"Stecken in einer Sackgasse" Frankfurts Vorstandssprecher Hellmann rechnet mit VAR ab
Axel Hellmann hat nach dem furiosen 3:3 von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund zum Rundumschlag gegen den VAR ausgeholt. Der Vorstandssprecher der Hessen spricht von "einer Farce" und verlangt eine teilweise Abschaffung.
Wer nach dem spektakulären 3:3 von Eintracht Frankfurt gegen Borussia Dortmund am Sonntagnachmittag wütende Spieler oder einen schäumenden Trainer erwartet hatte, wurde in den Katakomben enttäuscht. Ansgar Knauff und Philipp Max, die für das obligatorische Pressegespräch ausgesucht wurden, erklärten zwar, dass der Eintracht beim Stand von 0:2 ein Elfer verweigert worden war. "Das war ein klares Foul", so Max.
Frustriert oder verärgert waren die Profis und Coach Dino Toppmöller aber eher über die eigenen Abwehrfehler. "Das Spiel hat es nicht verdient, dass wir jetzt über Schiedsrichterentscheidungen diskutieren", stellte Toppmöller auf der Pressekonferenz klar.
Vorstandssprecher Axel Hellmann, der die Ausführungen des Trainers im hinteren Teil des Raums verfolgt hatte, sah dies jedoch offensichtlich anders und holte in einer spontan einberufenen Runde zum Rundumschlag gegen den Video Assistant Referee aus. Auch er wolle nicht die Leistung des Schiedsrichters bewerten, betonte er. "Ich mache das nicht aus der Emotion heraus." Dann folgte eine Generalabrechnung, die so offenbar schon lange in Hellmann gebrodelt hatte. "Ich sehe die Gefahr, dass er den Fußball kaputtmacht. Wir stecken in einer Sackgasse."
Axel Hellmann hat genug.
Verweigerter Elfmeter eine klare Fehlentscheidung
Auslöser für das unerwartete, aber laut Hellmann schon länger geplante Vorpreschen des 52-Jährigen war die vieldiskutierte 37. Minute des vorangegangenen Duells zwischen der Eintracht und dem BVB. Der bis dahin überragende Omar Marmoush war im Strafraum klar von BVB-Keeper Alexander Meyer von den Beinen geholt und an seinem insgesamt dritten Treffer gehindert worden. Schiedsrichter Robert Schröder, der sich nach Einschreiten des VAR die Szene minutenlang am Bildschirm angesehen hatte, entschied dann selbst zur Verwunderung der Dortmunder fälschlicher- und unverständlicherweise auf Weiterspielen.
Eine klare Fehlentscheidung, die den Großteil der 56.500 Zuschauer und Hellmann auf die Palme brachte. Die Eintracht hätte auf 3:0 stellen und das Spiel damit wohl entscheiden können. Dass die Hessen zuvor beim von Marius Wolf verschuldeten Handelfmeter durchaus Glück hatten und bei insgesamt drei Gegentoren wohl auch nicht alles richtig gemacht haben, gehört zur ganzen Wahrheit des Spiels zwar auch dazu. Um das Ergebnis ging es Hellmann aber auch nicht, wie er mehrfach unterstrich: "Ich frage mich: Wo liegt der Mehrwert eines VAR, wenn er am Ende eine Entscheidung, die auf dem Platz getroffen wird, nicht besser macht? Ich würde den VAR auf wesentliche Entscheidungen reduzieren."
Hellmann fordert teilweise Abschaffung
Seine Forderung: Der VAR, so wie er jetzt besteht, muss überarbeitet und zum Teil abgeschafft werden. Die Torlinientechnik und Hilfe bei Abseits, "wenn es um Millimeter" geht, seien in Ordnung und hätten sich bewährt. Die Hilfe des VAR bei Foul- oder Handspielen sei aber gescheitert, so Hellmann. "Aus dem Spiel heraus wäre es eine Tatsachenentscheidung gewesen. Aber jetzt wissen wir, dass es eine Fehlentscheidung ist", so Hellmann. "Das macht es ungerechter und zu einer Farce."
Eins der Hauptargumente gegen den VAR ist laut Hellmann zudem die zunehmende Verunsicherung der Unparteiischen. "Ich frage mich: Stärkt der VAR die Autorität des Schiedsrichters? Ich sage: nein. Wir machen die Schiedsrichter nicht besser."
Hellmann will Gespräche führen
Ob und wie Hellmanns Revolutionswunsch in den Entscheidungsgremien Gehör findet und einen ernsthaften Effekt hat, bleibt abzuwarten. Klar ist aber: Hellmann, der über Monate hinweg an der DFL-Spitze stand und genau weiß, welche Hebel er in Bewegung setzen muss, hat seine Forderungen nicht in den luftleeren Raum gesprochen. "Ich werde nicht die Durchschlagskraft haben, das bei der FIFA zu ändern", sagte er. Gleichzeitig stellte er aber auch klar, dass die 36 deutschen Profivereine durchaus eine Regelanpassung durchsetzen könnten. "Wir könnten mit dem DFB zusammen sagen, dass wir das nicht mehr wollen. Wir müssen uns Gedanken machen."
Einen Anstoß dazu hat Hellmann am Sonntagabend im unfreiwilligen Zusammenspiel mit Schiedsrichter Schröder und dem Kölner Keller definitiv geliefert.