Analyse zum Eintracht-Sieg Eintracht Frankfurt: Die launische Diva erlebt die Bayern-Befreiung
Eintracht Frankfurt fertigt die Bayern ab, bejubelt und bestaunt sich im Anschluss selbst. Der Sieg tut allen Beteiligten gut, das Pokal-Aus in Saarbrücken ist aber nicht vergessen. Denn: Die Diva lebt.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller musste selbst ein wenig schmunzeln. Es war ja auch schwer zu beschreiben, was da am Samstag im Waldstadion passiert war, bei diesem denkwürdigen, atemberaubenden, historischen 5:1 der Frankfurter gegen den FC Bayern München - gerade einmal drei Tage nach diesem peinlichen, unverständlichen, katastrophalen Achtelfinal-Aus im Pokal bei Drittligist Saarbrücken. Daher versuchte es Toppmöller in den Katakomben der Frankfurter Arena mit einem Klassiker. "Wir haben der launischen Diva alle Ehre gemacht", sagte der Eintracht-Coach mit einem Lächeln. Wie wahr, wie wahr.
Denn es ist irgendwie auch richtig. Schließlich kann man das, was in diesen Tagen bei und mit der Eintracht passiert ist, mit normalen Ansätzen eigentlich nicht erklären. Auf der einen Seite das genauso bittere wie blamable Aus in Saarbrücken und auf der anderen Seite das furiose Feuerwerk gegen den zuvor in der Liga noch ungeschlagenen FC Bayern. "Es kann immer Schwankungen geben", erklärte Sportvorstand Markus Krösche nach dem Spiel. Solche wie in dieser Woche sind dann aber doch eine Frankfurter Spezialität.
Larsson und Götze brillieren im Zentrum
Sie waren aber in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Beispielsweise der gegen die Münchner überragende Eric Junior Dina Ebimbe, der in Saarbrücken noch einen Tag zum Vergessen erlebt hatte, gegen den FCB aber all sein Können präsentierte und das 2:0 (31. Minute) und 4:1 (50.) erzielte. Oder Hugo Larsson, der im Pokal noch das 0:2 verbockte, und nun, auch deutlich frischer als im Saarland, gegen die Bayern an der Seite von Mario Götze im zentralen Mittelfeld brillierte und das 3:0 schoss (36.).
Sowieso das Zentrum: Was Larsson und Götze im Zusammenspiel ablieferten, war in Sachen Präsenz, Zweikampfführung und Spielintelligenz herausragend. "Wir hatten zwei extrem schlaue Spieler im Zentrum", befand Toppmöller und sagte speziell über den in der Vergangenheit oft auf der Bank schmorenden Götze: "Ich habe schon (in Augsburg) auf der Bank gesagt, dass es Wahnsinn ist, was er macht. Er hat uns heute extrem geholfen."
"Es ist heute alles aufgegangen"
Auch Ansgar Knauff, Omar Marmoush, die gesamte Defensive oder Farès Chaibi hätten ein Sonderlob verdient gehabt nach dieser Vorstellung. Es war insgesamt ein außergewöhnlicher Auftritt. "Ich möchte heute niemand hervorheben", erklärte aber Toppmöller. "Es ist alles aufgegangen, was wir uns vorgenommen haben. Natürlich sind wir alle erleichtert. Das tut extrem gut."
Aber bei Toppmöller war nach der Gala gegen den Rekordmeister nicht nur eitel Sonnenschein angesagt. Ja, der Sieg sei wichtig, ja, der Sieg tue gut. Bei allem Lob für die außergewöhnliche Leistung gegen die Münchner war das Spiel am Mittwoch aber eben noch nicht vergessen. Besonders, da die Eintracht-Profis gegen den Rekordmeister bewiesen, dass sie es ja können.
Saarbrücken ist nicht vergessen
"Wir sind immer noch traurig, enttäuscht und sauer über die Niederlage in Saarbrücken", erklärte der Eintracht-Coach. "Es ist extrem bitter, wenn man sieht, was die Mannschaft leisten kann. Das Ausscheiden wird auch immer noch ein bisschen weh tun." Ähnlich sah es Vorstand Krösche, der bei allem Lob für das Bayern-Spiel ebenfalls noch einmal zurückblickte: "Es ärgert mich immer noch, dass wir gegen Saarbrücken ausgeschieden sind, weil es unnötig war und die Leistung nicht akzeptabel war."
Der Frankfurter Sportvorstand ließ auch durchblicken, dass es in den Tagen vor dem Spiel gegen die Bayern deutliche Worte gab. Zur Tagesordnung wurde bei den Hessen nicht übergegangen. "Wir sprechen die Themen an. Wenn wir das Gefühl haben, dass wichtige Themen nicht in Ordnung sind, wird darüber gesprochen", betonte Krösche und fügte vielsagend hinzu: "Manchmal muss man Dinge in Erinnerung rufen." Die Punkte Einstellung, Verantwortung und Mentalität dürften bei dieser Unterredung eine Rolle gespielt haben.
"Das ist schon ein bisschen verrückt"
So ist in Frankfurt durch den Heim-Erfolg gegen den FCB nun zwar nicht gleich wieder alles in Ordnung, die Befreiung war aber bei allen Beteiligten merklich zu spüren. "Wir haben eine Reaktion gebraucht und die haben wir gezeigt", berichtete Torschütze Marmoush. "Wir genießen heute den Moment", fügte Toppmöller hinzu. "Der Sieg heute und die Freude werden noch ein wenig nachhallen."
Am besten brachte die Gefühlslage aber der junge Schwede Larsson auf den Punkt: "Wir haben gesagt, dass wir nach so einem Spiel wie in Saarbrücken eine Reaktion zeigen müssen. Und jetzt gewinnen wir 5:1 gegen Bayern München. Das ist schon ein bisschen verrückt." Stimmt. Eben ganz Diva-like.