufung und Profitum verwischen lässt. Der gebürtige Hesse setzt sich dabei aber sehr konkrete Ziele. "Meine Erwartungshaltung an mich ist relativ hoch. Ich bin hier, um das Event zu gewinnen, so bereite ich mich vor, so ist mein Mindset. Am Ende fighten wir alle darum, den Weltmeistertitel zu gewinnen."
Das könnte Salmonn sogar gelingen. Beim Auftakt im australischen Margaret River wurde er Zweiter hinter Landsmann Philip Köster, der den Wave World Cup schon fünfmal gewinnen konnte. Salmonn zählt zur absoluten Weltspitze. Vielleicht ist das Gemeinschaftsgefühl unter Surfern ausgeprägter als in manch anderer Sportart. Für Salmonn steht jedoch fest: Weltmeister werden, das will er auch.