Vor U21-Länderspiel Tauziehen um FCB-Talent Paul Wanner: Rangnick lässt nicht locker
Österreich oder Deutschland? FC-Bayern-Talent Paul Wanner wird von zwei Fußballverbänden heftig umworben. Am Freitag debütiert er wohl für die U21 des DFB in Regensburg. Für ÖFB-Coach Rangnick hat das aber "keine Aussagekraft".
Am Freitag empfängt die deutsche U21-Nationalmannschaft in Regensburg Bulgarien. Das EM-Qualifikationsspiel verspricht nicht unbedingt, zu einem Fußballklassiker zu werden - und doch wird dieses Spiel genaustens beobachtet werden. Der Grund ist ein Debütant aufseiten des DFB. Paul Wanner: 18 Jahre jung, hoch veranlagt, Bundesliga-Durchstarter, Leihgabe des FC Bayern - und Besitzer zweier Passdokumente.
Frank Schmidt: "Am meisten imponiert mir seine Persönlichkeit"
Wanner wurde im österreichischen Dornbirn geboren, 20 Kilometer von der Grenze zu Bayern entfernt. Sein Vater Klaus ist Deutscher, Wanners Mutter ist Österreicherin. Das Fußballspielen lernte Wanner in Deutschland, beim SV Amtzell, beim FV Ravensburg - als 12-Jähriger wechselte er zum FC Bayern, wo er drei Jahre später in der Bundesliga debütierte.
Die ersten Auftritte im Trikot des Rekordmeisters und seine Leistungen bei den Leihstationen SV Elversberg und aktuell beim 1. FC Heidenheim, sorgen für mächtig Aufsehen. "Was mir da am meisten imponiert, ist einfach seine Persönlichkeit. Mit 18 Jahren ist er sehr weit. Ich glaube, da gibt es wenige Spieler, die mit 18 Jahren schon so einen klaren Fokus auf die Herangehensweise, auf die eigene Leistung haben", lobte kürzlich sein Leih-Trainer Frank Schmidt seinen Schlüsselspieler.
Rangnick über U21-Zusage: "Gar keine Aussagekraft"
Und hat sich das Tauziehen um den jungen Spieler zwischen ÖFB und DFB zuletzt intensiviert. Österreichs Nationaltrainer lockte Wanner mit einer Nominierung für das A-Nationalteam - sogar ein Ticket für die EM war im Gespräch, das Waner aber damals ablehnte. Deutschlands Angebot: Eine U21-Nominierung und ein "klarer Plan" ihn an das Premiumprodukt heranzuführen. Wanner, der ausschließlich für Jugendnationalmannschaften des DFB aufgelaufen ist, entschied sich für die U21. Er möchte es langsam angehen lassen. "Am liebsten würde ich ein Jahr Bundesliga spielen und dann schauen, wo ich mich eher sehe", sagte Wanner kürzlich dem Kicker.
Wanner über Telefonate mit Nationaltrainern: "Beide geben sich Mühe"
Doch das öffentliche Tauziehen um den 18-Jährigen geht weiter. Zunächst hatte der U21-Coach Antonio Di Salvo verlauten lassen, Wanners Entscheidung sei "schon ein Zeichen, wenn er weiter für Deutschland spielen will". Rangnick hatte da eine andere Interpretation: "Auch wenn er jetzt zur deutschen U21 eingeladen wurde, hat das zunächst gar keine Aussagekraft", sagte der 66-Jährige. "Entscheidend wird es, wenn er sich entscheiden will oder muss, in welcher A-Nationalmannschaft er spielt."
Er sei "regelmäßig im Austausch mit Paul, habe auch vor zwei Wochen mit ihm länger telefoniert", betonte Rangnick nun. "Er hat mir gesagt: Er kann und will diese Entscheidung jetzt noch nicht treffen, und das ist auch vollkommen okay für mich."
Auch der deutsche Bundestrainer Julian Nagelsmann, erzählte Wanner, habe sich kürzlich telefonisch bei ihm gemeldet und fasst das Tauziehen zusammen: "Beide geben sich Mühe". Der DFB möchte vermeiden, dass mit Wanner ein weiterer hoch veranlagter Spieler sich gegen den DFB entscheidet, so wie es kürzlich der Ex-Nürnberger Can Uzun und das Ex-FCB-Talent Kenan Yildiz gemacht hatten.
Der Traum vom Mittelfeld der Zukunft
Ein Mittelfeld mit Wanner, Musiala, Wirtz und Aleksandar Pavlovic, keiner davon älter als 21 Jahre, ist natürlich ein großes Versprechen an die Zukunft. Von Musiala und Wirtz ist mittlerweile verbürgt, dass sie nicht nur zu absoluten Topspielern aufsteigen können, sondern dieses Status bereits erlangt haben. Pavlovic und Wanner dürften diesen Beweis in den kommenden Jahren auch anstellen.
Das Versprechen auf eine neue goldene Generation im deutschen Mittelfeld ist groß. So groß, dass es auch Wanner überzeugen könnte. Rangnick glaubt, dass das beste Argument Einsatzzeiten sind: "Am Ende ist es eine Frage, wo er für die nächsten Turniere größere Chancen sieht, regelmäßig zum Einsatz zu kommen." In diesem Punkt hat natürlich der ÖFB aktuell einen Vorteil.
Nächster Schritt: EM-Qualifikation
Doch Fußballer auf diesem Niveau träumen von Titeln - und die könnte er vermutlich eher in Zusammenarbeit mit Musiala, Pavlovic und Wirtz holen. Eine Kombination, die übrigens auch im Vereinsfußball denkbar ist. Nur Wirtz besitzt keinen gültigen Arbeitsvertrag in München, doch das könnte sich bekanntlich noch ändern.
Nun geht es aber für den so bedachten Wanner darum, die nächsten Schritte in seiner Karriere zu absolvieren. Am Freitag will er mit seinem Debüt bei der U21 des DFB dazu beitragen, dass sich das Team von Di Salvo für die U21-EM 2025 in der Slowakei qualifiziert. Ob er diese dann auch spielt, oder dieser Mannschaft schon entwachsen ist, das wird erst die Zukunft zeigen.
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Quelle: BR24Sport 10.10.2024 - 11:55 Uhr