BR24 Sport Vorbild NFL: Neureuther offen für Helene-Fischer-Halbzeitshow
Die NFL war zu Gast in München und hat einen bleibenden Eindruck bei Felix Neureuther hinterlassen. Der BR-Wintersport-Experte sieht sich bestätigt, dass der Sport mehr Show verträgt und erklärt in der neuesten Folge "Pizza & Pommes", warum.
Die Begeisterung fand auch drei Tage später noch Nachhall bei Felix Neureuther. Der ehemalige Top-Skifahrer hatte am Sonntag das NFL-Spektakel in der Münchener Arena verfolgt und war begeistert. Eine "unfassbare Show", das wusste Neureuther schon vorher, "die liefert die NFL". Dass das Gastspiel des nordamerikanischen Highend-Sportproduktes in Deutschland Anklang findet, überrascht den BR-Wintersport-Experten überhaupt nicht.
NFL-Hype wirkt - "Deutsche relativ simpel zu begeistern"
Die Menschen auf der anderen Seite des Atlantiks seien zwar "vom Typ her ganz anders, also viel offener, wir in Deutschland sind eher etwas zurückhaltender." Gleichwohl betont Neureuther in der neuesten Folge "Pizza & Pommes": "Wir haben diese tolle Fan-Kultur. Diese unglaubliche Begeisterung, in ein Stadion zu gehen und dann auch Bock zu haben, das total abzufeiern."
Am Sonntag fluteten rund 70.000 Menschen die Allianz Arena, die Nachfrage war bei Weitem größer als das Angebot. "Wir brauchen diese Show", erklärt Neureuther, der feststellt, dass die NFL es "eigentlich mit relativ simplen Mitteln schafft, uns Deutsche für diesen Sport wahnsinnig zu begeistern. (...) Ich nenne dir ein Beispiel: Wenn ehemalige NFL-Stars im Hofbräuhaus sitzen und ein Bier trinken. Das feiern die Leute total ab."
Vorbild Amerika: Neureuther wünscht sich mehr Mut
Geht es nach Neureuther, sollte sich die deutsche und europäische Sportszene ein Beispiel daran nehmen. So kann er sich vorstellen, dass künftig auch TV-Kameras in die Kabinen der Sportler filmen dürfen. Dies sei "ein Prozess", den die Athleten in der NFL bereits gewohnt seien. "Ich glaube, da musst du einfach wirklich mal mutig sein und sagen, so ist es."
Gleiches gilt für die vielfach diskutierte Halbzeitshow bei großen nationalen Fußballspielen. 2017 wurde Helene Fischer für ihre Darbietung in der Pause des DFB-Pokal-Finals von einem Großteil der Zuschauer ausgepfiffen. Für die Fans stand die Schlagersängerin symbolisch für die wachsende Eventisierung und Kommerzialisierung. Seitdem verzichteten DFL und DFB auf derlei Showacts.
Halbzeit-Show mit Helene Fischer: Veranstalter brauchen Gespür
Felix Neureuther findet dies schade. "Wir reden ja immer viele Dinge schlecht. Wir reden auch ehemalige Athletinnen oder Athleten schlecht, wenn sie sich mal einen Fehltritt geleistet haben. Dann ist es gleich die große Sensation, die absolute Katastrophe." Einem erneuten Versuch des Entertainments steht er offen gegenüber.
Beispiel Braathen: Es braucht Show und Sport
Unverzichtbar für eine gelungene Sport-Veranstaltung ist für Neureuther vor allem aber die Leistung der Athleten. "Du musst natürlich schon Leistung bringen, um die Anerkennung zu erfahren. Aber die Show, die muss dazugehören. Nur dann kannst du auch einen bleibenden Eindruck hinterlassen."
Bestes Beispiel für ihn: Der Ski-Alpin-Auftakt in Sölden. "An Lucas Braathen erinnert man sich. Oder? Aber dass Alexander Stehen Olsen gewonnen hat und eine tolle Leistung gebracht? Dieser tanzende Braathen unten im Ziel, das ist doch das, was hängenbleibt." Braathen, der nach einjähriger Pause nun für Brasilien an den Start geht, fuhr nach Laufbestzeit im zweiten Durchgang von Platz 19 auf Rang vier im Riesenslalom und legte im Anschluss einen Samba-Tanz hin.
Große Worte brauchen große Taten
Neureuther wurde dabei direkt an Braathens eigene Worte erinnert. "Er hat vor dem Rennen groß angekündigt hat, wie er den Sport verändern will. Er hat sich mit Dennis Rodman und auch mit einem Muhammad Ali verglichen, wenn ich mich richtig erinnere. Also der hat im Vorfeld schon richtig einen rausgehauen. Aber hat dann letztendlich auch abgeliefert."
Einschränkung für mehr Show: "Nicht glaubwürdig"
Wichtig ist Neureuther ebenfalls, dass nicht jeder Sportler wie Braathen tickt und sich auch nicht verstellen darf. "Wenn du versuchst, zwanghaft etwas zu machen, dass du aber eigentlich nicht bist, dann funktioniert es nicht, (...) dann ist das nicht glaubwürdig."
Auch dank der Show-Einlage von Braathen sowie dem omnipräsenten Marcel Hirscher, der ebenfalls sein Comeback im Weltcup-Zirkus feierte, war das Event in Sölden "rein für den Ski-Weltcup und für das Produkt Ski-Alpin ein absolut perfekter Auftakt. Besser kannst du es nicht haben. (...) Ich habe richtig Bock auf den Winter."
Quelle: BR24Sport 13.11.2024 - 00:00 Uhr