Zweitrunden-Niederlage Kickers Offenbach lässt trotz DFB-Pokal-Aus gegen KSC den Berg beben
Kickers Offenbach liefert dem Zweitligisten aus Karlsruhe in der zweiten Pokal-Runde einen echten Fight. Die Stimmung am Bieberer Berg ist trotz des Ausscheidens erstklassig - und zeigt, was beim OFC möglich ist.
Ein Lob der besonderen Art erhielten Fans, Spieler, Verantwortliche, eigentlich alle, die es mit Kickers Offenbach halten, am Dienstagabend ausgerechnet von einem Gast. Als Christian Eichner, Trainer des Karlsruher SC, der gerade mit seinem Team nach zähem Ringen in die zweite Runde des DFB-Pokals eingezogen war, zu seinem Schluss-Statement ansetzte, betonte er in Richtung von OFC-Trainer Christian Neidhart: "Ich wünsche euch viel Erfolg, dass ihr es am Ende packt, eine Etage höher zu kommen. Ihr wärt da eine Bereicherung." Viel mehr musste nach diesem Fußball-Abend am Bieberer Berg auch nicht gesagt werden.
Der Viertligist aus Offenbach hat die Zweitrunden-Begegnung gegen den KSC zwar knapp mit 0:2 (0:0) verloren, das Stadion am Bieberer Berg hatte aber gebebt wie zu besten Zeiten. Ausverkauft war die Partie gegen den Zweitligisten, das hatte es bei einem Pflichtspiel in Offenbach zuletzt in der vermaledeiten Relegation gegen Magdeburg vor sage und schreibe neuneinhalb Jahren gegeben. Das eine Spiel, das aufgrund des Platzsturmes dereinst im Anschluss vor nur 3.500 Zuschauern ausgetragen werden musste, mal ausgespart.
20.071 Zuschauer: Der Bieberer Berg war gegen den KSC ausverkauft.
Neidhart: "Wir müssen uns nicht verstecken"
Auf dem Platz waren die 90 Pokal-Minuten zwar nicht immer ein Fußball-Fest, auf den Rängen aber schon. Angefangen bei einer sehenswerten Choreographie vor der Partie. "Es war ein toller Fußball-Abend, die Fans haben es zu einem tollen Spiel gemacht", erklärte OFC-Coach Neidhart nach der Begegnung. Für lange Zeit hatte aber auch der Regionalligist dafür gesorgt, dass auf dem Platz Zunder in der Partie war.
Besonders im ersten Abschnitt waren die Offenbacher mindestens ebenbürtig - wenn nicht gar ein wenig mehr. Durchaus gute Gelegenheiten durch Boubacar Barry (17.), Dimitrij Nazarov (27.) und Ron Berlinski (45.+1) ließen die Kickers aber liegen. Das rächte sich im zweiten Abschnitt. Die Gäste aus Karlsruhe schlugen zweimal eiskalt zu, erst traf Budu Zivzivadze (62.), dann sorgte Marcel Beifus (72.) für den Endstand. "Es war verdient für den KSC", erklärte Neidhart neidlos, betonte aber auch: "Wir müssen uns heute nicht verstecken."
OFC will Pokal-Fight in Liga-Alltag mitnehmen
Nein, auf keinen Fall. Der OFC bot dem KSC einen echten Pokal-Fight, auch wenn es am Ende nicht für den Achtelfinal-Einzug reichte. Das wurde nach den 90 Minuten auch vom eigenen Anhang mit langanhaltendem Applaus goutiert. "Wir nehmen das mit und wollen den Fans das in der Liga zurückgeben. Wir wissen, was in diesem Stadion möglich ist", sagte Angreifer Ron Berlinski.
Das Problem für den OFC ist: Dieser Dienstag mit seiner ganz großen Kulisse bleibt erst einmal eine Ausnahme. Ab dem Wochenende ist wieder Alltag angesagt, am Sonntag steht das Auswärtsspiel in Walldorf an. Ganz normale, ganz einfache Regionalliga-Kost. Aber genau da wussten die Offenbacher in den vergangenen Wochen eben nicht zu überzeugen.
"Das Spiel in Walldorf ist komplett anders"
Der Pokal mit dem Sieg gegen Magdeburg und der starken Partie gegen die Karlsruher war die Kür, für den Rest der Spielzeit ist ab Sonntag Pflicht in der Liga angesagt. Wenn man denn, wie es KSC-Trainer Eichner formulierte, "eine Etage höher" möchte. Die Umstellung vom bebenden Bieberer Berg zur tristen Stimmung im Dietmar-Hopp-Sportpark zu Walldorf wird nun immens.
Coach Neidhart ist sich der Aufgabe bewusst und betonte direkt nach der Partie gegen Karlsruhe: "Das Spiel in Walldorf ist komplett anders." Wer die Kulisse am Dienstag in Offenbach erlebte, muss anerkennen, dass bei dieser Aussage Widerspruch zwecklos ist.