Geheimbegriffe bei der EM Timo Kastening erklärt: Das bedeuten die Geheimbegriffe bei der Handball-EM
Immer wieder hört der Zuschauer in den Auszeiten der Handballer Geheimbegriffe. Jugo-Kreuz, zur Hand, zwischen 2 und 3. Was bedeuten die Codes und wie läuft eine Auszeit ab? Nationalspieler Timo Kastening klärt auf.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist mit zwei Siegen aus den ersten beiden Spielen in die Heim-EM gestartet. Damit hat das Team bereits die Hauptrunde erreicht, am Dienstag wartet mit Frankreich einer der Turnier-Favoriten als Gegner (20.30 Uhr, live im Ersten). Rechtsaußen Timo Kastening von der MT Melsungen erklärt im hr die (Geheim-)Begriffe aus den Auszeiten, Spielzüge und Tricks der Trainer. Zu einem ausführlichen Interview mit Kastening über seinen Weg und seine Fehler geht es hier.
Jugo-Kreuz links
"Es heißt vereinfacht gesagt, dass der Mittelmann im Angriff den Ball zum rechten Rückraum spielt. Dann kreuzt er mit dem linken Rückraumspieler (tauscht die Positionen). Dieser bekommt den Ball zentral und agiert mit dem Kreisläufer. In dieser Zeit kann sich der rechte Rückraumspieler zum Mittelmann schieben."
Sperre absetzen
"Das ist gemeint, wenn der Mittelmann beispielsweise sagt, dass er das 2 gegen 2 (zwei Angreifer gegen zwei Verteidiger) gemeinsam mit dem Kreisläufer spielen will. Dann zieht der Kreisläufer den Gegenspieler zur Seite. Der Mittelmann nutzt dann den Raum, ein Verteidiger muss auf ihn zukommen. Dadurch hat theoretisch der Rückraum neben ihm kurz Platz für seinen Wurf."
Gegen die Hand / zur Hand
"Wenn ein Rechtshänder sich nach rechts bewegt und dort abschließen kann, nennt man es 'zur Hand'. Sprich: zur Wurfhand-Richtung. Bewegt er sich in die entgegengesetzte Richtung seiner Wurfhand, nennt man das 'gegen die Hand'."
Zwischen 1 und 2
"Du hast auf Linksaußen immer den ersten Verteidiger, das ist die Nummer 1. Der Halblinke in der Deckung ist dann die Nummer 2, innen links die Nummer 3 usw. Wenn ein Mittelmann jetzt beispielsweise 'Isolation 4' ansagt, dann zieht sein Kreisläufer den Gegenspieler so weg, dass der Mittelmann im Angriff ins Eins gegen eins auf den Spieler innen rechts, also die Nummer 4, gehen kann."
Wie läuft die Absprache bei den Spielzügen?
"Du hast eh dein Konzept an Spielzügen oder Auftakthandlungen. Wenn du rufst 'Öffnen 4', dann weiß jeder, dass der Vierer angegriffen wird. Je nach Coach oder Spielphilosophie wechseln die Namen, aber 'Jugo', 'Barca' oder 'Kreisel' sind so die Klassiker. Es gibt unterschiedliche Ausführungen, ähnelt sich jedoch schon."
Wie laufen die Auszeiten ab?
"Es kommt tatsächlich extrem viel bei uns Spielern an. Als Spielmacher oder Rückraum weißt du genau, was im Spiel abgeht. Wenn du dann in der Auszeit ganz konkret Lösungen an die Hand bekommst, schärft das die Sinne. Du bekommst dann mit, okay, diesen Spieler des Gegners greifen wir jetzt an. Das kann schon sehr hilfreich sein. Die Auszeit können Trainer taktisch oder mental nutzen, oder im Mix davon. Manche wollen auch einfach emotionalisieren."
5-1-Deckung oder 6-0-Deckung
"In der 6-0-Abwehr deckst du eher den Torraum. Wenn du da aber Probleme hast, kann dir die 5-1-Deckung helfen, den Gegner wieder vor neue Aufgaben zu stellen. Ein Spieler wird dann vorgezogen, das kann jeder beliebige sein. Damit stresst du einen Spieler des Gegners und schränkst seinen Radius ein.
Die andere Variante: Der vorgezogene Verteidiger schneidet einen Rückraumspieler vom Passweg ab. Damit ist der Entscheidungsradius für die anderen geringer. Beispiel: Du zwingst den Gegner dazu, mehr auf der linken Seite zu spielen. Der Nachteil dabei ist: Du öffnest natürlich Räume und musst im Verbund gut verschieben."